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«Ein Ortswechsel täte uns gut»

Für sein Lebenswerk wurde Emil Steinberger (78) am Samstag bei den Swiss Awards in Zürich mit dem Lifetime-Award geehrt. Im Interview spricht der Luzerner Kabarettist mit seiner Ehefrau Niccel über die Bedeutung dieses Preises für ihn - und über die Absicht, aus Montreux wegzuziehen.

Emil Steinberger, wie fühlen Sie sich am Tag nach dem Lifetime-Awardauszeichnung?
Emil Steinberger: Ich bin natürlich immer noch voller Freude und Dankbarkeit für diesen tollen Preis. Es kommt mir so vor, als wäre ich bei einem Arzt gewesen, dieser hat mir eine gute Diagnose ausgestellt und dann fühlt man sich wieder wohl. Die Ehrung war für meine Ehefrau Niccel und für mich ein grosser Aufsteller. Die Liebe und Freude, die uns von so vielen wichtigen Persönlichkeiten im Zürcher Hallenstadion entgegenkam, das habe ich sehr wohl gespürt. Es war so etwas wie eine Therapie, obwohl ich solche natürlich in keiner Weise nötig hätte. Ich bin im Übrigen noch immer überrascht von dieser Ehrung, denn ich habe in keinem Moment daran gedacht, dass wie mir erteilt wird. Ich wusste, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht einmal, dass es einen solchen Preis gibt.

Und die anderen Preise - gingen sie an die Richtigen?
Steinberger: Ja sicher. Manchmal hat es mir fast weh getan, dass man nur eine Siegerin oder einen Sieger küren konnte und die andern ins Leere schauen mussten. Denn verdient hätten die Anerkennungen alle 18 Nominierten. Da hatte ich es als 19. Einzelnominierter einfacher, da ich ja scheinbar keine Konkurrenten hatte. Und ich wusste überhaupt nicht, was auf mich zukommt...

...wirklich nicht?
Steinberger: Absolut! Nur ganz, ganz wenige wussten Bescheid. Wie mir Niccel gleich nach der Verleihung verraten hat, war sie auch eine davon.

Stimmt das?
Niccel Steinberger (lacht): Ja, das stimmt. Als mich das Fernsehen avisierte, fragte ich, wie soll ich ihn denn an die Swiss Awards locken? Wir mussten uns etwas einfallen lassen. Das Fernsehen schrieb mir dann einen Brief, ob ich an der Gala ein Millionen-Gewinnlos ziehen würde...

Emil Steinberger: ...genau! Und ich dachte dann: Ja, da können wir hingehen, das ist ja eine gute Sache, wenn Niccel anwesenden Menschen Glück bringen darf. Und ich dachte auch: Jetzt kannst du doch einmal Niccel unterstützen, sonst ist es ja meistens umgekehrt...

...unterstützen bei einer Tätigkeit, die sonst Missen machen, nämlich Glücklose ziehen...
Steinberger (lacht): Von diesem Prozedere wusste ich natürlich auch nichts. Aber jetzt bin ich in meiner Ansicht, dass ich eine ganz persönliche Miss, natürlich die Allerbeste, einmal mehr bestätigt.

Drängt sich nun eine Retourkutsche für Niccel auf?
Steinberger: Oh, das bringt mich ja auf eine Idee... Aber das wird bestimmt wesentlich schwieriger als bei mir, denn Niccel ist sehr sensibel und spürt jedes Detail. Ich weiss nicht, ob ich einfach so schwindeln könnte, ohne dass sie es sofort merken würde. Aber ich kann es ja mal versuchen.

