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Elektrizitätswerk Nidwalden soll künftig auf zusätzliche Energieträger setzen können – zum Beispiel Wasserstoff

Das Elektrizitätswerk Nidwalden bereitet sich auf die Öffnung des Strommarktes vor. Auch Grossisten wie die Migros könnten dereinst ins Geschäft einsteigen, heisst es.
Remo Infanger, Direktor EWN.
(Bild: Boris Bürgisser (11. April 2019))

Lucien Rahm

In einigen Jahren soll der Schweizer Strommarkt komplett geöffnet werden. Nicht nur können Firmen- und Privatkunden dann frei wählen, von wem sie ihren Strom beziehen wollen, jedes Unternehmen sowie auch Privatpersonen können ihre Energie dann auf dem Markt anbieten.

Der Nidwaldner Regierungsrat möchte bereits heute dafür sorgen, dass der kantonale Energieversorger, das Elektrizitätswerk Nidwalden (EWN), für die Öffnung gewappnet ist. Er beantragt daher dem Landrat, dem EWN künftig die Nutzung zusätzlicher Energieträger zu erlauben, wie er am Donnerstag mitteilt. Das Kantonsparlament ist gemäss dem Gesetz über das Kantonale Elektrizitätswerk Nidwalden für die Genehmigung neuer Energieträger zuständig. «Wenn wir das EWN für die Zukunft fit machen wollen, muss der Verwaltungsrat mehr Flexibilität erhalten, um die sich bietenden Chancen von neuen Technologien zu Gunsten der Energieversorgung in unserem Kanton zu nutzen», wird Landwirtschafts- und Umweltdirektor Joe Christen (FDP) in der Mitteilung zitiert.

Aktuell liefern Wasser- und Solarkraft den Strom

Aktuell ist es dem EWN erlaubt, Strom zu produzieren und verteilen, wie Direktor Remo Infanger auf Anfrage sagt. Hierfür betreibt das Unternehmen eigene Wasserkraft- und Solaranlagen. Künftig möchte er unter anderem auch auf Wasserstoff setzen können. Überschüssiger Strom liesse sich mittels sogenannter Elektrolyse in Wasserstoff umwandeln. Dieser ist lagerfähig und könnte somit dann zum Einsatz gelangen, wenn es am sinnvollsten ist. «So könnten wir überschüssigen Strom aus der Sommerperiode speichern und in produktionsärmeren Phasen wie der Nacht oder dem Winter verwenden», erklärt Infanger. Auch Autos lassen sich bereits heute mit Wasserstoff betreiben, was künftig an Bedeutung gewinnen könne.

Auch im Geschäft mit Wärme und Kälte würde das EWN gerne tätig werden. «Immer mehr Ölheizungen werden ersetzt, daher würde das Sinn machen.» Bei kleineren Überbauungen könnten beispielsweise Wärmepumpen zum Einsatz kommen und die Wärme mit einem lokalen Fernwärmenetz verteilt werden. In diesem Bereich sei in Nidwalden schon heute die Konkurrenz auswärtiger Energieversorger spürbar, sagt Infanger. Diese betreibt bereits solche Wärmenetze.

Bis die totale Marktöffnung Realität wird, dauert es zwar noch ein paar Jahre. Das Bundesamt für Energie ist derzeit dabei, einen Vorschlag für die Umsetzung zu erarbeiten. «Die Branche rechnet nicht mit einer Öffnung vor 2024», so Infanger. Dennoch sei dies eine relativ kurze Zeit. Daher sei man nun frühzeitig auf den Regierungsrat zugegangen, um die Zukunft des EWN anzugehen.

Bietet bald auch die Migros Strom an?

Wer sich nach einer Öffnung alles als Mitbewerber einbringen könnte, ist zudem ungewiss. «In Deutschland mischen beispielsweise die Deutsche Bahn oder die Lebensmittelhändler Aldi und Lidl im Strommarkt mit. In der Schweiz könnten es dereinst Grossisten wie die Migros oder Telekomunternehmen sein.» Für ausländische Akteure steht der Schweizer Markt dann ebenfalls offen. Als EWN bereite man sich darauf auch mit Massnahmen zur Kundenbindung vor. «Wir versuchen, uns mit unseren Dienstleistungen, Services und Produkten abzuheben», sagt Infanger. Neue Geschäftsmodelle würden ebenso geprüft. «Wir verfolgen zum Beispiel, wie Strom und Telekommunikation zusammenwachsen könnten.» Denkbar wäre, dass sich diese beiden Bereiche künftig technologisch vereinen lassen.

Nicht nur die Marktöffnung veranlasst die Regierung aber dazu, dem EWN mehr Möglichkeiten zu verschaffen. «Bereits heute wird in der Eignerstrategie festgehalten, dass neben Elektrizität als gegenwärtiges Kerngeschäft auch andere Energieträger möglich sein sollen, die einen nachhaltigen Beitrag an die Versorgungssicherheit leisten können», heisst es in der Mitteilung. Zudem halte der Kanton Nidwalden in seinem Energieleitbild sein Interesse an einer ökologischeren Energieversorgung fest – «nicht zuletzt im Hinblick auf die Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes».

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