Ein indischer «Mozart» spielt im «Sonnenberg»

Die indisch klassischen Konzerte im ehrwürdigen Saal des ehemaligen Grandhotels Sonnenberg in Seelisberg haben eine über 20-jährige Tradition. Am Silvesterabend um 20.30 Uhr und am Neujahrstag um 11.00 Uhr findet erneut je ein Gandharvaved-Konzert statt. Dr. Ranjit Sengupta, der zu den talentiertesten Musikern von Indien zählt, spielt an beiden Konzertanlässen auf der Sarod, einer gezupften Laute.

Das Instrument, das in Indien sehr beliebt ist, wird mit einem Fell bespannt und erinnert so im Klang an ein Banjo. Die Tonhöhe bestimmt der Musiker durch Druck oder durch Gleiten mit dem Fingernagel. «Sein Gefühl für Rhythmus, Präzision und Ausdruck ist einzigartig. Dabei entlockt der Künstler seiner Sarod ein ganzes Orchester an Klangfarben», schwärmt Otto Odermatt, der seit Jahren die indischen Konzerte in Seelisberg organisiert, über den Künstler. «Dr. Ranajit Sengupta war im Alter von 19 Jahren Indiens jüngster Musikprofessor und wurde mit vielen Auszeichnungen bedacht», weiss er aus dem Leben des 53-jährigen Musikers zu berichten.

Der gleiche Stellenwert wie die klassische Musik in Europa

Nebst Volks- und Popmusik kennt die Indische Musik auch einen kultivierten Musikstil, der sich mit der klassischen Musik in Europa vergleichen lässt. Dieser Musikstil läuft nach streng überlieferten Regeln ab und bietet viel Platz für Interpretation. So sind bis zu 90 Prozent eines Stücks frei improvisiert. Der Künstler entwickelt meist im Solospiel einen musikalischen Gedanken im Lauf des Stücks weiter.

Die Struktur der Melodie ist der Raga, der eine bestimmte emotionale Stimmung ausdrückt. So wird jedem Raga eine genau definierte Tages- oder Jahreszeit zugeordnet. «Lässt man sich auf das Spiel des Künstlers ein, spürt man bereits nach wenigen Minuten, wie sich die Gesamtenergie aus einer grossen inneren Ruhe formt», empfiehlt Otto Odermatt dem Publikum. Eine Anmeldung ist nicht nötig, Konzerttickets sind an der Abendkasse vor Ort beim Hotel Sonnenberg in Seelisberg erhältlich.