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Luzern

Er gehört zu den erfolgreichen Absolventen der Maturitätsschule für Erwachsene in Reussbühl

Als Lehrer, Archivar oder im Museum arbeiten – das will Beat Camenzind. Dafür absolvierte er die Erwachsenenmatur in Reussbühl. Er und 18 weitere Personen erhielten am Donnerstag die Zeugnisse für ihren Erfolg.
Beat Camenzind freut sich über die bestandene Matura. (Bild: Jakob Ineichen, Reussbühl, 13. Juni 2019)

Nathalie Ehrenzweig

Beat Camenzind möchte gerne Geschichte und Germanistik studieren. Doch dazu fehlte ihm bislang die Matura, denn der Einsiedler hatte eine Polygraf-Lehre gemacht. Der Besuch der Maturitätsschule für Erwachsene in Reussbühl sollte ihn diesem Traum ein Stück näher bringen. «Ich ging dreieinhalb Jahre zur Schule und habe nebenbei 60 Prozent in der Buchhaltung gearbeitet», erzählt der 28-Jährige. Und nun durfte er sein Maturazeugnis in Empfang nehmen.

Camenzind freut sich darüber, dass die Schule für den Moment zu Ende ist. «Ich brauche jetzt etwas Erholung», betont er. Denn während der Ausbildung habe er oft auf sein Hobby, Schwimmen, oder auf das Zusammensein mit seinen Kollegen verzichten müssen. «Es war schon streng, ich habe das fast etwas unterschätzt», sagt er lachend.

So hätten denn auch einige Bekannte nicht verstanden, wieso er das auf sich nimmt: Lieber du als ich, meinten viele. «Doch meine Familie hat mich immer unterstützt, ohne Druck zu machen», sagt Beat Camenzind. Auch seine Schwester macht mit einer Tanzschule nun eine weitere Ausbildung, sein jüngerer Bruder ist noch in der Oberstufe. «Mich hat das nie gestört, dass ich nun halt älter bin, wenn ich dann mit dem Studium fertig bin. Ich bin sowieso sehr wissbegierig und finde, dass man das ganze Leben über lernt», betont Beat Camenzind. Er habe auch nie bereut, erst eine Lehre gemacht und die Matura erst auf dem zweiten Bildungsweg absolviert zu haben.

Vom «PDF-Klempner» zum Geschichtsstudent

An seinem Beruf als Polygraf gefiel ihm vor allem die Kreativität. «Das mache ich noch heute für Freunde. Aber der Beruf hat sich mit der Zeit verändert. Man wird etwas zum PDF-Klempner», findet Beat Camenzind schmunzelnd. Der Einsiedler steigt damals in den Vorkurs mit sechs Fächern ein. «Danach stehen Fächer wie Mathi, Deutsch, Französisch, Biologie und so weiter auf dem Stundenplan. Als Schwerpunktfach wählte ich Latein, als Ergänzungsfach Geschichte», erzählt er.

Das Ziel von Beat Camenzind ist mit der Erwachsenenmatura noch nicht erreicht. Er möchte in ein, zwei Jahren an der Universität Basel Geschichte studieren, um entweder als Lehrer, Archivar oder in einem Museum zu arbeiten. «Ich reise gerne, fremde Kulturen, Architektur und Kunst interessieren mich sehr», beschreibt der 28-Jährige seine Leidenschaft. Vor allem Japan habe es ihm angetan, da will er bald wieder hin. «Die japanischen Teezeremonien faszinieren mich. Ausserdem habe ich japanischen Kampfsport gemacht und die Geschichte der Samurai packt mich auch», gerät er ins Schwärmen. Doch auch in Italien, zum Beispiel in Rom, gefällt es ihm – allein oder mit Freunden.

Während der dreieinhalb Jahre hat er sich vor allem in Chemie und Französisch durchgebissen. «Chemie hatte ich vorher auf diese Art noch gar nicht. Deshalb war ich auch froh, dass ich den Vorkurs gemacht habe und somit die Grundlagen mitbekommen habe. Französisch mag ich einfach nicht gerne. Am Anfang habe ich noch versucht, gute Noten zu erzielen, denn ich bin ehrgeizig», verrät Beat Camenzind. Doch mit der Zeit habe er aufgegeben und sich auf andere Dinge konzentriert.

Zwei Tage in der Woche ging Camenzind mit seiner Klasse zur Schule. «Am Schluss waren wir zwölf Schülerinnen und Schüler. Zu Beginn mussten wir noch etwas zu unserem Gemeinschaftsgefühl finden, aber im Laufe der Ausbildung sind wir zusammengewachsen», sagt er. Einige seiner Schulkollegen werden gleich im Herbst das Studium aufnehmen. «Sie wollen zum Beispiel Mathematik oder Medizin studieren».

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