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Zug

Einer aus Menzingen unter 14 000 Langläufern

Zum 51. Mal findet dieses Jahr der Engadiner Skimarathon statt. Über 300 Zuger nehmen daran teil, darunter auch Alain Schwegler.
Dieses Jahr will er schneller sein: Der Langläufer Alain Schwegler. (Bild: Maria Schmid (Menzingen, 21. Februar 2019))

Vanessa Varisco

In nur zwei Stunden und vierzig Minuten überwand der Menzinger Alain Schwegler (22) letztes Jahr die Distanz von 42 Kilometern am Engadin Skimarathon. Das ist sein bislang schnellstes Resultat. «Im Ziel war ich sehr erschöpft», erinnert sich der 22-Jährige. Für die Austragung dieses Jahr hat er sich bereits ein neues Ziel gefasst: «Ich will schneller sein.» Und dafür hat er fleissig trainiert, wie er berichtet. Diese Saison war er zehn Mal auf den Ski und hat insgesamt ungefähr 150 Kilometer absolviert. Fehlte der Schnee, ist er auf Joggen ausgewichen. Was er auch im Sommer gerne als Training nutzt, genauso wie Biken und Rennrad fahren. «Skiferien gab es diese Saison allerdings nicht», verrät der ETH-Student. Denn bis kurz vor Start des Frühlingssemesters, steckte er in der Prüfungsphase. Dennoch fühlt er sich bereit, erneut auf die dünnen Ski zu stehen und alles herauszuholen.

Es wird bereits das vierte Mal sein, dass er in das verschneite Engadin reisen und die Strecke von Maloja nach S-Chanf bezwingen wird. Mit dem Langlaufen hat er allerdings bereits vor längerer Zeit begonnen; denn der Sport liegt in der Familie. «Mein Vater läuft klassisch und hat mich dazu überredet, einen Kurs in der klassischen Laufweise und einen mit der Skatingtechnik zu absolvieren», führt er aus.

Langlauflager war ausschlaggebend

Heute läuft Alain Schwegler in der Skatingtechnik: Was bedeutet, dass er sich mit Schlittschuhschritten fortbewegt. Den Ärmel reingezogen hat es ihm allerdings erst wirklich mit dem Langlauflager der Kantonsschule vor einigen Jahren. «Ein Freund hat dieses nämlich im Vorjahr besucht und war derart begeistert und meinte, dass ich unbedingt auch mitkommen sollte», erzählt er. Inoffizielles Ziel des Lagers sei schliesslich gewesen, den «Engadiner» zu bestreiten. «Das Lager und der Engadiner haben mir so gut gefallen, dass ich beim Sport geblieben bin», sagt Alain Schwegler begeistert. «Das Faszinierende am Langlaufen ist, dass es trotz der Anstrengung etwas Gemütliches hat, wenn man den Dreh mit der Gleitphase erst einmal raus hat», schwärmt er. «Man ist mitten in der Natur und hat die Möglichkeit, die Landschaft so zu geniessen.» Im Kanton Zug gibt es drei Loipen, auf denen die Langläufer trainieren können. Sie verzeichnen dieses Jahr eine Traumsaison (siehe Box). Am Sonntag, 10. März, wird es für den 22-Jährigen wieder so weit sein. Mit Freunden reist er am Vortag mit dem Zug an. Dann gilt es, die Startnummer im «Marathon-Dorf» Sankt Moritz abzuholen. Vor dem Lauf finden sich dort jeweils viele Läufer zusammen, verköstigen sich an den diversen Verpflegungsständen und treffen den einen oder anderen Bekannten aus dem Vorjahr. «Was die letzten zwei Male besonders schön war – man hat immer wieder einige Kollegen aus dem Langlauflager getroffen», berichtet der Menzinger. Anschliessend geht es in die Unterkunft – oft eine Turnhalle oder eine Truppenunterkunft. Nach dem Abendessen liegt er zeitig im Bett, denn am nächsten Morgen heisst es früh aufstehen. Am Wettkampftag geht es schliesslich ans Eingemachte. Laut der Website des Volkslaufes ist es die grösste Sportveranstaltung der Schweiz und lockt jährlich rund 14 000 Langläufer aus über 60 Nationen ins Bündner Hochtal. Den grossen Andrang merkt man auch während des Laufs, weiss Alain Schwegler. Aber: «Am Anfang stören mich die vielen Leute weniger, weil ich die ersten Kilometer eher als Einlaufen betrachte und danach dünnt sich das Feld schnell aus.» Schwieriger sei es eher bei den Anstiegen. Sind nämlich die ersten Kilometer über die gefrorenen Seen geschafft, steht die Olympia-Schanze an. «Dort staut es ordentlich und man bemerkt die vielen Läufer», gibt er Auskunft. In mehreren Kolonnen reihen sich die Läufer aneinander, stürze einer im oberen Bereich, kippe oftmals die ganze Reihe um. «Ist man gerade schön im Rhythmus, ist das Anstehen doch störend.» Dank seiner guten Zeit konnte der Menzinger in eine höhere Startklasse aufsteigen; er läuft in der Hauptklasse A und damit vor den vielen Volksläufern, die später starten. «Schneller bin ich sicher auch dadurch geworden, dass ich in dieser höheren Startklasse laufen konnte und so nicht mehr so oft anstehen musste», überlegt er und führt aus: «Um meine Zeit zu verbessern, gilt es noch an der Technik zu feilen. Da ist Luft nach oben.»

Glücklich, aber erschöpft

Meistens ist die Strecke eben; einige Tücken birgt sie aber doch. Nicht zuletzt der Abschnitt Stazerwald mit der Abfahrt nach Pontresina, der bekannt ist für die zahlreichen Stürze am Wettkampftag. Hand aufs Herz, im berühmt-berüchtigten Matratzenwald auch schon einmal hingefallen? «Ja, das ist auch schon passiert», gibt er zu. Aber die schönen Erinnerungen würden definitiv überwiegen. «Der schönste Moment am Engadiner ist für mich, wenn sich das Läuferfeld so weit ausdünnt, dass man zwar genug Platz hat, aber sich noch immer als Teil von diesem riesigen Feld fühlt.» Im Ziel ist er glücklich, aber durchaus erschöpft. «Und die Rückreise ist immer schweigsamer als die Anreise», verrät er, bereit den Marathon unter die Ski zu nehmen.

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