Michael Wyss
«Ein Leben ohne den Triathlon kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Ich trainiere gegen 20 Stunden in der Woche für mein Hobby», sagt Olivia Keiser. Die 19-Jährige, die 2018 die Matura beendete und im Herbst ein Studium in der Biomedizin an der Universität Zürich beginnt, ist eine erfolgreiche Triathletin (Schwimmen, Radfahren und Laufen) und Duathletin (Radfahren und Laufen). «Ich bin jedoch eine Spätzünderin», sagt die sympathische Oberwilerin und lacht. «Ich begann erst mit 13 Jahren mit diesem Sport. Vorher war ich Eiskunstläuferin im Zuger Eislauf-Verein gewesen.» Nach den Anfängen im Tri Team Zugerland in Baar wechselte sie zum 2018 entstandenen Team Advantage nach Zug.
Keiser gehörte bald schweizweit zu den besten Juniorinnen im Triathlon und Duathlon. «Ich bin ehrgeizig und setze mir immer realistische Ziele. Das hat mich sicher auch in der Vergangenheit weitergebracht. Kleine Schritte bringen dich im Leben weiter», hat sie gelernt. Träume gibt es aber im Sportlerleben der 19-Jährigen, oder? «Ja klar, Träume muss man im Leben haben. Eine Teilnahme an einem Ironman auf Hawaii ist so ein Traum. Für die Schweiz zu starten, das wäre ein grosses Ding für mich.» Ihre Spezialitäten im Triathlon sind die Kurzdistanz-Wettkämpfe. Das heisst, 500 bis 800 Meter schwimmen, 20 Kilometer Rad fahren und 5 Kilometer laufen. «In der Saison bestreite ich verschieden Wettkämpfe. Das Gros davon findet in der Schweiz statt, aber es kommt auch vor, dass ich im Ausland starte.»
Ein Olympionike als Schwimmtrainer
Ihre Trainingseinheiten absolviert Keiser, die Mitglied des Schwimmvereins Baar ist, vorwiegend im Kanton Zug, aber nicht nur: «Ich schwimme in Baar und in Altstetten. In Langnau am Albis werde ich vom Schweizer Triathlon-Olympioniken René Friedli betreut. Die Lauftrainings und das Velofahren finden um den Zugersee statt.» Und wie hält sich Keiser im Winter fit? «Mit Langlauf auf dem Zugerberg oder auf dem Stoos, wo wir eine Ferienwohnung haben.»
Ihren grössten Erfolg im Triathlon (1,5 km, 40 km, 10 km) feierte die Oberwilerin im vergangenen Jahr. Sie wurde bei den Juniorinnen Zweite bei den Schweizer Meisterschaften und in der Gesamtwertung der National League Dritte. Keiser: «Das war sicher einer der schönsten Momente für mich. Ich habe viele Podestplätze gewonnen bei verschiedenen Wettkämpfen, doch dieser Erfolg war das bisherige Highlight.»
Und die nächste Herausforderung steht bereits auf dem Programm: Am 27. April startet sie zur U23-Weltmeisterschaft im Duathlon (10 km, 40 km, 5 km) in Pontevedra, im Nordwesten Spaniens. International erfahren ist die 19-Jährige bereits. Im 2018 wurde sie bei den Juniorinnen im dänischen Odense in der Standarddistanz (5 km, 20 km, 2,5 km) Vierte im Duathlon. «Das knappe Verpassen des Podests wurmte mich. Es fehlten 25 Sekunden zu Bronze. Doch ich weiss, wo ich Zeit verlor. Dennoch war das Erlebnis wichtig für mich.»
Keiser wird in der kommenden Saison, die im Mai startet und bis September dauert, altersbedingt zur Elite wechseln müssen und damit wohl zunächst weniger erfolgsverwöhnt sein. «Ich werde nun etwas kleinere Brötchen backen. Doch was zählt, ist die Erfahrung bei den Besten. Das bringt mich weiter.» Ihr grosses Vorbild ist die Urnerin Jolanda Annen. Die 27-jährige Schattdorferin ist Schweizer Meisterin im Duathlon und Triathlon. Sie hat 2016 an den Olympischen Spielen teilgenommen und beendete den Wettkampf auf dem 14. Platz.
Auch bei der Arbeit ist Keiser eine Allrounderin
Geld verdienen kann Olivia Keiser mit dem Sport nicht. Die angehende Studentin arbeitet derzeit in Zug in einem Fahrradgeschäft als Allrounderin. «Ich mache alles. Büro, Telefondienst, Beratung, Verkauf und bin auch in der Werkstatt. Eine Kette zu wechseln oder einen Pneuwechsel, das ist kein Problem», sagt Keiser und führt aus: «Hier verdiene ich etwas Geld für meinen Lebensunterhalt. Finanziell unter die Arme greifen mir aber meine Eltern, was ich sehr schätze.»
Unterstützt wird die 19-Jährige auch vom Team Advantage. Hier finden sich Gleichgesinnte, die sich gegenseitig helfen: «Leider bewege ich mich trotz grossen professionellen Aufwands in einer Randsportart», sagt Keiser, «es benötigt viel Individualismus, Enthusiasmus und Engagement vieler Personen.»