Der Unterschied zwischen Vorstellung und Realität löst sich bisweilen schnell auf. Die Methode, um das Coronavirus im menschlichen Organismus zu orten, als Spucktest zu bezeichnen, ist falsch. Hätten die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse an der Kantonsschule am 25. Februar um die Wette gespuckt, hätte nur einer gewonnen: das Virus. Das Gegenteil ist gewollt. Die höheren Bildungseinrichtungen im Kanton Zug erhoffen sich durch diese Strategie die Virenschleudern abzufangen, bevor sie Unheil anrichten.
Hinter ihrem Lehrer Joram Berlowitz läuft ein Erklärfilm zum Coronatestprotokoll. Gewissenhaft folgen die Kantischüler dem vorgegebenen Protokoll: Wattestäbchen unter die Oberlippe, unter die Unterlippe, die Wange rechts und links abtupfen und dann den Speichelsammler noch über den harten und weichen Gaumen fahren und dann das Wattestäbchen entsorgen. Ein zweiter Schritt beinhaltet eine Kochsalzlösung in den Rachen zu giessen. Diese mit Speichel versetzte Trägerflüssigkeit müssen die Tester dann in ein Röhrchen bringen. Der dritte Schritt beinhaltet dann, die «Poolflüssigkeit» zu sammeln. Für die gemeinsame Probe sollten nach Möglichkeit mehr als fünf und weniger als 13 Schüler einen Pool bilden.
Wie der ebenfalls beim ersten Test anwesende Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss erklärte, prüfe das Labor zuerst die Poolprobe. Erst wenn diese erste Überprüfung ergibt, dass in dieser Gruppe das Coronavirus vorhanden ist, werden die Einzelproben getestet. Die Namen der Getesteten sind dem Labor nicht bekannt, jedoch der Stelle, welcher es obliegt, die Wege aufzudecken, welche das Coronavirus genommen hat. Aus der Sicht von Schleiss ist das eine gute Lösung, die strengen Datenschutzregeln zu erfüllen.
Dauertesten bringt den Gesunden eine erhöhte Sicherheit
Die Proben der Schüler gehen an zwei Labore. Ziel ist es, dass die erkannten Coronavirusträger noch vor Schulbeginn den Bescheid bekommen. Der 17-jährige Jonas Bauer bezeichnet den Test nach der Premiere als «recht ungewöhnlich», um gleich anzufügen, dass es wohl schnell gehe, bis «wir uns daran gewöhnt haben». Der Kantonsschüler gewinnt der Testerei auch Positives ab, denn:
«Ich weiss, was Sache ist, wenn ich mit Kollegen abmache.»
Für Jana Schmidt (17), eine Schulkollegin von Jonas Bauer, ist die Testerei eine «neue Erfahrung». Das komme gut, ist sich die Kantonsschülerin sicher.
Für die Kantonsschüler wie auch für die weiteren Oberstufenschüler und ihre Lehrkräfte im Kanton Zug könnte von nun an an zwei Wochentagen das Nervenflattern schon vor dem Schulstart beginnen: Kommt der Anruf der Virusspurenleser oder nicht? Wie von der Schulleitung der Kantonsschule Menzingen zu hören war, hätten sich zehn Personen gegen einen solchen Test entschieden. Dies bei rund 530 Schülern und Lehrkräften und weiterem Schulpersonal.
Die Zahl der Quarantänetage soll massiv reduziert werden
Die Alternative haben die Schüler über die Jahreswende erlebt. In dieser Phase waren gemäss der Menzinger Schulleitung 21 von ihnen Träger des Coronavirus. Die Folge: Rund ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler war in Quarantäne.
Neuerliche Situationen wie zu Jahresbeginn will der Kanton Zug unter allen Umständen verhindern. Im Erfolgsfall würde ihn das nur eine geringe Investition kosten. Pro Woche betragen die Kosten für die Massentests zwar rund 450'000 bis 500'000 Franken, für den Löwenanteil davon kommt aber der Bund auf.