notifications
Heisswasserspeicher

Dieser 450-Tonnen-Stahlkoloss speichert in Perlen ab sofort Energie

Die Kehrichtverbrennungsanlage Renergia hat ihren neuen Heisswasserspeicher in Betrieb genommen. Es ist der erste seiner Art in der Schweiz.

Seit gut sieben Jahren steht in Perlen die Kehrichtverbrennungsanlage Renergia. Rund 250'000 Tonnen Abfall jährlich werden hier in Luft aufgelöst. Oder besser gesagt in Energie umgewandelt. Nun ist die Anlage um eine wichtige Konstruktion erweitert worden. Am Donnerstagabend fand auf dem Areal die Eröffnungsfeier für den neuen Heisswasserspeicher statt.

Dabei handelt es sich um einen 33 Meter hohen, frei stehenden Turm, der direkt neben der graubetonierten Verbrennungsanlage steht.

Der neue Wärmespeicher der Renergia (dunkelgrünes Silo) neben der Kehrichtverbrennungsanlage.
Bild: Bild: Dominik Wunderli (Perlen, 24. November 2022)

Im Vorfeld der Feier erklärten die Verantwortlichen das Projekt gegenüber unserer Zeitung bei einem Rundgang. Verwaltungsratspräsident Martin Zumstein sprach von einem «Meilenstein» für die Kehrichtverbrennungsanlage. «Sie gehört zu den besten und modernsten Verbrennungsanlagen Europas. Darauf können wir stolz sein.» Es sei der erste Heisswasserdruckspeicher der Schweiz.

Verwaltungsratspräsident Martin Zumstein.
Bild: Bild: Nadia Schärli

«Hier ist es Neuland, auch für uns als Betreiber.»

Funktioniert wie ein Haushaltsboiler

Der Speicher, der, wenn es keine Fassade rundherum geben würde, aussehen würde wie ein überdimensionales Zäpfchen, wiegt 450 Tonnen, verfügt über eine Kapazität von 400 Megawattstunden und hat ein Füllvolumen von 5 Millionen Liter Wasser. Dieses Wasser kann bis zu 145 Grad heiss werden. Funktionieren tut der Heisswasserdruckspeicher wie ein Haushaltsboiler. Er ist stets komplett mit Wasser gefüllt und steht unter Druck, damit das Wasser nicht verdampft.

Das Ziel: Die Energie, die nebenan durch das Verbrennen von Güsel gewonnen wird, kann in diesem Speicher im Wasser zwischengelagert werden. «Es ist ein wichtiger Mosaikstein, um nachhaltigere Energie zu liefern», erklärte Martin Zumstein. Zuvor konnte die Energie der Verbrennungsanlage, wenn beispielsweise in der Nacht von den Haushalten und Industrieanlagen in der Region weniger nachgefragt wurde, nicht gespeichert und später ins Netz gespeist werden. Ein Teil der Energie konnte nicht genutzt werden und verpuffte.

Und andererseits: «Wenn an kältesten Wintertagen zu viel Fernwärme von uns bezogen wurde, musste beispielsweise unser Nachbar Perlen Papier, der die Energie direkt von uns bezieht, den fehlenden Dampf mit Erdgas erzeugen», sagte Geschäftsleiter Ruedi Kummer. Das sei nun nicht mehr nötig und dies sei der Hauptnutzen des Speichers. «Es handelt sich um einen weiteren Schritt zur Optimierung der Energieversorgung.» Nun könne man den Speicher in der Nacht, wenn weniger Energie nachgefragt wird, laden und am Tag bedarfsgerecht an die Kunden abgeben.

Erste Erfahrungen vor dem Winter

Die 450-Tonnen-Stahlkonstruktion kostete die Renergia, die 2012 von acht Abfallverbänden der Zentralschweiz und der Perlen Papier AG gegründet wurde und als AG organisiert ist, rund fünf Millionen Franken. Die Bauzeit betrug anderthalb Jahre, wobei es auch zu Verzögerungen kam, wie Verwaltungsratspräsident Martin Zumstein und der technische Projektleiter Claudio Helbling während des Rundgangs ausführten.

Helbling: «Bei Projekten von einer solchen Grössenordnung gibt es immer Herausforderungen.» So sei etwa das Gewicht eine Knacknuss gewesen. Nach dem erstmaligen Befüllen des Speichers habe man beim Baugrund und beim technischen Fundament Korrekturen vornehmen müssen. «Das hat schon ein wenig Bauchschmerzen verursacht», sagte Zumstein. Doch seien immer Lösungen sichtbar gewesen – und auch das System an und für sich habe man nicht hinterfragen müssen.

Der Speicher läuft seit Mitte September. Man habe ihn vor dem Winter in Betrieb nehmen wollen, um Erfahrungen zu sammeln. Und der erste Eindruck sei sehr positiv gewesen. Projektleiter Claudio Helbling:

«Er tut, was er soll.»

Kommentare (0)