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Zug

Eine Chamer Mountainbikerin auf dem Sprung in die Elite

Die Mountainbikerin Jacqueline Schneebeli (18) vom RMV Cham-Hagendorn betrat mit einem Superjahr die Bühne. In der bevorstehenden Saison will sie in der internationalen U23-Kategorie daran anknüpfen.
Jacqueline Schneebeli ist im Jahr 2019 Europameisterin und Weltmeisterin in der U19-Kategorie geworden. (Bild: PD)

Fabian Trinkler

Ob an Schweizer-, Europa- oder Weltmeisterschaften: Im Jahr 2019 gab es beim Cross-Country-Mountainbike in der U19-Kategorie kein Vorbeikommen an Jacqueline Schneebeli. Denn nach dem bereits zweiten Triumph bei den Schweizer Meisterschaften im Juni und dem Europameistertitel in Brünn rund einen Monat später folgte im kanadischen Mont Sainte-Anne Ende August die Krönung. Bereits bei Rennhälfte hatte sich die 18-Jährige vom RMV Cham-Hagendorn auf der technisch anspruchsvollen Strecke in einem Spitzenduo deutlich vom Rest des Feldes distanziert und profitierte danach von einem Sturz der letzten verbliebenen Konkurrentin: «Ich konnte zwar nur knapp ausweichen, dann aber eine Lücke aufreissen und diese wollte ich unter keinen Umständen mehr preisgeben».

Schliesslich betrug der eindrückliche Vorsprung bei der Zieldurchfahrt über eine Minute – das begehrte Regenbogentrikot war hochverdient und bestätigte ihre Dominanz: «Es war der Höhepunkt einer wunderschönen Saison, einmal mehr ist der Rennplan perfekt aufgegangen» erinnert sich Schneebeli auch heute noch mit einem Strahlen an diesen Moment.

Spätestens mit diesen Spitzenresultaten hat sich die Athletin aus Hauptikon ZH in der Radsportszene als grosses Zukunftsversprechen etabliert und sich viele spannende Möglichkeiten für die Karriereplanung erarbeitet. Sie ist dieses Jahr Teil des Aargauer jb Brunex Felt Factory Team und profitiert von einer professionelleren Betreuung und hochwertigem Material.

Sie muss einiges unter einen Hut bringen

Schneebelis Attraktivität für Sponsoren hat sich durch die mediale Aufmerksamkeit im vergangenen Jahr vergrössert. Es ergeben sich aber auch Schwierigkeiten: Neben rund 14 Stunden Trainingsaufwand pro Woche und über 20 Renntagen pro Jahr im In- und Ausland bewältigt die angehende Elektroinstallateurin ein 100-prozentiges Berufs- und Schulpensum – Terminkollisionen sind vorprogrammiert. Herausforderungen liegen Schneebeli aber grundsätzlich und darum hat sie bereits eine erfolgreiche Formel für die Zeiteinteilung: «Für mich liegt der Schlüssel in einer guten und frühen Planung sowie dem Setzen der richtigen Prioritäten.»

Das Jahr 2020 hat es mit einem – die Corona-Virus-bedingten Ausfälle noch nicht berücksichtigt – dichten Rennkalender, dem Lehrabschluss und dem Aufstieg in die U23-Kategorie aber besonders in sich: «Im Moment steht neben dem Biken vor allem der Lehrabschluss im Fokus, aber danach muss ich mich entscheiden, wo und in welcher Kombination ich die Schwerpunkte zukünftig setzen möchte». Alles auf eine Karte setzen kommt aber vorerst nicht in Frage: «Einen Plan B zu haben ist immer eine gute Idee, das gilt nicht nur für den Renntag», sagt Schneebeli augenzwinkernd.

In der Zwischenzeit überlässt sie bei ihrem Formaufbau nichts dem Zufall. Die Trainingspläne werden von Trainer Pirmin Christen von Gut Training Mettmenstetten mittlerweile individuell auf die physischen Voraussetzungen Schneebelis sowie auf die gerade herrschenden Umstände im Beruf und Alltag zu geschneidert. Da der moderne Cross-Country-Sport von den Athletinnen ein breites Spektrum von Fähigkeiten verlangt, gestaltet sich das Übungsprogramm entsprechend abwechslungsreich. Neben den für den Radsport traditionellen Ausdauer- und Intervalleinheiten werden in speziellen Trainingsformen auch Eigenschaften wie Schnellkraft, Gleichgewicht- und Stabilisationsförderung sowie die Fahrtechnik gefördert. «Für mich ist eine abwechslungsreiche und kreative Trainingsgestaltung wichtig – ich möchte die mit Routine verbundene Langeweile möglichst verhindern.»

Eine viel versprechende Vorbereitung

Als direkte Konsequenz dieser sorgfältigen Aufbauarbeit ist der Saisonauftakt in das Jahr 2020 bereits wieder glänzend geglückt. Bei der ersten Teilnahme am international besetzten und mehrere Tage dauernden Mediterranean Epic in Spanien setzte die Fahrerin vom RMV Cham-Hagendorn mit einem 3. Rang im Gesamtklassement das nächste Ausrufezeichen.

Als mittelfristiges Ziel hat sich Schneebeli Spitzenklassierungen in der U23 Kategorie als Ziel gesetzt, dies zum Beispiel beim Mitte August stattfindenden Heim-Weltcup in der Lenzerheide. Aber, «wie bei vielen Sportlern ist es auch mein ganz eigener Traum, bei Olympischen Spielen die Schweiz vertreten zu dürfen».

Wie beim jeweils nächsten Anstieg in einem Rennen mag der Weg dorthin im wahrsten Sinne des Wortes weit und steinig sein – aber für eine Ausnahmeathletin wie Jacqueline Schneebeli nicht unerreichbar.

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