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Zug

Ein schwarzer Tag für lokale Zuger Geschäfte

Einen Tag nach Thanksgiving findet auch in der Schweiz seit rund drei Jahren der Black Friday statt. Während Grossunternehmen Schnäppchenjäger in Aufregung versetzen, hat das hiesige Gewerbe teilweise das Nachsehen.
Johanna Marbach setzt sich für das Zuger Gewerbe ein.  (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 22. November 2018))

Laura Sibold

Black Friday: Der Traditionsanlass aus Amerika, an welchem viele Läden mit reduzierten Preisen und Sonderaktionen locken, hat seit einigen Jahren auch in der Schweiz Fuss gefasst. Er gilt mittlerweile als Start ins Weihnachtsgeschäft und versetzt auch im Kanton Zug etliche Menschen in einen Kaufrausch.

Auf der Website www.blackfridaydeals.ch sind knapp 200 Schweizer Shops aufgelistet, die heute Rabatte und Sonderaktionen gewähren, darunter primär grosse Marken wie Adidas, Apple, Coop und Migros, Globus und Zara sowie die SBB.

Die Leidtragenden sind oft die kleinen Geschäfte, wie etwa die Boutiquen und Lädeli in der Zuger Altstadt und entlang der Bahnhofstrasse.

Konkurrenz zu den Sonntagsverkäufen

Johanna Margraf, Präsidentin von Pro Zug, der Dachorganisation der Stadtzuger Geschäfte, kennt das Problem. «Die kleinen Lädeli können nicht dieselbe Schiene wie die Grossunternehmen fahren und horrende Rabatte anbieten. Ihnen fehlen die Margen, die das Geschäft mit Sonderaktionen rentabel machen.» Der Black Friday allein sei nur das Zünglein an der Waage. «Ein einzelner Tag ist kein Problem. Wenn es aber bereits im November viele solche Aktionstage gibt, verlieren die Sonntagsverkäufe an Wert.»

Kunden würden ihre Weihnachtseinkäufe dann früher erledigen und an den Sonntagsverkäufen, die dieses Jahr am 8. und 23. Dezember stattfinden, die hiesigen Läden meiden. Laut Margraf sind jedoch gerade die verkaufsoffenen Sonntage für das lokale Gewerbe wichtig. «Sie sollen wieder Leute in die Läden bringen. Statt die Kunden mit Rabatten zu bestechen, soll mehr auf persönliche Nähe und Beratung gesetzt werden», erklärt die Gewerblerin. Doch mit grosszügigen Preisnachlässen und Sonderaktionen lockt man Kunden an. Ein lokales Fachgeschäft, das zum ersten Mal am Black Friday sein Glück versucht, ist Magic Schlaf Zug.

Im Bettwarengeschäft an der Bundesstrasse 1 profitieren Kunden heute von 20 Prozent auf alle Matratzen. Inhaber Benno Achermann ist grundsätzlich nicht überzeugt von Rabattschlachten. «Im Fachgeschäft sucht der Kunde eine optimale persönliche Beratung und Rabatte stehen nicht im Vordergrund. Es gilt aber, den Puls der Zeit aufzunehmen.» Mit der Aktion erhofft sich Benno Achermann eine kurzfristig erhöhte Kundenfrequenz, betont aber, dass dies längerfristig nicht der richtige Weg für das Bettwarengeschäft sei.

Auf den Black Friday folgt der Cyber Monday

Abgesehen von Magic Schlaf Zug führen die kleinen Lädeli und Boutiquen in der Stadt Zug heute kaum Sonderaktionen durch. «Wir haben keine Artikel zum Verramschen», sagt etwa Urban Zimmermann, Inhaber von Zimmermann Entertainment an der Chamerstrasse 175. Er bemerke zwar, dass immer mehr Leute Elektronikartikel online einkaufen. «Unsere Kunden kommen aber trotzdem noch vorbei.

Im Laden können sie sich die Produkte ansehen und sich beraten lassen», so Zimmermann. Dies bestätigt auch Manuela Weber, Inhaberin der Boutique Manuela an der Zeughausgasse 7a. Beratung sei heute Trumpf. «Zudem wirkt es für mich unseriös, einen Tag lang Ware zum halben Preis anzubieten und sie danach wieder regulär zu verkaufen.» Pro Zug versucht derweil mit anderen Methoden Gegensteuer zum Black Friday zu geben.

Ein Beispiel ist die Zuger Geschenkkarte, mit welcher in 85 Geschäften verschiedener Branchen in der Stadt Zug eingekauft werden kann. «Die Karte ist wiederaufladbar und ein gutes Weihnachtsgeschenk», sagt Johanna Margraf überzeugt. Seit rund zwei Wochen ist zudem die neue Website von Pro Zug online. Mit dem heutigen Black Friday nehmen auch die Sonderaktionen in der Stadt Zug erst ihren Anfang. Am kommenden Montag zieht der Cyber Monday nach, gewissermassen der Black Friday des Onlinehandels. Auch dies ein Anlass, der den lokalen Läden nicht in die Hände spielt.

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