Lifetime-Awardgewinner Emil Steinberger
Bild: André Häfliger
Marianne Barthelmy-Kaufmann und Rolf Maibach, Schweizerin und Schweizer des Jahres 2010.
Bild: André Häfliger
Hahn im Korb: Lifetime-Awardgewinner Emil Steinberger mit seiner Ehefrau Niccel (rechts) und Galamoderatorin Sandra Studer.
Bild: André Häfliger
Marianne Barthelmy-Kaufmann, Schweizerin des Jahres 2010, mit ihrem Ehemann Patrick Barthelmy.
Bild: André Häfliger
Freude herrscht: Lifetime-Awardgewinner Emil Steinberger mit seiner Ehefrau Niccel.
Bild: André Häfliger
Im Rampenlicht: Lifetime-Awardgewinner Emil Steinberger.
Bild: André Häfliger
Im Rampenlicht: Lifetime-Awardgewinner Emil Steinberger.
Bild: André Häfliger
Stolze Preisträger: Rolf Maibach, Marianne Kaufmann und Emil Steinberger (von links).
Bild: André Häfliger
«Ihr send alles Luusbuebe und Luusmeitli», sagte Steinberger zum Publikum, der unter einem Vorwand in die Show gelockt wurde.
Bild: André Häfliger
Da war er noch ahnungslos: Emil Steinberger mit Gattin Niccel vor der Show.
Bild: André Häfliger
Sportlerin des Jahres Ariella Kaeslin mit Politikerin des Jahres Pascale Bruderer.
Bild: André Häfliger
Klaus Schwab, Gründer des World Economic Forums, mit Ehefrau Hilde.
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Doppel-Nomination: Die ehemaligen Bundesräte Moritz Leuenberger (links) und Adolf Ogi.
Bild: André Häfliger
Beat Villiger, Chef des Paraplegiker-Zentrums Nottwil, mit seiner Ehefrau Nicky.
Bild: André Häfliger
Migros-Chef Herbert Bolliger mit seiner Ehefrau Beatrice.
Bild: André Häfliger
Der ehemalige «Tagesschau»-Chef Heiner Hug mit seiner Partnerin, «Tagesschau»-Redaktorin Beatrice Müller.
Bild: André Häfliger
Der Luzerner Regierungsrat Anton Schwingruber mit seiner Ehefrau Lisbeth.
Bild: André Häfliger
Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel mit seiner Ehefrau Verena.
Bild: André Häfliger
Zürich Filmfestival-Chefin NAdja Schildknecht mit ihrem Partner, CS-Vizepräsident Urs Rohner.
Bild: André Häfliger
Der Luzerner Mister Schweiz Jan Bühlmann traf an der Gala Miss Zentralschweiz Chantal Heggli als SF-Kamerafrau bei der Arbeit.
Bild: André Häfliger
Ex-Mister Schweiz Renzo Blumenthal mit seiner Ehefrau Ladina.
Bild: André Häfliger
Seiltänzer David Dimitri mit seiner Ehefrau Christine Meyer, Chefin der SF-Talkshow «Club».
Bild: André Häfliger

Was hätten Sie denn sonst gemacht am Samstagabend? Fernsehen geschaut?
Steinberger: Nein, Niccel und ich hätten ziemlich sicher gearbeitet. Am 6. Januar war ja mein 78. Geburtstag - und da gibt es immer viel, viel Post zu erledigen. Oder wir wären in die Ferien verreist.

Ist das der erste Preis, den Sie für Ihr Lebenswerk erhalten?
Steinberger: Nein, kürzlich wurde ich am Humor-Festival in Arosa für mein Lebenswerk geehrt und den Ehrenpreis der Stadt Luzern erachte ich auch als einen solchen. Das kommt halt offenbar immer mehr, obwohl man ja noch lebt und aktiv ist. Und ich mich durchaus, wie es Viktor Giacobbo sagte, sehr vital fühle.

Und ein Mensch ist, der eher spät zu Bett geht...
Steinberger: Ja, wir sind schon eher Nachtmenschen, gehen nie vor Mitternacht oder auch eine Stunde später zu Bett. Bekommen sogar ein etwas schlechtes Gewissen, wenn wir uns erlauben, am Morgen etwas auszuschlafen. 

Wie reiht sich die neuste Auszeichnung unter all Ihren Trophäen bei Ihnen ein?
Steinberger: Für mich ist es ein wertvoller Preis, weil er von einer sehr breit gefächerten, kompetenten Fachjury verliehen wurde. Übrigens einstimmig, wie man mir noch sagte. Die Trophäe werde ich, optisch schön eingepasst, in meine Sammlung in unserer Wohnung in Montreux stellen.

Ist diese Auszeichnung auch Ansporn für Sie?
Steinberger: Ja, das ist es. Für mich ist es ein Ansporn, beizutragen, die Welt weiterhin etwas schöner, lustiger, tiefsinniger oder spektakulärer zu machen. Es ist nicht jedem vergönnt, dies aus einer Position wie meiner tun zu dürfen, der stets eine breite Öffentlichkeit erreichen kann.

Aber das ist auch eine Bürde...
Niccel Steinberger: Das ist es natürlich auch. Wir sind nun gerade dran, unsere administrativen Lasten bei unseren inzwischen über 30 laufenden Produkten mit mehreren Geschäftspartnern in der Schweiz, Deutschland und Österreich abzubauen. Rauskommen aus dem Büro, wieder mehr Zeit für uns, unsere Ideen und unsere Kreativität zu haben.

