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Ein klassisches Orchester mit Zukunft

Die Jubiläumskonzerte des Orchestervereins Nidwalden vereinten drei Generationen auf der Bühne des Kollegisaals in Stans.

Das Motto des Jubiläumskonzertes 125 Jahre Orchesterverein Nidwalden (OVN) lautete «Zämä Muisig mache Chly und Gross» und brachte es mit sich, dass nebst den Mitgliedern des OVN auch ein Jugendorchester aus Nid- und Obwalden und zwei Ensembles mit Kindern mitwirkten. Noch vor 25 Jahren hätten die Jubilare auf die Geschichte des Orchesters zurückgeblickt, liessen die Veranstalter verlauten. Jetzt sei es allerdings an der Zeit vorwärtszuschauen. Wie könnte das besser passieren als mit drei Generationen, die gemeinsam musizieren? Die Idee war äusserst erfolgreich. Ein eindrückliches Konzertprogramm vor ausverkauftem Saal zeugte davon.

Die jüngsten Suzuki-Kinder hatten ihren grossen Auftritt.
Bild: Primus Camenzind / Nidwaldner Zeitung

Suzuki-Kinder zeigen ihr Gelerntes

Als erstes ertönte «Twinkle, twinkle, little star», eigentlich ein Motiv von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Jüngsten reihten achtsam Ton an Ton und brachten so dem grossen Meister ihren kindlichen Respekt entgegen. Kaum etwas älter, erklangen in einem zweiten Ensemble bereits Werke – von Händel und Brahms.

In den Programmnotizen wurden die kleinen «Tonkünstler» als «Suzuki-Kinder» bezeichnet, denn die gleichnamige Lehrmethode, welche Doris Estermann mittels Diplom als Suzuki-Lehrerin für Violine auszeichnet, ist als Frühunterricht für Kleinkinder konzipiert. Alexandra Bissig, die zweite ausgebildete Musikpädagogin, ist der Suzuki-Methode ebenfalls mächtig. Das Publikum war von der Spielfreude und der Spontaneität beider Ensembles sichtlich angetan.

Junge Talente im Fokus

In der Folge rückte ein Jugendorchester ins Zentrum. Es bestand mehr oder weniger zur Hälfte aus Kindern und Jugendlichen aus Obwalden und solchen aus verschiedenen Nidwaldner Gemeinden. Dieses stattliche Ensemble kommt einer Hoffnung für die Zukunft gleich, nämlich der Tatsache, dass Violinen und Celli unter den Jugendlichen eine Art Renaissance erleben. Zusammen mit dem OVN interpretierten sie unter anderem Melodien aus dem Film «Forrest Gump», Themen aus «Peter und der Wolf» von Prokofjew oder ein «Inverno» von Vivaldi.

Erstaunlich, wie mühelos und harmonisch sich die beiden Ensembles in einem wohligen Klangkörper vereinten. Ausserordentliche Talente rückten ins Rampenlicht, als Anna-Lena Janach und Noë Kayser in Begleitung des OVN das «Konzert in d-Moll» für zwei Streicher und Basso continuo von Johann Sebastian Bach zum Besten gaben. Rhythmik, Technik und musikalische Empfindsamkeit sind bei den beiden jugendlichen Geigerinnen schon beachtlich weit fortgeschritten.

Beethovens Zweite überzeugte

Das Konzertpublikum erlebte den rein musikalischen Höhepunkt nach der Pause. Unter der Leitung von Chefdirigent Manuel Oswald interpretierte der Orchesterverein Nidwalden die «Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 36» von Ludwig van Beethoven. Die vier Sätze liessen in ihrer Vielfalt und den handwerklichen Ansprüchen kaum Zweifel offen, dass hier ein tolles Ensemble am Werk war. Die Streicher wirkten in allen Lagen ausgewogen und ihrer Sache sicher. Und wenn da für ein Orchester, welches fast ausschliesslich aus Laien besteht, noch ein wenig Luft nach oben vorhanden ist, so gehört das zum Weg, der allmählich zum Ziel führen soll.

Die Holz- und Blechbläserinnen und -bläser, in der für die Klassik-Epoche typischen Besetzung, meisterten ihre mehrheitlich kurzen und prägnanten Passagen tadellos. Viel Energie im Adagio; Poesie und zärtliche Dialoge zwischen Bläsern und Streichern im Larghetto; ländliche Tänze in der Dynamik des Scherzo-Allegro und die damals üblichen Normen, welche der Komponist im Allegro molto des vierten Satzes sprengte – all dies fügte der souveräne Dirigent zu einer tollen Einheit zusammen.

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