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Obwalden

Engelberg und Wolfenschiessen wollen eine gemeinsame Bike-Destination schaffen

Das hintere Engelbergertal soll attraktiver werden für Mountainbiker. Geplant sind gut ein Dutzend neuer Trails. Auch die Wanderer sollen davon profitieren. Am 7. März stimmen die Engelbergerinnen und die Wolfenschiesser über die Kredite ab – wir stellen die geplanten Trails schon einmal vor.
Insgesamt sollen im hinteren Engelbergertal ein Dutzend Trails gebaut und verbessert werden. (Alessandro Della Bella / KEYSTONE)

Matthias Piazza

Matthias Piazza

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Engelberg und Wolfenschiessen wollen eine neue Ära ihres Mountainbike-Angebotes einläuten. So sollen insgesamt gut ein Dutzend Trails gebaut oder bestehende verbessert werden. Auch ein Übungsparcours auf der Bänklialp ist geplant. An den benötigten gut 2,8 Millionen Franken will sich die Gemeinde Engelberg mit 740'000 Franken beteiligen. Auf die Gemeinde Wolfenschiessen kommen Nettokosten in der Höhe von 490'000 Franken zu.

Über die Kredite entscheiden die Stimmberechtigten der beiden Gemeinden am 7. März an der Urne ab. Bereits schon zugesichert sind die Beiträge der Neuen Regionalpolitik (NRP) von 90'000 Franken für das Engelberger und 190'000 Franken für das Wolfenschiesser Gemeindegebiet. Auch die Titlis- und Brunnibahnen, der Verein Tourismus Wolfenschiessen, Engelberg-Titlis-Tourismus und die IG Bike-/Wanderwege beteiligen sich finanziell am Projekt.

«Engelbergertal eignet sich im Sommerhalbjahr perfekt zum Biken»

Wird jetzt der Sommer für Engelberg wichtiger als der Winter? Nein, meint Daniel Benjamin von der Bike-Kommission Engelberg.

«Der Winter ist nach wie vor wichtig. Aber das Engelbergertal eignet sich im Sommerhalbjahr eben auch perfekt zum Biken, einem Sport, der in den vergangenen Jahren einen starken Boom erlebte.»

Die Millionen-Investitionen sollen aber nicht nur den Touristen und Einheimischen zugutekommen, die sich gerne mit dem Bike im Engelbergertal bewegen. Stichwort Entflechtung: «Biker, Wanderer und Landwirte sollen einander nicht in die Quere kommen. Dafür wollen wir mit den neuen Bike-Trails auch sorgen. Es hat Platz für alle.» Diese Entflechtung soll auch mit einer guten Beschilderung erreicht werden.

Die Landwirtschaft soll mit Zaundurchgängen und Hinweisschildern entlastet, Biker für die Nutztierhaltung und die Wildtiere sensibilisiert werden. Nur durch offizielle Bike- und Wanderwege könne eine Beruhigung für Mensch, Natur und Tier erreicht und gleichzeitig eine touristische Chance genutzt werden, so Benjamin.

Der Abstimmung vom 7. März und dem anschliessenden Baubewilligungsverfahren blickt Daniel Benjamin zuversichtlich entgegen. «Wir haben Landwirte, Grundstückbesitzer, den Kanton, Forstwart, Wildhüter und Naturschutzorganisationen von Anfang an mit ins Boot geholt. Auch der Gemeinderat steht hinter diesen Plänen.»

2019 erlitt ein ähnliches Projekt Schiffbruch

Für Wolfenschiessen ist es schon der zweite Anlauf. Im November 2019 lehnten die Wolfenschiesser an der Gemeindeversammlung Pläne für ein grösseres Projekt für Biker und Wanderwege für 800'000 Franken mit 88 zu 64 Stimmen ab. Auch diesmal spricht sich die Finanzkommission – im Gegensatz zum Gemeinderat – gegen die Vorlage aus.