Welche Ideen möchten Sie denn konkret realisieren?
Emil Steinberger: Das ist eine ganze Palette. Stichwortartig handelt es sich um Filmprojekte, einen Dokumentarfilm, Spiele, neue Bücher, Hörbücher für andere Verlage, Sendungen an Radio und Fernsehen. Es liegt alles auf dem Tisch, wir müssen es nur anpacken. Um den administrativen Aufwand zu reduzieren, beschäftigen wir inzwischen zwei Angestellte, wobei sich eine davon, was ja auch eine grosse Freude ist, im Mutterschaftsurlaub befindet.  

Was würden Sie, wären Sie gerade Bundespräsident geworden, in der Schweiz sofort ändern?
Steinberger
: Sofort? Das ist ja leider in der Schweiz nicht möglich, es muss alles erst zwei Jahre durchdiskutiert werden. Genau da würde ich ansetzen, das Tempo der Realisation von Ideen und Plänen massiv beschleunigen, ohne den demokratischen Prozess einzuengen. Sei es etwa bei der Buchpreisbindung, oder bei der AHV-Revision - einfach mal vorwärts machen. Es geht auch nicht an, dass man Sachen sabotiert, nur weil sie vom politischen Gegner kommen. Soweit sollten wir nicht mehr sein in der Schweiz.

Haben Sie eigentlich schon Pläne für Ihren 80. Geburtstag?
Steinberger: Natürlich werden da schon einige Ideen an einen herangebracht. Etwa einen Schober, so ein Karton-Ordner, von dem man etwa Emil-Geschichten, Emil-Fotos, Emil-Texte herauszücken kann. Oder ich bekomme Drehbücher zum durchlesen - ich weiss es schlicht noch nicht, was wie realisiert wird. Wie ich feiern werde, das ist wie immer bei meinen runden Geburtstagen für mich absolut nebensächlich.

Sie wohnen in Montreux. Bleibt das so?
Steinberger (lächelt): Das kann bleiben, aber auch nicht. Wir sind da im Moment ganz offen. Wir haben oft das Gefühl, einen Ortswechsel täte uns ganz gut, also ein Umzug in ein Gebiet unserer deutschen Muttersprache. In eine Stadt, wo wir alles verstehen, auch die Details, etwa beim Witz. Wie weit dieser Wunsch realisiert werden kann, ist noch offen. Denn es ist nicht einfach, ein - so kann man es inzwischen fast sagen - Imperium örtlich zu verlegen.

Ist denn Luzern eine Option?
Steinberger
: Richtig ist, dass es eine Stadt sein sollte. So schön, charmant und interessant Luzern aber ist - ich hätte Bedenken. Ich habe Angst nach Luzern, wo ich 60 Jahre lang gelebt habe, zurückzukehren. Angst davor, dass ich wieder schnell in den alten Tramp hineinkommen würde. Das entspricht mir nicht. Ich liebe neue Lebenssituationen und nehme gerne neue Herausforderungen an.

Verfolgen Sie das Geschehen in «Ihrem» Kleintheater in Luzern noch?
Steinberger: Wir sind natürlich noch immer oft in Luzern. Das Kleintheater verfolge ich am Rande. Es ist ein Theater, das zum Glück erfolgreich und selbständig funktioniert, es also absolut nicht nötig hat, auf Stimmen oder Korrekturen von aussen zu hören.

Zum Schluss haben Sie und Ihre Frau noch einen Wunsch offen...
Emil Steinberger: Es wäre schon schön, wenn wir zwei einmal so 14 Tage einfach nur für uns beide Zeit hätten, jeden Tag für uns gestalten, ohne dass der Pendenzenberg wieder ansteigt.

Niccel Steinberger: Ich wünsche mir, dass wir es wirklich schaffen, unser Leben wieder in eine Bahn zu lenken, wie wir es uns erhoffen. Also mit mehr Freizeit, mit mehr Zeit für Reisen, Familie und neue Ideen. Oder dann einen neuen Pelzmantel...

Emil Steinberger: ...dann will ich aber auch eine neuen Kravatte!

André Häfliger / Neue LZ

Das Interview mit der Schweizerin und dem Schweizer des Jahres lesen Sie hier »



 
 

Lifetime-Award für Emil Steinberger: 


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