Philipp Unterschütz
Philipp Unterschütz
Philipp Unterschütz
Weil mangels Investitionskapital bei den Bergbahnen Beckenried-Emmetten AG (BBE) künftig vielleicht Teile des Winterbetriebs ganz oder teilweise geschlossen werden könnten, entschloss sich der Beckenrieder Jurist Vinzenz Hohl (60), einen Verein zu gründen zur Rettung des Skigebietes Klewenalp. Ziel ist eine Aktienkapitalerhöhung durch neue Aktionäre und ein Schuldenschnitt. Und der Verein will künftig mitreden bei der Ernennung neuer Funktionäre und des BBE-Managements.
Dem Verwaltungsrat der BBE ist bewusst, dass da eine neue Macht im Entstehen ist. So fanden auch Treffen statt von Vinzenz Hohl mit Verwaltungsratspräsident Res Schmid, Vizepräsident German Grüniger und Geschäftsleiter Roger Joss. Der Grundtenor habe schliesslich gelautet, dass man sich mit vereinten Kräften gegen die Schliessung von Skianlagen stemmen wolle, erzählt Vinzenz Hohl auf Nachfrage. «Wir wollen auf verschiedenen Wegen versuchen, die öffentliche Meinung dahingehend zu beeinflussen, dass der Berg für die gesamte Region Heimat, Lebensqualität und Identität bedeutet, der Volksgesundheit zuträglich ist und somit, wie ein Gemeindeschwimmbad auch, im Notfall subventioniert werden sollte.»
Als Basis dafür braucht es laut Vinzenz Hohl ein professionelles Konzept, welches hieb- und stichfest darlegt, wie der Betrieb gesund und profitabel geführt werden kann. «Damit soll wieder eine Vertrauensbasis geschaffen werden, mit welcher das Wohlwollen der öffentlichen Hand aber auch der breiten Bevölkerung zurückgewonnen werden könnte», so Vinzenz Hohl weiter. «Dieses Wohlwollen ist leider auch bitter nötig, denn das Kapital für kostspielige Zukunftsinvestitionen aber auch grössere Austauschinvestitionen kann von der Bahn nur in Ausnahmefällen selbst erwirtschaftet werden.» Mit dieser Taktik könne man einige Jahre Vertrauen schaffen, also beweisen, dass das Konzept funktioniert, um dann das Projekt der Beschneiungsanlagen an die Hand nehmen zu können, für das man Kosten von 8 bis 12 Millionen Franken erwartet.
Nächstes Jahr sollen keine Anlagen geschlossen werden
Der Verwaltungsrat sei selbstverständlich an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Verein interessiert, erklärt BBE-Verwaltungsratspräsident Res Schmid auf Anfrage. «Konkrete, gemessen an den finanziellen, technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen machbare Vorschläge sind jederzeit sehr willkommen und werden selbstverständlich zusammen mit den Aktivisten des Vereins besprochen und nach Möglichkeit umgesetzt.» Insbesondere erhoffe sich der Verwaltungsrat auch ein wertvolles und unterstützendes Netzwerk in der Öffentlichkeit, weil etwa die Hälfte des Aktionariats den öffentlichen Institutionen gehöre.
Um dem Verein den nötigen Schub zu verleihen, hätte es Vinzenz Hohl gerne gesehen, wenn der Verwaltungsrat öffentlich bekundet hätte, dass er die Schliessungsoptionen vorderhand zurückstellt und gemeinsam mit dem Verein die Herkulesaufgabe an die Hand nehme. Zwar hat der Verwaltungsrat keine derartige öffentliche Mitteilung verschickt, Res Schmid sagt aber, dass über die Massnahmen für das kommende Geschäftsjahr anlässlich der alljährlichen Strategiesitzung im Sommer entschieden werde.
«Man kann aber sicher schon festhalten, dass es keine Absicht des Verwaltungsrates gibt, im kommenden Geschäftsjahr Anlagen zu schliessen.»
Die Unternehmung habe im Moment eine stabile Betriebssicherheit und das bei ausreichender Liquidität.
Vereinsgründung ist erfolgt
Am Montag hat Vinzenz Hohl den Verein unter dem Namen «Schneesportgebiet Klewenalp-Stockhütte – Identität und Lebensqualität» gegründet. Alle der deutlich über 600 Interessenten erhalten nun nebst den Statuten eine Einladung zur definitiven Anmeldung. Interessenten, die sich im Vorstand einbringen möchten, können sich auf der Website melden – gesucht seien Verstärkung und Know-how in den Bereichen Kommunikation/PR, politische Vernetzung in der Region und Fundraising (Networking), sagt Vinzenz Hohl. Der Verein werde vorläufig noch keine Beiträge erheben, aber eine Art Gönnervereinigung bilden, unter anderem mit namhaften lokalen Wirtschaftsgrössen und bekannten Gesichtern. «Das Ziel bleibt bestehen und es wird versucht werden, konstruktiv mit dem VR zu kooperieren.»
Man werde auch eine Gruppe Politik zusammenstellen, diese solle in den unterschiedlichsten politischen Gruppierungen für Wohlwollen sorgen. Vinzenz Hohl ist überzeugt: «Letzten Endes wird man wohl eines Tages eine Volksabstimmung gewinnen müssen, die die institutionelle Unterstützung des Gebietes durch die öffentliche Hand auf eine gesetzliche Grundlage stellen müsste.»
Die Erhaltung des Schneesportgebietes steht über allem
Auch der Verwaltungsrat hoffe auf einen möglichst grossen und starken Verein und dass nach der formellen Gründung möglichst alle der über 600 Interessenten als Mitglieder beitreten werden. «Die Zielsetzung des Vereins deckt sich mehrheitlich mit den Bestrebungen und der strategischen Ausrichtung des Verwaltungsrates der BBE AG», so Res Schmid. «Das gemeinsame Ziel, das Gebiet Stockhütte und Klewenalp mit einem vielfältigen und qualitativ attraktiven Angebot möglichst vielen Gästen und Benutzern anbieten zu dürfen – das soll unser gemeinsamer Ansporn sein!»
Das sieht auch Vinzenz Hohl so. Dennoch sagt er auch vielsagend, dass die Stossrichtung des Vereins auch vom Kooperationswillen der Protagonisten der BBE AG abhänge. Der Verein kenne nur ein Ziel, die Erhaltung des Schneesportgebietes.
«Dazu wird er bereit sein, alles in eine Waagschale zu legen. Der Verein dient jedoch nicht als PR-Organ oder Feigenblatt für den Verwaltungsrat.»
Weitere Infos zum Verein: www.zukunft-klewenalp.ch