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Luzern

Ein Jahr nach dem verheerenden Sturm Burglind: ein Augenschein in Hohenrain

Vor einem Jahr zerstörte der Wintersturm Burglind den Wald von Guido und Jakob Oehen. Dank viel Herzblut und unerwarteter Hilfe spriesst in Hohenrain aber bereits wieder neues Leben.
Landwirt Guido Oehen.
Mitglieder der Zunft zu Safran halfen Guido und Jakob Oehen im März 2018 beim Setzen junger Bäume. Bild: PD
Der Setzling wird 20 Jahre brauchen, bis er zu einem "erwachsenen" Baum heranwächst.

Urs-Ueli Schorno

Urs-Ueli Schorno

Urs-Ueli Schorno

In Lieli liegt das letzte Sturmholz zum Abtransport bereit. Der 1,5 Hektaren grosse Wald von Guido Oehen (40) und seinem Vater Jakob (76) wurde am 3. Januar 2018 zum zweiten Mal nach 1967 Opfer eines Sturms. «Nach dem Sturm ‹Burglind› kam auch noch der Käfer», sagt Landwirt Guido Oehen ein Jahr später. Die bereits geschwächten Bäume waren im Frühjahr ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer. Das Resultat ist karge Landschaft: Von einst gut 1000 stolzen Bäumen auf der Parzelle stehen nun noch 50 Stück.

Der Schock sei anfangs gross gewesen, doch Oehens sind heute gefasst. «Besonders für meinen Vater war die Arbeit im Wald wie eine Therapie». Man sei mit den Aufräumarbeiten auch viel schneller vorangekommen, als erst befürchtet. «Bereits im März waren wir fertig. Dabei hatten wir damit gerechnet, dass es Sommer wird.» Ein Akkordholzer stand im Einsatz, um die gefallenen Bäume rasch zu verarbeiten. Rund 400 Kubikmeter Holz sind so zusammengekommen. «Das ist sehr viel», kommentiert Guido Oehen. Und: «Die Qualität ist sehr gut». Dies auch, weil die Bäume durch den Sturm meist vollständig umgelegt worden und nicht geknickt sind. Von etwas minderer Qualität sei natürlich das von den Schädlingen befallene Holz.

Die Holzpreise purzeln in den Keller

Der Holzmarkt habe das Sturmholz anfänglich gut aufgenommen. Es folgte eine Überlastung infolge der grossräumigen Ereignisse und anhaltender Trockenheit mit zusätzlichen Waldschäden. «Besonders die Preise für das ‹Käferholz› sind zusammengekracht.» Für Oehens sind die Einnahmen aus dem Holz ein Nebenerwerb. «Den Wald bewirten wir vor allem aus Freude. Von klein auf war ich mit meinem Vater viel hier und wir beobachten auch heute noch gerne, wie es spriesst und wächst.»

Und so keimt in Lieli bereits wieder Hoffnung auf: Nachdem das Sturmholz weggeräumt war, machten sich Oehens gleich daran, ihrem Wald frisches Leben einzuhauchen. Beraten vom Förster setzten sie 350 Weisstannen, je 100 Spitzahorn, Stieleichen, Bergulmen und -ahorn. Hinzu gesellen sich wiederum je 50 Fichten, Kirschbäume, Hagebuchen, Schwarzerlen und Linden. «Das sind alles standortgerechte Bäume, die einen vielfältigen Mischwald ergeben.»

Oehens erhielten dabei auch unerwartete Hilfe: Die Luzerner Zunft zu Safran hat sich, nachdem sie vom Schicksal des Oehen-Waldes aus der Zeitung erfuhr, Unterstützung aus dem Fritschifonds angeboten. «Das ist eine wunderschöne Geschichte», sagt Guido Oehen, der nicht nur 17 tatkräftige Helfer auf seinem Gut begrüssen durfte, sondern von den zunfteigenen Köchen auch noch kulinarisch versorgt wurde. «Eine gute Freundin hat im Internet zudem Geld für die neuen Setzlinge gesammelt», sagt Oehen. Was ihn besonders beeindruckte: «Der Goodwill der Menschen hat uns tief berührt.»

20 Jahre spriessen und wachsen lassen

Bis der Wald wieder in alter Pracht erscheint, dauert es mindestens 20 Jahre. Solange brauchen die jungen Bäume viel Pflege. Im Frühjahr müssen die Setzlinge und natürliche Triebe vor schnell wachsendem Dorn befreit werden, der den jungen Pflänzchen das Licht raubt. «Gerade die Himbeerstauden werden sehr schnell wachsen und überdecken die Setzlinge», so Oehen. Mit Baumschere und Sägesse soll ihnen beigekommen werden. Guido und Jakob Oehen werden alles dafür tun, damit es in ihrem Wald wieder «spriesst und wächst».

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