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Luzern

Ehemaliger CVP-Politiker schreibt Buch über die Krienser Sportgeschichte

Nach 15 Jahren Recherche hat Fredy Vogel (82) eine Chronik über den Krienser Sport herausgegeben. Dabei zeigte sich: Die Anfänge waren für viele Vereine harzig.
Autor Fredy Vogel (links) mit dem Olympiabronze-Gewinner Kurt Müller vor der ehemaligen Schiessanlage Chut. (Bild: Philipp Schmidli, Kriens, 31. Oktober 2019)

Stefan Dähler

Es waren die Schützen, die als erste in Kriens so etwas wie ein Sportwesen ins Leben riefen. 1826 gründete der damalige Lehrer und Kantonsparlamentarier Melchior Schnyder die Schützengesellschaft Kriens. Geschossen wurde damals noch auf dem offenen Feld, was auch zu Unfällen führte. So sei der Zeiger Jost Disler 1830 vor der Scheibe getroffen worden – den Schulterdurchschuss habe er aber ohne weitere Folgen überstanden. Später wurden Anlagen gebaut, 1897 der Hubel im Obernau, 1935 das Chut an der Klösterlistrasse. 1979 folgte die Anlage Stalden an der Hergiswaldstrasse, die heute noch in Betrieb ist. Kriens brachte auch einige international erfolgreiche Schützen hervor, etwa Kurt Müller, der 1968 die Olympia-Bronzemedaille gewann.

Nachlesen kann man das in der 90-seitigen «Krienser Sport Chronik 1829-2000», die neu erschienen ist. Das Buch verfasst hat Fredy Vogel (82), ehemaliger CVP-Einwohnerratspräsident und Grossrat (der heutige Kantonsrat). Er war zudem während 30 Jahren Präsident der Vereinigung Krienser Sportorganisationen. Vogel will mit dem Werk allen Leuten, die in den Vereinen ehrenamtliche Arbeit geleistet hatten, eine Ehre erweisen. Und der «jungen Garde» aufzeigen, dass der Zugang zum Sport früher viel schwieriger war als heute, wie er betont.

Turnen ohne Halle

Das zeigte sich etwa beim Turnverein, der 1868 gegründet wurde. Während der ersten 15 Jahre existierte keine Turnhalle. Die Trainings hätten in der Gartenwirtschaft des damaligen Hotels Pilatus und bei Regen oder Kälte im Theatersaal stattgefunden, schreibt Vogel. Entsprechend sei die Motivation bei den Mitgliedern zu Beginn eher klein gewesen, weswegen der Verein eine Busse für Absenzen einführte. Bis 1952 seien Kriens nur die Dorf-Turnhalle sowie eine Halle der ehemaligen Erziehungsanstalt Sonnenberg zur Verfügung gestanden.

Das Material für die Chronik hat Vogel während rund 15 Jahren gesammelt. Wie viele Stunden er in das Buch investierte, kann er nicht beziffern.

«Bei einigen Vereinen dauerte es über ein Jahr, bis ich die Informationen zusammenhatte. Wäre ich nicht pensioniert, hätte ich die Zeit dafür niemals gehabt»,

sagt Vogel, der früher als Versicherungsfachmann arbeitete, im Sommer gerne auf der Krienseregg wandert und im Winter im Eigenthal auf den Langlaufskis seine Runden dreht. Die Chronik endet im Jahr 2000, weil danach viele neue Sportarten hinzugekommen seien und das den Rahmen gesprengt hätte.

Rund 30 Vereine und mehrere erfolgreiche Krienser Sportler werden im Buch vorgestellt. Auch ein Thema ist natürlich der Fussball. Der heute so populäre Sport sei zu Beginn des 20. Jahrhunderts verpönt gewesen. «Wer etwas auf sich hatte, stählte seinen Körper durch Freiübungen im Turnverein», schreibt Vogel im Buch. Es waren drei Anläufe nötig, um einen Fussballclub zu etablieren. Der erste Versuch, damals noch unter dem Namen FC Kriens, scheiterte 1926 sechs Jahre nach der Gründung. Der zweite Verein namens Rasensport Kriens hielt acht Jahre durch und wurde 1939 nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aufgelöst. 1944 schliesslich wurde der SC Kriens gegründet, musste aber bis 1949 im «Exil» auf Stadtluzerner Boden spielen.

Berührt hat ihn der harte Kampf der Frauen

Was ist Fredy Vogel von seiner Arbeit für die Sport-Chronik speziell in Erinnerung geblieben? «Ich war erstaunt, wie gross und umfangreich das Archiv der Schützengesellschaft ist», sagt Vogel. «Darin zu stöbern, war sehr interessant. Es wäre spannend, mal eine Chronik alleine über diesen Verein herauszugeben.» Für Vogel, der bereits ein Buch über den Krienser Hochwald geschrieben hat, ist das aber kein Thema mehr.

Speziell berührt hat ihn die Geschichte von Marie Willmann, die ab 1919 Pionierarbeit für den Frauensport leistete. «Frauen hatten damals im Sport nichts zu melden. Sie musste enorm kämpfen, um die Turnhalle nutzen zu können.» Bei den Männern stiess sie zunächst auf grossen Widerstand, ihr seien «die unmöglichsten Räume zu den dümmsten Zeiten» zugewiesen worden. Willmann war Lehrerin und präsidierte von 1919 bis 1952 den Turnerinnenverein Kriens und galt auch landesweit als Pionierin des Frauenturnens.

Bereits früher, 1914, nahm der Velo Club Kriens die erste Frau auf. Aber auch hier gab es keine Gleichberechtigung: Sie musste den doppelten Mitgliederbeitrag bezahlen, schreibt Vogel.

Kriens als «Wiege des Rollstuhlsports»

Eine Pionierrolle spielte Kriens beim Rollstuhlsport. 1966 gründeten Toni Lustenberger, Ernst Michel und Werner Waldispühl in Kriens eine neue Gruppe mit dem Ziel, den Wettkampfsport für Behinderte zu fördern. Das sei damals noch nicht üblich gewesen. Es existierte ein Club für Behinderte in Luzern, worin es aber nur darum gegangen sei, für die eigene Fitness zu trainieren, schreibt Vogel.

1967 organisierte die Krienser Gruppe das erste nationale Rollstuhlsport-Treffen beim Schulhaus Feldmühle. Der damalige Gemeinderat sei der Gruppe wohlgesinnt gewesen. Ab 1971 konnten die Rollstuhlsportler die neu erbaute Krauerhalle inklusive behindertengerechtem WC nutzen. Nach der Eröffnung des Paraplegikerzentrums in Nottwil 1990 wurden die sportlichen Aktivitäten schliesslich an den Sempachersee verlagert. Kriens bleibe aber die «Wiege des schweizerischen Rollstuhlsports», schreibt Vogel.

Erhältlich ist das Buch in der Krienser Papeterie an der Gallusstrasse 12 oder privat bei Fredy Vogel am Kreuzhausweg 1 für 20 Franken.

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