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Luzern

Ein neues Bootshaus für die Feuerwehr: So übt Berufsschülerin Nicole Niederberger für ihr künftiges Architekturstudium

Die Schülerinnen und Schüler des Berufsbildungszentrums Bau und Gewerbe hatten die Aufgabe, ein neues Bootshaus für die Luzerner Feuerwehr zu entwerfen. Die besten Ideen wurden von der Feuerwehr ausgezeichnet.
Nicole Niederberger mit dem Neubau-Modell vor dem alten Bootshaus an der Werftstrasse. (Bilder: Dominik Wunderli (Luzern, 3. Februar 2022))
Der «Fels in der Brandung» von Nicole Niederberger.

Sandra Monika Ziegler

Sandra Monika Ziegler

Das Bootshaus der Feuerwehr beim Luzerner Inseli ist in die Jahre gekommen. Es soll saniert oder neu gebaut werden. Wann und wie, ist zwar noch unklar. Doch ein fiktiver Ersatzneubau beschäftigte in den vergangenen Monaten die angehenden Zeichnerinnen und Zeichner am Luzerner Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe. Ihre Aufgabe war es, als Übung ein neues Bootshaus zu entwerfen. Dabei konnten sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen – die kantonalen und kommunalen Baugesetze wurden für diese Übungsaufgabe kurzerhand ausser Kraft gesetzt.

Herausgekommen sind rund 60 Visionen für ein neues Bootshaus. Darunter auch das Modell «Fels in der Brandung» von Nicole Niederberger (18), das von der potenziellen Bauherrschaft, der Stadtluzerner Feuerwehr, sogar mit einer Auszeichnung bedacht wurde.

Die Lage des Bootshauses zwischen Wasser und Fussgängerpasserelle sei sehr ungewöhnlich, beschreibt Nicole Niederberger die Herausforderung für ihre Aufgabe. «Das neu gestaltete Objekt muss von der Umgebung aufgenommen werden. Da galt es unter anderem, eine Nutzungsanalyse zu machen, den Sonnenverlauf zu beachten und den Zugangsweg zu integrieren.»

Im Bootshaus selber gibt es auch sanitäre Anlagen. Hier habe sich die Frage gestellt, wie viel Platz es dafür braucht. Nicole Niederberger entschied sich für grössere Umkleidekabinen und verkleinerte das weniger wichtige Lager. Sie investierte in den Entwurf eines neuen Bootshauses rund 300 Stunden – fünf Lektionen pro Woche während der Schulzeit, den Rest in der Freizeit. Das Projekt habe sie «gepackt», da habe die Zeit keine Rolle gespielt, erzählt sie.

Sie will Architektin werden

Begeistert zeigt sich auch Berufsfeuerwehrmann Pascal Erni, welcher die Projekte der Schülerinnen und Schüler mitbeurteilte und die fünf besten auszeichnete: «Eine Auswahl zu treffen, war nicht einfach. Nicoles Vision überzeugte mit der Funktionalität und der Gestaltung. Ihr Fels wächst aus der Passerelle.» Erni war selber Architekt, bevor er zur Berufsfeuerwehr kam. Nicole Niederberger will ebenfalls Architektin werden. Zunächst schliesst sie im August ihre Lehre als Zeichnerin im Architekturbüro Kontur in Stans ab. Nach der Berufsmatura will sie dann ihr Studium am Technikum Horw fortsetzen, erzählt die 18-Jährige, die viel Wert auf exaktes Arbeiten legt:

«Wenn Pläne rausgehen, müssen sie auch funktionieren. Und zwar für alle Beteiligten und auch für Passanten.»

Ein grosses Anliegen ist ihr dabei der Respekt vor der Natur, vor der natürlichen Umgebung. So müsse sich ein Objekt in die Natur einfügen. Bunte Häuser sind da nicht ihr Ding. «Hier zum Beispiel» – sie zeigt auf ein Gebäude hinter ihr mit knallorangen Beschattungen an den Fenstern –, «zu dem dezenten Blau, das sich bestens mit dem Wasser verbindet, ist das Knallorange wie eine Faust aufs Auge.»

Ihre erste Skizze für das Bootshaus sah noch eine gepunktete Gestaltung vor, die aus dem Wasser aufsteigende Luftblasen symbolisieren sollte. Diese Idee verwarf sie und entschied sich für einen leicht akzentuierten Wellengang an der Fassade.

Das Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe führt regelmässig fiktive Architekturwettbewerbe zu Übungszwecken durch – 2020 ging es beispielsweise um die Gestaltung des Innenhofs der neuen ABL-Siedlung Himmelrich.

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