Als Gründe führt sie in der Botschaft unter anderem die finanzielle Situation der Gemeinde ins Feld; per Ende 2019 betrug die Pro-Kopf-Verschuldung 6530 Franken. Auch stellt sie in Frage, ob die touristischen Leistungsträger mit dem Ausbau des Bike-Netzes einen wesentlichen finanziellen Mehrwert erwirtschaften können.

Für Thomas Vetterli, Mitglied der Engelberger Bike-Kommission und Vize-Gemeindepräsident von Wolfenschiessen, ist der Zeitpunkt für die Schaffung einer gemeinsamen Bike-Destination so günstig wie noch nie:

«Die Ausgangslage hat sich
gegenüber 2019 enorm verbessert.
Wir haben alle Grundeigentümer im Boot, auch müssen wir dank Kanton und anderer Geldgeber mit 490'000 Franken nur gut die Hälfte für den Wolfenschiesser Teil berappen.»

Auch steht für den Tourismusfachmann fest, dass sich diese für die Gemeinde verkraftbare Investition touristisch auszahlt. «Vergangenen Sommer haben die Leute Ausflüge in der näheren Umgebung entdeckt. Das wird auch noch nach der Coronapandemie anhalten», ist er überzeugt.

Von einem grossen Potenzial spricht auch Roland Lymann vom Institut für Tourismus und Mobilität an der Hochschule Luzern – Wirtschaft.

«Mit dem steigenden Gesundheitsbewusstsein werden auch Biken und Wandern immer beliebter. Die Leute wollen raus aus dem hektischen Alltag.»

Von der touristischen Wertschöpfung, die das geplante Bike- und Wandernetz im hinteren Engelbergertal generiere, sei er darum überzeugt. Das Allerheilmittel für Wintersportregionen, die mit wirtschaftlichen Problemen kämpfen, wie etwa die Klewenalp, sei dies aber nicht. «Ein solches Sommerangebot kann fehlende Einnahmen der Wintersaison nicht wettmachen, aber einen wichtigen Beitrag leisten für den wirtschaftlichen Erfolg einer Region.»

Geben beide Gemeinden ihren Segen, sollen die Trails in den nächsten zwei bis drei Jahren realisiert werden.

Eine Auswahl der Pläne im Detail:

Flowtrail Trübsee–Engelberg

Vom Trübsee hinunter nach Engelberg besteht bisher noch kein offizieller Bike-Weg. Die Abfahrt auf der Strasse ist teilweise sehr steil und besonders im unteren Teil, ab Untertrübsee, stark befahren. Dadurch birgt die Bike-Abfahrt nach Engelberg, besonders für weniger geübte Biker und Familien, ein Sicherheitsrisiko. Dieses konnte mit dem Chatzäbalmäli-Trail zumindest ab Untertrübsee teilweise entschärft werden.

Der bereits bestehende Flowtrail vom Jochpass bis Trübsee soll über Untertrübsee bis nach Engelberg weitergeführt werden. Dadurch würde die Destination über einen für Biker reservierten Flowtrail vom Jochpass bis nach Engelberg verfügen.

Skills-Park Bänklialp

Im Gerschniwald soll ein Schulungsparcours entstehen. Zielgruppe sind alle Mountainbiker und Kinder, die Erfahrung im Gelände haben oder sich noch aneignen wollen. Das fahrerische Können spielt dabei keine Rolle. Die Elemente werden so gestaltet, dass Anfänger und geübte Fahrer Spass haben können.

Der Schulungsparcours bildet einen wichtigen Teil des ganzheitlichen Bike-Angebotes der Destination Engelberg. Für die Bike-Schulen ist es essenziell, dass sie die nötige Infrastruktur haben, um vor allem auch weniger geübte Biker und Kinder auf spielerische Art und Weise technisch zu schulen. Das Angebot richtet sich auch an Familien mit Kindern.

