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Kontroverse

Ende Oktober wird Halloween gefeiert – soll man den Brauch aus Übersee übernehmen oder doch lieber gekonnt ignorieren?

Mitfeiern oder Spassverderber sein? Zwei Mitarbeiter unserer Redaktion sind sich uneinig.

Carmen Rogenmoser.
Bild: Bild: Stk

Zuerst ist es bloss ein friedlich scheinender Bär, der spät abends im Zug an mir vorbeihuscht. Verfolgt wird er von einem dramatisch geschminkten Dracula. Schliesslich wird das Grüppchen von einer Art Mumie mit lauter ziemlich echt wirkenden Blutstropfen an den Beinen komplettiert.

Meine Schwester und ich sehen uns fragend an. Was ist denn hier los? Dann dämmert es uns: Bald ist Halloween. Jener amerikanische Feiertag, den ich bisher vor allem vom Fernsehen kenne. Ich weiss, dass Spuck, Blut und Süssigkeiten eine grosse Rolle spielen.

Weiter habe ich mich damit nicht beschäftigt und ich habe es auch nicht vor. Obwohl mir in den Läden suggeriert wird, dass ich mit meiner ablehnenden Haltung wohl etwas Grossartiges verpasse. Spuck und Horror, das ist nicht meins. Aber darum geht es eigentlich gar nicht. Mir fehlt schlicht und einfach der Bezug zu Halloween. Was wird gefeiert und warum?

Dabei lebe ich Brauchtum eigentlich gerne mit. Räbeliechtliumzug, Chlauseslä oder auch Fasnacht: Diese Traditionen lassen mein Herz höherschlagen. Ich bin mir bewusst, dass auch diese einem ständigen Wandel unterworfen sind und nicht seit Jahrhunderten in gleicher Form erscheinen. Diese heimischen Traditionen aber sind mit Emotionen, mit Erinnerungen und dem Wunsch, sie weiterzugeben, verbunden. Für Halloween gilt das nicht.

Also verzichte ich vorerst auf diesen Tag des Grauens. Aber wer weiss, vielleicht habe ich in ein paar Jahren auch eine Schüssel mit Süssigkeiten zu Hause und verteile diese an gruselig verkleidete Kinder.

Marco Morosoli.
Bild: Bild: Stk

Über die Ursprünge von Halloween gibt es die verschiedensten Varianten. Einmal sind es die Kelten. Diese sind ein europäisches Volk aus vorchristlicher Zeit, sogar vorrömischer Zeit (6./5. Jahrhundert vor Christus). Ein anderes Mal die Christen, welche ja in den vergangenen 2000 Jahren den einen oder anderen Feiertag aus dem Hut zauberten.

Dass der Brauch etwas mit Allerheiligen zu tun hat, leuchtet sprichwörtlich ein: Am 1. November – Allerheiligen – stellen Menschen Kerzen auf die Gräber der lieben Verstorbenen.

Das Halloween-Fieber hierzulande ist noch jung. Was ich weiss: Meine erste Berührung mit dieser Nacht der schauerlichen Nächte ist ein Film des US-Regisseurs John Carpenter «Halloween – Die Nacht des Grauens» aus dem Jahre 1978. Carpenter schrieb gleichzeitig die Musik zu diesem Film. Sie geht einem durch Mark und Bein.

Filme mit «Halloween» im Titel gibt es mittlerweile sehr viele. Dunkle Nacht und das Grauen vor der Tür. Da bringen Kerzen und Laternen etwas Licht ins Leben.

Es ist wie immer: Ich finde Halloween eine gute Sache. Kinder, die um etwas bitten, sind mir noch tausend Mal lieber als die Spendenjäger in der Nähe von Drehkreuzen des öffentlichen Verkehrs. Was für mich entscheidend ist: Das Vermummtsein darf nicht ein Spielplatz für Respektlosigkeiten jedweder Art sein. Als Motto gilt: Jeder darf, niemand muss.

Wem der Halloween-Tag am 31. Oktober ein Gräuel ist, kann nach Deutschland gehen. Dort feiern die Menschen am 31. Oktober den Tag, an dem Martin Luther seine 95 Thesen am Dom von Wittenberg anbrachte. Es war die Geburtsstunde der Reformation. In einigen deutschen Bundesländern ist dieser Tag ein Feiertag. Aber wir haben ja schon am 1. November frei, allerdings nur in den katholischen Landen.

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