Andreas Faessler
Wir treffen sie überall an, wenn wir im Kanton Zug unterwegs sind – in Feld und Wald, an Strassen, Wegen, Hausmauern, auf Brücken, selbst mitten Dörfern an allen erdenklichen Ecken. Die Dichte an so genannten Bildstöcken, oft auch als Helgenstöckchen bezeichnet, ist hierzulande ausserordentlich hoch. Die kleinen Heiligtümer sind in ihrer Vielzahl eindrückliches Zeugnis katholischer Volksfrömmigkeit – überqueren wir beispielsweise die Kantonsgrenze nach Zürich, gibt es sie nicht mehr.
Sinn und Zweck der Bildstsöcke ist es einerseits, den Vorbeikommenden zu einem kurzen Gebet oder frommen Gedanken anzuregen, andererseits sind manche von ihnen als Mahnmal an ein Unglück oder ein wundersames Ereignis aufgestellt worden. Die häufigste Art von Bildstöcken, die man im Kanton Zug wie auch in den katholischen Nachbarkantonen trifft, sind kleine Gehäuse auf Stelen mit Sockel. Sie bergen eine Heiligenfigur oder ein Bildnis. Sie sind meistens aus Sandstein gefertigt, gelegentlich auch aus Holz.
Heiligtum am alten Weg
Wir finden ein besonders schönes Exemplar eines Bildstöckleins am Nollen in Unterägeri mitten in der Natur wenige Meter unterhalb vom Nollenchrüz. Es steht auf halber Strecke vom Hof Oberzittenbuech zum Nollengatter am Fusse einer mächtigen Birke am Strässchen. Es ist der historische Weg von Walchwil ins Ägerital, der in den vergangenen Jahrhunderten als direkte Verbindung dieser beiden Dörfer eine wichtige Fuktion erfüllte. Somit ist davon auszugehen, dass hier schon in alter Zeit ein Wegzeichen in Form eines Helgenstocks oder eines Wegkreuzes gestanden hat und nicht erst seit 1914, wie der heutige Bildstock am Sockel datiert ist. Unterhalb dieser Datierung ist der traditionelle katholische Grussspruch zu lesen: Gelobt sei Jesus Christus in alle Ewiskeit. Amen.
Instandsetzung durch den Kreuzbittverein
Nachdem der Bildstock im Laufe der Jahrzehnte reichlich verwittert war, liess ihn der Kreuzbittverein Ende der 1980er-Jahre restaurieren und das ursprüngliche Marienbildnis mit einer vom Bildhauer Lukas Gasser angefertigten Bruder-Klaus-Figur aus Holz ersetzen. Die Pflege von Wegkreuzen und Bildstöcken sowie Förderung von Bittgängen gehören zu den Hauptaufgaben des Vereins.
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.