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Obwalden

Ein Sprungbrett für junge Ob- und Nidwaldner Musiktalente

Von Klavier, Violine, Harfe, Gesang, Oboe, Waldhorn, Posaune, Schwyzerörgeli bis zu Rock und Pop: Über 200 jugendliche Musiktalente brillierten am Rotary Musikpreis in Sarnen.

Sie waren fast alle leicht nervös, ob sie nun Beethoven, Liszt, Chopin oder ein volkstümliches Stück spielten. Doch die Nervosität verschwand meist nach wenigen Takten. So auch bei Pianistin Sandra Lischer (18) aus Buochs, welche die «Elegie op. 3» von Sergej Rachmaninoff vortrug. Das war nicht nur eine technische Herausforderung, denn in diesem Stück gibt es auch eine Fülle an schönsten Melodien mit vermeintlich einfachen Harmonien, jedoch verbunden mit komplexer Chromatik. Ihr Vortrag überzeugte auch die Fach-Jury, welche sie mit dem 1. Preis der Klaviervorträge auszeichnete. Was bei Sandra Lüscher der Fall war, konnte durch den ganzen Wettbewerb hindurch und durch alle Stilarten festgestellt werden. Die meisten Schüler wählten ein Stück am oberen Limit des Schwierigkeitsgrades und traten bestens vorbereitet an.

Musik und Sport schliessen sich nicht aus

Eine reife Leistung zeigten mehrere weitere Pianisten, so Bianca Burkhardt (Fantasie-Impromptu von Chopin), Joel Dällenbach (Liebestraum Nr. 3 von Liszt), Anja Maag (Three Preludes von Gershwin) und Raphael Barmettler («Zug der Zwerge» von Grieg). Eine spezielle Leistung vollbrachte Shirin Kerber aus Kehrsiten. Die 13-jährige Pianistin beweist nämlich auf eindrückliche Weise, dass man sich nicht zwischen Sport und Musik entscheiden muss, um Erfolg zu haben, wie manche meinen. Shirin Kerber erreichte mit Beethovens «Rondo op. 51» den 2. Preis in der Kategorie Klavier 1. Nur eine Woche zuvor gewann sie in Lausanne den Laufcross in ihrer Kategorie. Und bereits am andern Tag des Rotary-Wettbewerbs bestritt sie gestern die Cross-Meisterschafften in Gettnau. Allein im vergangenen Jahr gewann die damals 12-Jährige drei bedeutende Rennen – den Basler Stadtlauf, die Corrida Bulloise und den Luzerner Stadtlauf. Auch ihr etwas älterer Bruder Navid Kerber ist äusserst sportlich wie auch musikalisch. Am Rotary überzeugte er am Samstag mit dem «Liebestraum Nr. 1» von Franz Liszt, auch wenn es für einmal nicht ganz zu den Preisträgern reichte. Auch er war gestern sportlich unterwegs in Gettnau – nur einen Tag nach Liszts Liebestraum.

Es würde den Rahmen sprengen, auf alle der 124 Vorträge der über 200 Teilnehmenden in vier Konzertlokalen einzugehen, auch wenn es alle verdient hätten. Generell fiel das breite Spektrum an Instrumenten und Stilen auf. Die Instrumenten-Palette umfasste nebst Klavier und klassischen Streich- und Blasinstrumenten auch Harfe, Gitarre, Schlaginstrumente wie Xylofon und Marimbafon, Akkordeon, Blockflöte und sogar eine Western-Gitarre.

Begeisterung für die Schwyzerörgeler

Auf viel Begeisterung beim Publikum stiessen die sechs Gesangsvorträge wie auch die Schwyzerörgeler, welche einzeln oder als Gruppen zusammen in verschiedener Zusammensetzung auftraten, so auch mit Hackbrett, Klarinette oder Fagott. Die Zusammensetzung der Ensembles geriet ganz unterschiedlich – vom Duo bis zum Oktett.

Auch bei der 15. Austragung des Rotary-Musikpreises seit 1990 durfte der moderne Sound nicht fehlen. Zehn Bands und Einzelsänger, neun aus Obwalden und eine aus Hergiswil, zeigten in der Turnhalle neben der Aula lebhafte Auftritte im Bereich Rock, Pop und Jazz. Hier standen nicht Mozart, Vivaldi oder Mussorgsky im Fokus, sondern Namen wie Justin Bieber, Led Zeppelin oder Duke Ellington.

Die Teilnahme am Rotary Musikpreis war nicht nur für Schüler eine Herausforderung, sondern auch für deren Lehrer. «Es braucht Mut, hinzustehen und sich dem Wettbewerb zu stellen», sagt Olivia Rava, welche vier Klarinettenschüler vorbereitete. Man arbeite mit den Schülern bis ins letzte Detail, was ohne diesen Wettbewerb kaum üblich wäre, Rava. Von einem «unheimlichen Motivationsschub» spricht Verena Kesseli, Lehrerin für Querflöte. Sie war am Samstag mit vier Schülern angetreten. «Die Schüler machen in der letzten Phase vor dem Wettbewerb extrem grossen Fortschritt, weil sie ein konkretes Ziel vor Augen haben», erklärt Verena Kesseli.

Glücklich und zufrieden mit dem Wettbewerb ist auch Emil Wallimann, OK-Mitglied und Verantwortlicher für das Musikalische. Ihm ist es gelungen, wiederum eine achtköpfige hochkarätige Jury zu verpflichten, unter anderem Yvonne Lang, die seit über 20 Jahren an der Musikhochschule Luzern unterrichtet. «Wir erlebten heute einen spannenden Tag, denn Musik kommt von Herzen und geht zu Herzen», so Yvonne Lang nach getaner Arbeit. Höchst zufrieden zeigte sich auch OK-Präsident Urs Dillier. «Musik und Musizieren bereichern die Lebensqualität und die Lebensfreude». Da in der Musik immer Emotionen mitschwingen, könne man sie bekanntlich nicht wie Hochsprung messen, so seine Botschaft an jene, die nicht in die Kränze kamen. «Übt deshalb fleissig weiter, ihr profitiert fürs Leben», so Urs Dillier an der Rangverkündigung an alle Teilnehmenden.

Rangliste Rotary Musikpreis 2019.pdf

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