Der Gerschniwald eignet sich aufgrund der topografischen Gegebenheiten sehr gut als Standort. Ebenfalls ist die Nähe zum Dorf und zu den Titlis-Bergbahnen optimal. Als Sammelplatz ist der Sporting-Park angedacht. Dieser ist nah am Gerschniwald gelegen und bietet mit Parkplätzen, Garderoben und einem Gastronomieangebot auch die nötige Infrastruktur.

Singletrail Brunnihütte–Ristis

Anzustreben ist eine leichte bis mittelschwere Abfahrt ab Brunnihütte in Richtung Ristis. Dieser Trail soll ausschliesslich für Biker sein. Beim Start nach dem Härzlisee bis zur Einmündung in den Barfussweg sind im steilen Gelände grössere bauliche Massnahmen notwendig, um den Weg möglichst einfach fahrbar zu machen. Ab dem Barfussweg wird der Trail auf dem bestehenden Bewirtschaftungsweg geführt. Anschliessend wird ein frischer Singletrail angelegt, der in die Strasse in Richtung Talstation des Sessellifts mündet.

Singletrail Brunnihütte–Zopf (Walenalp)

Dieser Bike-Trail soll als Anbindung ins Engelbergertal nach Wolfenschiessen dienen. Im ersten Abschnitt zwischen Brunnihütte und Sädelegg wird der Weg von Wanderern und Bikern gemeinsam benutzt werden. Danach führt ein reiner Bike-Trail auf dem ehemaligen Wanderweg bis Stafel. Anschliessend folgt ein etwa zweieinhalb Meter breiter, naturbelassener Fahrweg bis Breitlaui, weiter in Richtung Zimmerliblätz und mündet danach in die Wandwalenstrasse, welche in Richtung Walenalp führt. Die Route führt nun der Strasse entlang in Richtung Walenwald bis zur Walenalp. Der letzte Abschnitt auf der Strasse ist bereits ein offizieller Bike-Weg.

Singletrail Ristis–Ghärst

Auf diesem Trail sind einzelne Abschnitte als reine Bike-Trails vorgesehen. Nach Möglichkeit werden bestehende Wege genutzt. Je nach Geländebeschaffenheit sind auf einzelnen Abschnitten jedoch auch neu angelegte Trails nötig, um die Strecke möglichst gut fahrbar zu machen.

Der heutige Chatzäbalmäli-Trail soll ausgebaut werden. Insbesondere ist geplant, den Trail ab dem Startpunkt komplett vom Wanderweg zu entflechten. Heute führt der Trail an einem Ort noch über den Wanderweg.

Singletrail Walenalp–Grafenort/Wolfenschiessen

Im Anschluss zum Wegnetz der Gemeinde Engelberg vom Bike-Trail ab Brunni zur Walenalp führt der Weg über die Brunnisalp, wo der Weg komplett saniert und teils neu angelegt wird. Am Fusse der Alp zur Überbrückung des Felsbandes erfolgt eine kurze Trag-/Stosspassage mit Treppen und Stossrinnen. Zur Alp Eschlen wird ein neuer Weg angelegt, der neu auch den hinteren Teil der Alp erschliesst.

Ab Alp Eschlen wird der bestehende Weg bis zum Vorsäss saniert. Die neue Linienführung Richtung Hasli wird über eine neue Forst- und Landwirtschaftsstrasse realisiert, wo dann ebenfalls ein neuer Weg bis hinunter zum Steinhaus führt und anschliessend die Talstation der Brunniswald-Bahn und das Gasthaus Grafenort erschliesst.

Die Option Wolfenschiessen führt ab dem Vorsäss weiter über die Strasse bis auf den Wellenberg und wieder runter nach Bettelrüti. Der ganze Weg wird teilsaniert und angepasst und die Liegenschaft Bettelrüti neu umgangen.

