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Uri

«Eigägwächs» bringt die Titanic auf die Altdorfer Bühne

In seinem dritten Projekt als Regisseur wagt sich Rolf Sommer an den Welterfolg Titanic heran. Warum er dafür eine goldene Regel der Theatergruppe bricht, verriet er bei der Enthüllung des Projekts 2022.
Das vergangene «Eigägwächs»-Projekt Big Fish lockte viele Zuschauer ins Theater Uri. (Bild: Urs Hanhart, Altdorf, 8. Januar 2020)
Regisseur Rolf Sommer will das Publikum zum Träumen einladen. (Bild: Markus Zwyssig )

(RIN) «Wir werden ganz ohne Leonardo di Caprio auskommen müssen», erklärt Rolf Sommer. «Nicht nur, weil unsere Theatergruppe bevorzugt seinen einheimischen Talenten eine schillernde Bühne bietet, sondern auch, weil im Musical im Gegensatz zum Film ‹Titanic› die Rolle des Jack und seiner Rose nicht vorkommen.» Voller Spannung lauschten die Mitglieder der Theatergruppe Eigägwächs und weitere Interessierte den Worten von Regisseur Rolf Sommer, welcher am Dienstagabend, 27. Oktober, das Projekt 2022 unter Einhaltung der Covid-19-Schutzmassnahmen im Theater Uri enthüllte.

Das Musical unterscheide sich massgeblich vom Film, obwohl beide im Jahr 1997 erschienen sind. «Es wird wohl das ewige Verhängnis des Musicals bleiben, dass der Film von James Cameron so unendlich erfolgreich war», so Sommer. «Denn wer heute Titanic hört, denkt unweigerlich an das tragische Drama der beiden Liebenden, deren kurzes Glück in den eisigen Wogen der untergehenden Titanic zu Céline Dions ‹My heart will go on› ein Ende findet.» Die Geschichte der grössten Schiffskatastrophe des 20. Jahrhunderts beginnt am 10. April 1912 mit der Jungfernfahrt vom britischen Southampton nach New York. Es war damals das grösste und luxuriöseste Schiff der Welt und galt als unsinkbar. Am 15. April rammte die Titanic einen Eisberg, gute zweieinhalb Stunden später versank sie im Atlantik. Dabei verloren rund 1500 Menschen ihr Leben. 710 Menschen überlebten das tragische Ereignis.

Untergang als Sinnbild für die menschliche Überheblichkeit

Das Musical Titanic von Peter Stone (Buch) und Maury Yeston (Musik) wurde im April 1997 am Broadway uraufgeführt. Die deutsche Erstaufführung fand 2002 in Hamburg statt und 2012 kam es erstmals in der Schweiz an den Seespielen in Thun auf die Bühne. Drei Jahre später entschied sich auch die Walensee-Bühne für das imposante Stück, das mit seiner opulenten Musik und grossen Emotionen das Publikum weltweit begeistert. Der Untergang der Titanic gelte als Sinnbild für die menschliche Überheblichkeit, die ihren Tribut forderte. «Es war eine Zeit des grossen technischen Aufbruchs, die geprägt war von Euphorie und übermässigem Fortschrittsglauben», heisst es in der Mitteilung der Theatergruppe. «Man träumte von Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.»

Auf dem Schiff versammelten sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Eliten von Amerika und Europa. Aber auch arme Auswanderer mit grossen Träumen, die aus ihrer finanziellen Not und aus starren gesellschaftlichen Strukturen fliehen wollten. Das Musical erzählt die Geschichten dieser unterschiedlichen Leute auf dem Schiff. «Es entwirft ein grosses Gesellschaftsbild und die Zuschauer erhalten Einblick in das Leben und die Träume der Passagiere», so die Organisatoren. Die meisten Rollen entsprechen wirklichen Personen und auch der Untergang werde historientreu erzählt.

«Das Stück passt wie massgeschneidert»

Für Rolf Sommer ist der Entscheid für Titanic ein Entschluss, der sich beinahe aufdrängte. «Die Geschichte erfüllt unsere Kriterien wie massgeschneidert. Unsere Stücke müssen viele Szenen für ein grosses Ensemble bieten, bei welchem Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Menschen mit einer Beeinträchtigung Platz finden», sagt Sommer. «Wir laden unser Publikum gerne zum Träumen ein und unterhalten mit Tiefgang und Emotionen.» Das Musical Titanic beinhaltet sehr viele gleichwertige Rollen. Das kommt dem Urner Regisseur, der 2017 bei der Titanic der Bad Hersfelder Festspiele selber als Edgar Beane auf der Bühne stand, sehr entgegen. Trotzdem breche mal mit der Wahl eine der goldenen Regeln der Theatergruppe. «Normalerweise führen wir kein Stück auf, dessen Titel jedermann kennt», gesteht Sommer. Das Urner Publikum darf also gespannt sein, welche weiteren Gewohnheiten bei der Inszenierung von Titanic 2022 über Bord geworfen werden.

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