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Luzern

Emmen mobilisiert für den Regio-Express-Halt in Rothenburg Dorf

Schon 1000 Unterschriften haben die Petitionäre gesammelt. Derweil fordert der Gemeinderat Emmen den Verkehrsverbund in einem Brief auf, seinen Entscheid zu revidieren.
Der Bahnhof Rothenburg Dorf liegt auf Emmer Gemeindegebiet. (Bild: Eveline Beerkircher, 28. August 2019)

Beatrice Vogel

Ab Dezember 2020 wird der Regio-Express zwischen Luzern und Olten im Raum Rothenburg halten – eine erfreuliche Nachricht, die in Emmen aber für Wirbel sorgt. Der Verkehrsverbund Luzern (VVL) hat nämlich bei den SBB beantragt, den Halt in Rothenburg Station zu prüfen. Dies entgegen seiner einstigen Haltung, den Halt in Rothenburg Dorf zu bevorzugen.

Emmen will das nicht hinnehmen: Politische Vorstösse wurden überwiesen, seit Ende Juni läuft eine Petition. Laut Christian Meister, Petitionär und Präsident der Emmer CVP, sind aktuell rund 1000 Unterschriften zusammengekommen, wobei noch viele Bögen im Umlauf seien. Bisher sei nur online und über die Einwohnerräte privat gesammelt worden, «wir planen in den nächsten Wochen öffentliche Sammel- und Standaktionen». Vorgesehen sei, die Petition Ende September oder Anfang Oktober einzureichen, sagt Meister. Hinter dem Petitionskomitee stehen alle Ortsparteien sowie der direkt betroffene Quartierverein Bösfeld-Kapf.

«Potenzielle Fahrgäste sind bereits da»

Aus Sicht der Petitionäre bietet der Bahnhof Rothenburg Dorf ein höheres Passagierpotenzial. «Die Entwicklung des Gebiets rund um den Bahnhof Rothenburg Station ist erst geplant und soll bis 2040 dauern. Bis dahin kann dank dem Tiefbahnhof Luzern das Gebiet im 15-Minuten-Takt erschlossen werden. Die potenziellen Fahrgäste um den Bahnhof Rothenburg Dorf sind aber bereits da», argumentieren sie auf ihrer Website.

Pikant ist: Der VVL hat vor der Vernehmlassung das Potenzial der beiden Bahnhöfe wie auch die Vor- und Nachteile abgewägt und kam zum Schluss, dass Rothenburg Dorf zu favorisieren sei. Durch die Stellungnahmen der Gemeinde Rothenburg und des Kantons Luzern liess er sich umstimmen. Aus Rothenburger Sicht hat der Bahnhof Station mehr Potenzial, weil er in einem stark wachsenden Gewerbegebiet liegt.

Wie der Emmer Gemeinderat in einer Interpellationsantwort schreibt, gab es im Juni Gespräche mit der Gemeinde Rothenburg. Diese konnte jedoch «nicht davon überzeugt werden, sich für einen RE-Halt in Rothenburg Dorf einzusetzen».

Kürzlich hat der Gemeinderat sich erneut per Brief an den VVL gewandt. Darin erweitert er das Argumentarium für den Halt in Rothenburg Dorf. So schreibt er, dass beim Entscheid des VVL die «kommenden Grossbaustellen Gesamtsystem Bypass Luzern und Autobahnanschluss Emmen Nord nicht berücksichtigt wurden». Die Bauarbeiten am Bypass beginnen voraussichtlich 2024 und dauern rund 13 Jahre. Der Umbau zur Wiedereröffnung des Autobahnanschlusses Emmen Nord ist für 2026/27 geplant.

Stau wegen Bauarbeiten am Strassennetz

Von beiden Baustellen seien grosse Verkehrseinschränkungen und deshalb Stau zu erwarten, schreibt der Gemeinderat. Auch die Direktbusse nach Luzern werden dann im Stau stehen. «Deshalb wird das Bahnangebot in dieser Zeit das Rückgrat des funktionierenden öffentlichen Verkehrs sein und vermehrt genutzt», so das Fazit. Der Gemeinderat Emmen fordert deshalb vom VVL, dass er seinen Entscheid revidiert.

Für Christian Meister sind die zusätzlichen Argumente überraschend. «Es war mir nicht bewusst, dass der Bau des Bypasses so lange dauert und sich das Staurisiko dadurch stark erhöht.» Umso wichtiger sei es, dies ins Feld zu führen.

Der VVL nehme den Brief zur Kenntnis, heisst es dort auf Anfrage. Zum Vorwurf, die Verkehrseinschränkungen durch die Bauprojekte seien nicht berücksichtigt worden, sagt Mediensprecher Romeo Degiacomi: «Wir nehmen dieses Argument entgegen und werden es für den finalen Angebotsbeschluss einfliessen lassen.» Der Entscheid über die Haltepolitik liege gemäss ÖV-Gesetz beim Verbundrat. «Er wird das Anliegen der Gemeinde Emmen und die verschiedenen Argumente nochmals prüfen, das weitere Vorgehen festlegen und im nächsten Jahr einen finalen Entscheid fällen», so Degiacomi.

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