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Uri

Er weckt bei den Urnern die Theaterlust

Jürg Schneckenburger pendelt oft für seine Theaterprojekte zwischen Schaffhausen und dem Kanton Uri. Die Liebe zu Uri flammte vor allem über das Jugendtheater auf. Er gilt als einer, der viel fordert, aber auch ein gutes Gespür für die Spieler hat.
Regisseur Jürg Schneckenburger (rechts) gibt den Schauspielern letzte Anweisungen. (Bild: Corinne Glanzmann (Altdorf, 02. Januar 2019))

Markus Zwyssig

Seine verschiedenen Projekte für das Jugendtheater Altdorf waren für Jürg Schneckenburger prägend und offenbar äusserst nachhaltig. Der Theaterpädagoge inszenierte zwischen 1997 und 2011 unter der Produktionsleitung des heute pensionierten Sekundarlehrers Sepp Grossrieder insgesamt acht Theaterstücke mit Jugendlichen. Auch wenn das einige Jahr her ist, so ist der Kontakt mit vielen damaligen Spielerinnen und Spielern geblieben.

In der neuen Inszenierung von Molières «Le Malade imaginaire» mit der Urner Theatertruppe Momänt & Co., die gestern Samstagabend im Theater Uri in Altdorf Premiere feierte, sind nicht weniger als sechs Ehemalige des Jugendtheaters mit dabei. «Mit Menschen Theater zu machen, mit denen man bereits gemeinsame Erfahrungen hat, bringt Vorteile mit sich», gibt sich Schneckenburger überzeugt. «Es gibt eine gemeinsame Sprache, ein intuitives gegenseitiges Verstehen.» Die Urner, die er kennen gelernt habe, würden ihre Arbeit auf der Bühne stets in den Dienst der Sache stellen. «Sie sind uneitel. Auch zeigen sie eine grosse Offenheit und Experimentierfreude.» Neue Ideen werden nicht schon im Vornherein abgeblockt, sondern erst einmal ausprobiert, das seien ideale Voraussetzungen zum Theaterspielen. Was ihn bei den beiden Inszenierungen für Momänt&Co. ganz besonders beeindruckt habe, sei die Zusammenarbeit mit der Kostümbildnerin Anna Maria Glaudemanns und dem Bühnenbildner Fredy Burkart, «sie haben den Theaterabend mit ihren Ideen entscheidend geprägt».

Ehemalige bringen viele Projekte ins Rollen

Die Beziehungen zu ehemaligen Jugendtheater-Spielern sind vielfältig. So erarbeitete Schneckenburger mit dem Urner Musiker Mario Schelbert ein Theaterprojekt. Zudem arbeitet er immer wieder mit Benno Muheim zusammen, der neben der Kindermusikband Silberbüx auch ein Figurentheater betreibt und das Theater Stadelhofen in Zürich leitet.

Der 57-jährige Schneckenburger lebt in Löhningen bei Schaffhausen. Für seine Theaterprojekte im Kanton Uri nimmt er lange Wege auf sich. Bleibt er längere Zeit, so bezieht er aber ein Hotelzimmer in Altdorf. Schneckenburger ist ursprünglich gelernter Primarlehrer. Danach absolvierte er ein Studium der Theaterpädagogik an der Schauspiel Akademie Zürich, der heutigen Zürcher Hochschule der Künste. Seit 1992 ist er als freischaffender Regisseur und Theaterpädagoge tätig. Er kann auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückblicken. Hat er doch inzwischen gut achtzig Inszenierungen mit Berufs-, Amateur-, Jugendtheater- und Figurentheaterensembles in der ganzen Schweiz realisiert. Zudem ist er Dozent und Mentor an der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen.

Sekundarlehrer infizierte ihn mit dem Theatervirus

Er sei als Jugendlicher von einem Sekundarlehrer in die Welt der Commedia dell’ arte entführt und nachhaltig mit dem Theatervirus infiziert worden, sagt Schneckenburger. Und das habe ihn nicht mehr losgelassen.

«Le Malade imaginaire» ist nach «Les Fourberies de Scapin» Schneckenburgers zweite Inszenierung eines Stücks von Molière. «Ich wollte mich einfach nochmals intensiver mit seinem Leben und seinen Werken beschäftigen», sagt Schneckenburger. «Le Malade imaginaire» ist für ihn nach wie vor aktuell. Vor allem, wenn man den Gesundheits- und Schönheitswahn vieler Menschen betrachte. «Langsam laufen wir auf die Unsterblichkeit zu. Wir können alles irgendwo speichern und verschwinden gar nicht mehr von dieser Welt», so Schneckenburger. Gleichzeitig steige dadurch aber auch die Abhängigkeit von den Ärzten und der Errungenschaften der Medizin und der Technik.

«Ab und an geraten wir Laien an unsere Grenzen»

Guido Infanger spielt bei Schneckenburgers Inszenierung die Hauptrolle. Er erlebe den Regisseur als «streng» und äusserst «präzise». Er fordere viel. «Ab und an geraten wir als Laienspieler an unsere Grenzen», gibt er zu verstehen. Wer mit Schneckenburger zusammenarbeite, müsse bereit sein, alles zu geben. «Und er hat ein gutes Gespür für die Qualitäten und Begabungen der Spielerinnen und Spieler.» Der Regisseur helfe jedem, dorthin zu gelangen, wo er hin möchte. «Alles ist stets im Dienste der zu erzählenden Geschichte», gibt sich Infanger überzeugt. Wenn die Inszenierung das Publikum zu berühren vermöge, sei es das, was schliesslich zähle.

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