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Onlinearchiv

Ein Blick in die Vergangenheit – Flühli-Hotel-Kurhaus eröffnet Topothek

Die Geschichte des Flühli-Hotel-Kurhauses ist nun in einem Onlinearchiv für alle Interessierten zugänglich. So soll die Erinnerung an frühere Generationen bewahrt werden.

Die im Kurhaus gelebte Geschichte für die jüngere Generation greifbar machen – das ist das Ziel der neu eröffneten Topothek im Flühli-Hotel-Kurhaus. Dabei handelt es sich um ein Onlinearchiv, das seit Mittwoch unter kurhaus-fluehli.topothek.ch besucht werden kann.

«Als wir das Kurhaus im Dezember 2021 neu eröffneten, war bald klar, wie geschichtsträchtig das Haus ist», erzählt Stefania Martinelli, Direktorin des Kurhauses. «Deshalb haben wir Thomas Krebs als unseren Hotelarchivar engagiert, der die Geschichte aufarbeitet und neu zum Leben erweckt hat.» Krebs hat bereits die vier einzigen anderen Topotheken in der Schweiz betreut.

Eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1936.
Bild: Bild: Archiv Kurhaus Flühli

Demut vor früheren Generationen

Das Archiv im Entlebuch führe einem vor Augen, wie lange das Haus schon Bestand habe. «Es stimmt mich demütig, zu erfahren, was unsere Grosseltern und frühere Generationen darin für Zeiten erlebt und für Opfer gebracht haben.» Wenn man einen Blick in die Vergangenheit werfe, werde einem ausserdem bewusst, wie gut es uns heute gehe.

«Natürlich kann die eine oder andere Anekdote auch mit einem Schmunzeln erzählt werden», sagt Martinelli. So ist laut Krebs etwa überliefert, dass Wladimir Iljitsch Lenin, der als Begründer der Sowjetunion gilt, als er 1915 in Sörenberg untergebracht war, jeweils mit dem Fahrrad hierhingefahren sei und seine Sekretärin besucht habe.

Berühmtheit über die Landesgrenzen hinaus

Eröffnet wurde das Flühli-Hotel-Kurhaus, wie man es heute kennt, um 1900. Zuvor hatte sich am selben Ort das 1782 erbaute Gasthaus Kreuzbuch befunden. Dieses wurde 1858 von Leo Enzmann übernommen, dessen Eltern als Glaser aus dem Schwarzwald ins Entlebuch gekommen waren. Unter seiner Leitung wurde das Gasthaus in den 1890er-Jahren umgebaut und erhielt seinen heutigen Namen.

Das damalige Gasthaus Kreuzbuch um 1880.
Bild: Bild: Archiv Kurhaus Flühli

«Durch seine Lage im Zentrum wurde das Kurhaus zum wichtigsten weltlichen Bau und Treffpunkt im Dorf», sagt Krebs. Zudem sei es ein bedeutender Bau der Belle Époque und der Bäderkultur des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. «Es trug dazu bei, dass ‹Flühli› über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus als Luftkurort bekannt wurde.»

Gemeinde soll die Topothek mitgestalten

Das Hotel durchlief in den vergangenen Jahren einige Besitzerwechsel und stand in den 70er-Jahren sogar kurz vor dem Abriss. «Unsere alte Dame hat schon einiges erlebt, konnte sich aber immer wieder aus der Misere retten», sagt Martinelli. «Die Topothek soll diese turbulente Geschichte nun dokumentieren.» Im Onlinearchiv finden sich unter anderem Briefe aus dem 19. Jahrhundert, Ansichtskarten von Hotelaufenthalten und Fotos, die das Kurhaus im Laufe der Jahre zeigen.

Die Dorfstrasse Flühli im Jahr 1928 mit Blick auf die Kirche, rechts das Flühli-Hotel-Kurhaus.
Bild: Bild: Archiv Kurhaus Flühli

Die Bevölkerung ist eingeladen, an der Topothek mitzuwirken. Martinelli: «Alle haben hier irgendeine Verbindung zu diesem Haus und ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute etwas vorbeibringen, das ins Archiv aufgenommen werden kann.» Dies sei der Grundgedanke der Topothek: Sie soll stetig wachsen, von der Gemeinde gestaltet werden und so die lebendige Geschichte des Hotels abbilden.

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