Stefanie Geske
Stefanie Geske
Der Quartierverein Hirschmatt-Neustadt hatte schon länger eine alte Hausfassade am Kaufmannweg 11 für ein Street-Art-Projekt im Auge. Das teilt die Stadt Luzern am Freitag mit. Die Katholische Kirche Stadt Luzern, der das Gebäude gehört, stellt nun die 21 Meter hohe Wand unentgeltlich zur Verfügung und unterstützt das Projekt ideell. Aus einem Wettbewerb gingen die bekannten Tessiner Street-Art-Künstler Nevercrew als Sieger hervor, wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Ihre Raketen-Glace symbolisiere einerseits den Entdeckungsdrang der Menschheit. Die alte Feuertreppe werde als Startrampe treffend ins Bild integriert. Die Rakete sei aber auch eine Glace aus Eis, welche als Folge der vom Mensch verursachten Aktivitäten schmilzt.
Der Eroberungsdrang der Menschheit werde mit diesem Kunstwerk infrage gestellt. Die Natur stellen Nevercrew verwundbar dar, dem Menschen ausgeliefert: Die Tierwelt werde auf einen winzigen Teil des Bildes zurückgedrängt. Das Feuer am Stiel der Raketen-Glace gefährdet den letzten Lebensraum der Pinguine. Das brennende Streichholz löst den Impuls aus, die Flamme ausblasen zu wollen und konfrontiert einen mit der eigenen Verantwortung in der Klimakrise.
Zurzeit laufe das Bewilligungsverfahren, das Werk soll im Frühsommer 2021 realisiert werden. Die Umsetzung werde ein bis zwei Wochen dauern. Die Kosten für die Stadt Luzern belaufen sich auf 20'000 bis 25'000 Franken. Den gleichen Anteil zahlt die Albert Koechlin Stiftung – nur dank dieser Beteiligung könne das Projekt realisiert werden. Das Wandbild soll solange bestehen bleiben, bis die Katholische Kirche das Gebäude einer neuen Nutzung zuführt.
Mit diesem Projekt verbunden sei auch eine optische Aufwertung des etwas in die Jahre gekommenen Areals. Zudem werde damit die Kunstform Street-Art gefördert – das entspreche dem Willen der Politik. So steht in der Antwort des Stadtrates auf einen Vorstoss der SP, dass die Stadt die Bedeutung von Street-Art als Beitrag zur Aufwertung des öffentlichen Raums anerkennt und bereit ist, diese wie bis anhin zu unterstützen. Es sei folglich wünschenswert, dass dieses Projekt als Türöffner für weitere Street-Art-Projekte dient.
«Für die Katholische Kirche Stadt Luzern sind Klima- und Umweltschutz zentrale Anliegen. Unter dem Stichwort ‹Bewahrung der Schöpfung› setzen wir uns schon seit Jahrzehnten dafür ein. Sehr gerne stellen wir eine Wand für dieses inspirierende Kunstwerk zur Verfügung», wird Karin Weber, Fachbereichsleiterin Nachhaltige Entwicklung und Jurymitglied, in der Mitteilung zitiert. «Street-Art kann eine Aufwertung in einer Stadt bedeuten. Beim Wandbild von Nevercrew sind wir überzeugt, dass dies der Fall sein wird. Botschaft und Gestaltung überzeugen. Wir freuen uns schon jetzt drauf!», sagt Markus Schulthess, Jurymitglied und Co-Präsident Quartierverein Hirschmatt-Neustadt.
Weitere Street-ArtProjekte würde man sehr begrüssen. Jurymitglied und Street-Art-Experte David «Chromeo» Kümin schliesslich sagt: «Der Vorschlag von Nevercrew überzeugt mit seiner formalen wie inhaltlichen Präzision. So gelingt es den beiden Künstlern, einen thematisch sehr schweren Inhalt kritisch und zugleich charmant in die Sprache der Street-Art zu übersetzen und auf den Punkt zu bringen.»
Das Tessiner Künstlerduo Nevercrew ist in der Stadt Luzern keine Unbekannte. So haben sie bereits die Neubad-Aussenfassade im Jahr 2016 neu gestaltet: