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Zug

Ein paar Seitenhiebe an die Adresse des Gemeinderats gab es

Scharenweise zog es Fasnachtshungrige zum Umzug der Legorengesellschaft. In vielen satten Farbtönen brachte jener einiges an Spott und Ironie sowie auch die humorvolle «Verarbeitung» von weniger Erfreulichem mit sich.

Der Umzug der Oberägerer Legorengesellschaft war das letzte grosse «Pilgerziel» der heurigen Fasnachtssaison im Kanton Zug. Dem beachtlichen Besucheraufmarsch war unbestritten auch das Kaiserwetter zuträglich – fast wolkenlos, wenn auch winterliche frisch war’s, zumindest im Schatten.

Der Morgartenstrasse entlang sauber aufgereiht, setzte sich der Umzugstross unmittelbar nach dem 13.15-Uhr-Glockenschlag in Bewegung – angeführt von der Harmoniemusik Oberägeri. Und gleich zu Beginn kriegte auch schon der Gemeinderat ordentlich sein Fett weg. «Mit Hürdä verbundä» stand gross auf dem ersten Wagen. Zum einen war dies das Hauptmotto des Umzugs, zum anderen traf es perfekt den Inhalt besagten Wagens, welcher auf die Vision eines die beiden Nachbargemeinden Ober- und Unterägeri verbindenden Holzsteges über den See anspielte. Nicht gar wenige Ägerer hielten und halten eine solche Attraktion für Mumpitz. Dabei wäre die Sache sogar noch ausbaufähig: «Am bestä möched mier de Stäg no bi is Naas hinderä», fanden die Fasnächtler auf und um den Wagen– mit einem geknickten Stegelement als Anschauungsstück.

Kanalblockade und Ernteausfall

Auf Spott folgt Lärm: «Güüsse» hiess es, als der neue Legorenvater Martin I. mit seinen Ehrendamen angewalzt kam und – wie auch sein Legorengefolge – Orangen in die kreischende Meng warf. Keinen Aufwand hatten schliesslich die tüchtigen Wagenbauer gescheut, welche die «Ever Given» aufs Korn nahmen, jenen Mega-Containerfrachter, der im März des Vorjahres den Suezkanal fast eine Woche lang verstopft hatte. Ein riesiges Schiff mit Drehvorrichtung und Hafenkran haben sie konstruiert und zogen es hin und her schwenkend durchs Dorf.

Einer der vielen guten Aspekte der Fasnacht: Über sie kann auch weniger Gfreutes verarbeitet werden – Humor hilft eben oft. So griff die Gruppe «Kei Chriesi-Fäscht» den weitgehenden Ernteausfall im Unwetter-Jahr 2021 auf. Ob man die Chriesi halt von ausserhalb einfliegen lässt oder als Ersatz Bananen an die kahlen Bäume hängt – Alternativen gibt’s immer. Und mit dem Schwank hinsichtlich des zu lauten Kinderspielplatzes und dessen Verschiebung um ein paar Meter (Problem gelöst!) kriegte der Oberägerer Gemeinderat einen weiteren Seitenhieb.

Eheschliessungen im Akkord

Mit dem letzten Umzugswagen kam schliesslich noch die «Ehe für alle» zum Zuge: Die Haltäbüehler machten mit ihrer fahrenden Hochzeitskapelle nach eigener Aussage alles und alle zu Eheleuten – hier und jetzt im Akkord. Pfarrer und Messdiener mit dick qualmendem «Weihrauchfass», Traualtar und Kirchturmglocke, der Papst mitsamt Mobil – alles war da. Auch der Schreibende ist jetzt verheiratet, den Namen seines Bräutigams hat er allerdings vergessen.

Neben den Wagengruppen sorgten weitere Guggenmusiken und verschiedene kleinere Formationen für Auflockerung, darunter etwa eine flotte Herrencombo mit bestens einstudierter «Jerusalema»-Tanzchoreografie. Und der Anhänger mit den allseits begehrten Legoren-Päckli dürfte insbesondere die Kinder in Vorfreude versetzt haben – sowie in die Hoffnung, bei der Usrüeräte nach dem anschliessenden Bühnenspiel eines davon einzuheimsen.

Und schliesslich sorgten die «Knokker» als Gasttruppe aus dem Luzernischen Pfaffnau für den lautstarken Schlussakkord.

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