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Eklat im Luzerner Kulturhaus Südpol: Gesamter Vorstand tritt zurück

Weil sich der Vorstand des Südpols über die Ausrichtung des Hauses nicht einig ist, tritt er geschlossen zurück. Nun stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Für die Stadt Luzern ist auch ein kompletter Neuanfang denkbar.
Das Luzerner Kulturhaus Südpol in Kriens. (Bild: Nadia Schärli/Archiv).

«Das Vertrauensverhältnis zwischen Vorstand sowie Geschäftsleitung und Mitarbeitenden ist zerrüttet», sagt Sabrina Suter, Vizepräsidentin des Vereins Südpol. Sie spricht damit die Neuigkeit an, dass der Vorstand des Vereins Südpol Luzern per 5. Juli geschlossen zurücktreten wird. Stein des Anstosses war laut Suter die Ausrichtung des Hauses. Der Südpol sei auch geschaffen worden für die freie Szene. «Aber das Haus ist für diese nie ein wirkliches Zuhause geworden.»

Die Meinungen über notwendige Massnahmen für das Haus seien auseinandergegangen. «Wir konnten unsere Überzeugung nicht in den Betrieb bringen.» Um nicht bis zum bitteren Ende einen Machtkampf auf dem Buckel des Hauses auszutragen, habe man sich zum Rücktritt entschlossen. «Wir wollen damit auch den Weg frei machen, damit neue Kräfte das Kulturhaus in eine erfolgreiche Zukunft führen können», sagt Suter. Der Vorstand des Vereins besteht aus sechs Personen: Präsident ist Luzi Andreas Meyer, Vizepräsidentin Sabrina Suter, die weiteren Mitglieder sind Corinne Wegmüller, Oliver Frey, Lilie Kälin, und Gabie Burkhard.

Zu wenig Ausstrahlung

Das Thema ist nicht neu: Der Südpol hat sich seit seiner Eröffnung im Herbst 2008 trotz Enthusiasmus und guten Phasen nie wirklich als Kulturhaus etablieren können. Der Kulturbetrieb hat es nicht geschafft, über all die Jahre ein verbindliches Profil mit Ausstrahlung zu entwickeln und sich als Ort zu etablieren, wo regelmässig Betrieb ist und die Leute gerne hingehen.

Finanziell war das im Unterhalt aufwendige Haus stets am Anschlag. Ansprüche an das gewünschte Profil und gewährte Subventionen klafften auseinander. Vor vier Jahren erhöhte die öffentliche Hand ihre Beiträge auf eine Million Franken pro Jahr. Das ist, wie Kulturverantwortliche stets betonen, im Vergleich mit anderen ähnlich gelagerten Kulturhäusern in der Schweiz immer noch eine bescheidene Unterstützung.

Besucherzahlen gingen stark zurück

Vor eineinhalb Monaten gab der künstlerische Leiter, Patrick Müller, nach sechs Jahren Engagement seinen Rücktritt bekannt (Ausgabe vom 28. April). Müller brachte das nicht in Zusammenhang mit den Vorkommnissen im Südpol. Letztes Jahr gingen die Besucherzahlen, die Auslastung bei den Konzerten sowie die Erträge aus den Kulturveranstaltungen gegenüber dem Vorjahr teils stark zurück. Auch das sei ein Signal gewesen, dass man handeln müsse, sagte Suter.

«Das Haus hat seine Schwierigkeiten», verhehlt auch Südpol-Betriebsleiter Dominique Münch auf Anfrage nicht. «Wir haben dies auch erkannt und sind daran, zusammen mit dem Vorstand den Südpol mit verschiedenen Massnahmen erfolgreicher zu machen. Wir haben einiges auf den Weg gebracht. Darüber waren wir auch mit dem Vorstand stets synchronisiert.»

Dass nun in diesem laufenden Prozess der Vorstand geschlossen zurücktrete, habe das Leitungsteam und die Mitarbeitenden sehr überrascht. Zu den Vorwürfen und dem Vorgehen des Vorstandes konnte Münch keine Stellung nehmen. Er habe keine Lust, einen «Machtkampf» hochzuspielen. Zudem sei es zu früh. «Zuerst gilt es, die Situation zu analysieren. Wir müssen uns klar werden, was das heisst. Vor allem für unsere 25 Mitarbeitenden, die sehr verunsichert sind, aber auch für die Zukunft des Hauses.»

Verträge werden neu verhandelt

Die Stadt habe bei der letzten Anpassung des Subventionsvertrages vor vier Jahren eine stärkere Ausrichtung des Südpols auf Luzern und seine freie Szene verlangt, sagt Rosie Bitterli, Kulturchefin der Stadt Luzern. «Wir wollten auch, dass dort regelmässiger etwas läuft und das Haus belebt ist.» Mit dem neuen Vorstand sei man intensiv im Gespräch gewesen. «Wir haben den Eindruck gewonnen, dass er in die gleiche Richtung denkt und etwas verändern will.»

Bitterli will den Eklat nicht überbewerten, das komme in solchen Kultur-Unternehmen «gelegentlich vor». Aber: «Die Stadt hat ein grosses Engagement im Südpol und eine entsprechende Verantwortung.» Aus zeitlicher Sicht etwas ungünstig sei, dass der Gebrauchsleihvertrag und der Subventionsvertrag mit der Leistungsvereinbarung auf Ende Jahr neu verhandelt würden «und wir damit auch vor das Parlament gehen». Die Stadt warte nun ab, wie sich die Situation entwickle.

Falls an der ausserordentlichen Versammlung vom 5. Juli kein neuer legitimierter und dem Leistungsvertrag entsprechender Vorstand etabliert werden kann, wird es für die Stadt zeitlich eng. Rosie Bitterli: «Es liesse sich auch überlegen, den Betrieb Südpol nochmals neu auszuschreiben. So, wie wir das vor zehn Jahren gemacht haben.» Sie denkt an eine Art Ideen-Wettbewerb mit verschiedenen Interessenten und Teams. «Das muss man diskutieren. Eine solche Öffnung könnte eine Chance sein und dem Südpol einen neuen Kick geben.»

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