Die Verbindung Richtung Wolfschlucht wird teils über einen neuen Bewirtschaftungs- sowie einen neuen Weg erschlossen. Auch die Brücke in der Wolfschlucht wird erneuert. Dieser Wegabschnitt beinhaltet vier neue Bike-Rundwege. Dazu wird auch die sanierte Altzellerstrasse Richtung Bettelrüti ins Konzept integriert:.

  • Wolfenschiessen–Grafenort–Bettelrüti–Wolfschlucht
  • Wolfenschiessen–Grafenort–Wellenberg–Wolfschlucht
  • Wolfenschiessen–Grafenort–Brunniswald(-Bahn)–Wellenberg–Wolfschlucht
  • Wolfenschiessen–Engelberg–Brunni–Walenalp–Wellenberg–Wolfschlucht

Der Wanderweg Grafenort–Brunniswald wird komplett saniert und wieder zugänglich gemacht. Das Herzstück befindet sich bei diesem Abschnitt bei der neuen Verbindung Eschlen–Brunniswald, die sowieso saniert werden muss, wie das eigentliche Hauptstück Wolfenschiessen–Bettelrüti. Dieser Weg ist Teil der Neuverbindung Wolfenschiessen–Oberrickenbach–Altzellen, welche bis heute nicht direkt besteht. Durch diese Kanalisierung der Biker werden auch die Wege Schwarzwald und Eggeligrat wie auch der Walenpfad entlastet und somit als Wanderwege gestärkt.

Singletrail Wolfenschiessen–Isenthal

Dieser Abschnitt soll mit dem Kanton Uri realisiert werden. Im Anschluss zum Wegnetz des Kantons Uri ab Sinsgäuer-Schonegg wird der Weg Richtung Rinderstaffel saniert. Der Wegabschnitt Flüelenboden bis Haghütte wird neu angelegt und die Alpbeiz Haghütte somit neu erschlossen. Anschliessend führt der Weg über die Alpstrasse und (wo möglich) über sanierte Verbindungswege abseits der Strasse Richtung Spis.

Der Weg im Ober Spis wird komplett neu angelegt, wie auch der Weg Richtung Unter Spis oder zum Teil saniert. Auch der Weg Richtung Fuhr wird angepasst und die Talstation der Spisbahn klar erschlossen. Dieser Wegteil ist der Hauptabschnitt der Verbindung nach Uri, Isenthal und Bauen, wo anschliessend ein Weg Richtung Seelisberg geplant ist oder das Schiff genommen werden kann.

Der Weg führt weiter ab Oberrickenbach Richtung Allmend über einen Umgehungsweg zwischen Werkstrasse (Holzbau Waser AG) und Haldibach über den neuen Wander- und Spazierweg bis Käppelistutz und anschliessend über den sanierten Weg Richtung Bettelrüti-Wolfenschiessen oder nach Grafenort. Dieser Wegabschnitt erschliesst vier komplett neue Bike-Rundwege. Dazu werden auch das Postauto ab Wolfenschiessen und die Alpstrasse Sinsgäu als Aufstiegsmöglichkeiten ins Konzept integriert, entsprechend ausgerüstet und ausgeschildert:

  • Wolfenschiessen–Oberrickenbach–Bettelrüti–Wolfschlucht
  • Wolfenschiessen–Oberrickenbach–Haghütte–Bettelrüti–Wolfschlucht
  • Wolfenschiessen–Oberrickenbach–Haghütte–Schonegg–Isenthal–Bauen
  • Wolfschiessen–Oberrickenbach–Bettelrüti–Grafenort

Der neue Wanderweg ab Haghütte Richtung Flüelenboden wird von der Alpstrasse verlegt, was das Wegnetz natürlich attraktiver macht. Das absolute Herzstück ist jedoch der neue Freizeit- und Spazierweg ab Allmend Richtung Käppelistutz. Der Weg führt heute über die Hauptstrasse und wird kaum mehr begangen. Er ist künftig Teil der Neuverbindung Wolfenschiessen–Oberrickenbach–Altzellen, die bis heute nicht direkt besteht.

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