notifications
Zug

Ein Zirkus auf der Suche nach dem Glück im Wilden Westen: Dieses Musical hat alles, was ein Musical braucht

Am Donnerstag präsentierte der Musicalclub «Fairytale» seine neue, aufwendig inszenierte Show. Die gelungene Uraufführung faszinierte unter anderem mit der grossen Bandbreite an Kostümen.
Detailreiche Kostüme begeistern das Publikum. (Bild: Matthias Jurt (Unterägeri, 26. Mai 2022))
Mit Fantasie geht das: Eine Katze, die sprechen kann. (Bild: Matthias Jurt (Unterägeri, 26. Mai 2022))

Fabian Gubser

Fabian Gubser

Stolz tritt das Artistenduo durch den roten Vorhang in die Zirkusmanege – die Artistin im knappen Glitzerkleid, ihr Partner im schwarzen Turnanzug. Ihr Auftritt wird immer wieder durch Applaus unterbrochen. Für gewagte Posen hievt sie ihn in die Luft, er klettert auf ihre Schultern und am Schluss stehen beide auf dem Kopf. Imposant! Die Musik im Hintergrund stützt den Spannungsbogen, dass das Publikum kurz den Atem anhält. Die beiden Artisten meistern ihre Aufgabe tadellos.

Doch beim Zirkus Fantastica läuft nicht alles rund, wie die Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Programmheft wissen: Direktor Jake Cheslock (Samuel Thürlemann) steht mit seinem Unternehmen kurz vor dem finanziellen Ruin. Auf Rat der Zirkus-eigenen Wahrsagerin reist er mit seiner Truppe in das verlassene Goldgräberdorf Big Golden Mountain, wo er sein Glück finden soll.

Diese Reise wurde am Donnerstag in der Ägerihalle durch den ortsansässigen Musicalclub «Fairytale-Productions» erzählt. Der Titel der Uraufführung: «Der Glücksritter – Stonehill Manor 2».

Die Geschichte greift zeitlose Fragen auf

Wie viele andere kulturelle Anlässe musste der Termin für dieses Musical pandemiebedingt mehrmals verschoben werden. «Als wir die Aufführung auch im Januar verschieben mussten, fielen wir in ein Motivationstief», gesteht Autor und Regisseur Marcel Eichler in der Pause.

Davon ist an diesem Abend nichts zu spüren – im Gegenteil. Die 15- bis 32-jährigen Musicaldarstellerinnen und -darsteller laufen zur Höchstform auf: Selbstbewusst füllen ihre Stimmen die Ägerihalle, so etwa jene von Amy (Marina Iten), Besitzerin des lokalen Pubs im verlassenen Goldgräberdorf, die sich für den Zirkusdirektor begeistern lässt und dabei jeden Ton trifft. «Die Bühne hat mein Selbstbewusstsein gefördert», sagt die 26-Jährige, die seit den Anfängen des Ensembles im Jahr 2012 dabei ist, nach dem zweieinhalbstündigen Auftritt.

Die fantasievollen Figuren zeigen eine starke Präsenz auf der grosszügigen Bühne: Zum Beispiel die fantasievoll geschminkte Indianerin (Andrea Kälin), die den angereisten Zirkusleuten mit Skepsis begegnet. Dass die Charaktere den ausverkauften Saal nicht nur überzeugen, sondern auch verzaubern, liegt zu einem grossen Teil an den fantastischen Kostümen und Masken des Teams um Ramona Vörös.

Eine riesige Bandbreite an Figuren, von tanzenden Skeletten bis hin zum örtlichen Sheriff, schmeichelte dem Auge des Publikums – ein Highlight des Abends. Dies war hinter der Bühne mit grossem Aufwand verbunden, da die Crew oft in Windeseile die Kostüme wechseln musste, wie Vörös nach der Show erzählt.

Die Geschichte der Show weist einen Tiefgang auf, den nicht alle Musicals besitzen. Denn neben Liebe und Glück streift der Plot auch eine Reihe anderer zeitlosen Themen: die Kolonialisierung, das Verhältnis von Mensch und Natur oder die Geldsorgen von Kunstschaffenden. Immer spürbar ist die Freude am Erzählen, sei es durch eine geschickt platzierte Geschichte in der Geschichte oder dem genussvollen Verweilen bei der anfangs erwähnten Zirkusaufführung, bei der das Publikum Teil der Story wird.

Geschrieben hat das Musical der Baarer Marcel Eichler, der in der Oberstufe Unterägeri das Fach Musical und Theater unterrichtet. Als Gesangscoach kümmerte sich Viktor Szlovák um die Arrangements und Tänzerin Nathalie Rutz studierte die Choreografie ein.

Ein wahres Glück, dass die Darstellerinnen und Darsteller mit dem Kreativteam derart harmonierten. Entstanden ist ein Musical, das alles hat, was ein Musical braucht.

Die letzte Aufführung findet am Samstag, 28. Mai um 20 Uhr statt.

Kommentare (0)