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Zug

Eine Nachbarschaftshilfe für Hünenberg wird von mehreren Parteien gefordert

Die Bevölkerung der Gemeinde Hünenberg soll von einer Nachbarschaftshilfe im «Kiss»-Modell profitieren. Dabei wird mit Zeit statt mit Geld bezahlt.
Die KISS Genossenschaft Cham organisiert alle zwei Monate einen Jass-Nachmittag. Bei dieser Gruppe spielt auch ein Blinder mit.
(Bild: Stefan Kaiser)

Désirée Hotz

Die Wichtigkeit von Nachbarschaftshilfe ist der Zuger Bevölkerung in den letzten Monaten vor Augen geführt worden. Das Coronavirus machte es für viele Personen – besonders Ältere und Kranke – unmöglich, sich selbst um ihren Wocheneinkauf zu kümmern. Ausserdem waren die Lieferdienste nicht nur für technisch unbeholfene Zeitgenossen eine unzuverlässige Alternative: Oftmals waren diese schlicht überlastet. Deshalb sprangen oft Familien, Bekannte und Nachbarn ein. So wohl auch in der Gemeinde Hünenberg.

Eine Allianz der Grünen, der CVP und der FDP möchte diese Hilfe in Hünenberg organisieren. Inspiriert von der Genossenschaft Kiss Cham, soll ein ähnliches Projekt in Hünenberg realisiert werden. Dazu hat Rita Hofer, Co-Präsidentin des Grünen Forum, mit sechs Mitunterzeichnern eine Motion eingereicht. «Kiss» steht für Keep It Small and Simple und bezeichnet eine Genossenschaft, in der ältere Personen, die beispielsweise Hilfe beim Einkauf benötigen, Jüngere dafür kontaktieren können. Diese werden nicht mit Geld, sondern mit Zeit bezahlt: Die Stunden werden einem Konto angerechnet. Benötigen die Helfer später selbst mal Unterstützung, können sie diese Zeit sozusagen anderen in Rechnung stellen. Somit sind die von Kiss angebotenen Leistungen von jedermann und ohne den Einsatz von Geld nutzbar. Man muss nur Mitglied der Genossenschaft werden, was im Falle der Chamer Organisation mit dem Bezahlen eines einmaligen Betrags in der Höhe von 100 Franken möglich ist.

Ähnliches Projekt wurde nach drei Jahren eingestellt

Kiss Hünenberg würde sich der bestehenden Chamer Genossenschaft entweder anschliessen oder mit Cham und Rotkreuz eine gemeinsame Genossenschaft – die Kiss Ennetsee – bilden, wie dem Motionstext zu entnehmen ist. So könnte man vom bereits aufgebautem Netzwerk und den Erfahrungen der Nachbargemeinde profitieren. Jedoch werde die Koordination innerhalb der Gemeinde Hünenberg selbst vorgenommen und lokale Organisationen und die Kirchgemeinden eingebunden.

Das Projekt ist nicht das erste, welches das Angebot von Nachbarschaftshilfe in Hünenberg zu organisieren versuchte. Das von der Gemeinde aufgebaute Modell «Hallo Nachbar!n», wurde nach drei Jahren Laufzeit Ende 2019 aufgrund mangelnder Nachfrage eingestellt. Christian Bollinger, Leiter der Abteilung Soziales und Gesundheit, sagte im vergangenen Frühjahr gegenüber unserer Zeitung, dass die Hünenberger sich für dauerhafte Unterstützung eher professionelle und kostenpflichtige Hilfe leisten würden.

Das Ziel der durch den aktuellen Vorstoss vorangetriebenen Organisation ist wohl, auch diejenigen Personen zu erreichen, die nicht über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen. Das neue Projekt soll, anders als «Hallo Nachbar!n», sich nicht nur auf die Quartiere, sondern auf die ganze Gemeinde fokussieren. Durch die Anonymität, die durch diese Ausweitung entsteht, könnte die Hemmschwelle sinken, Hilfe zu beanspruchen.

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