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Nidwalden

Drei Vorschläge für den Heimweg

Christian Hug beschäftigt sich in seinem «Ich meinti» mit den Tugenden.
Christian Hug. (Bild: PD)

Christian Hug

Natürlich wünsche ich mir im neuen Jahr zuallererst Weltfrieden. Denn Sie erinnern sich sicher, dass ich seit der Nicht-Wahl der Miss-Schweiz-Kandidatin Vanessa Leuzinger in gewisser Weise ihr Statthalter bin, und für Missen ist der Wunsch nach Weltfrieden Pflicht. Aber dann? Welche Wünsche kommen als nächste? Man sagt ja, dass man sich sehr genau überlegen soll, welche Wünsche man hegt, weil sie tatsächlich in Erfüllung gehen könnten.

Deshalb habe ich gründlich nachgedacht. Und mich auf einen einzigen Wunsch beschränkt: Ich wünsche mir, dass sich jede und jeder von uns nicht mehr soooo wichtig nimmt und nicht mehr wegen jedes Muggenfurzes in blanke Empörung ausbricht. Unter uns gesagt: Dieses selbstherrliche Ich-Ich-Ich-Getue und dieses dauernde Shitstorm-Geschrei in den sozialen Medien geht mir ja so was von auf den Geist. Umso mehr, als sich die wachsende digitale Egomanie auch in der realen Welt auf immer unangenehmere Weise durchsetzt. Ich persönlich finde diese Entwicklung ziemlich besorgniserregend. Deshalb wünsche ich mir, wie soll ich sagen, mehr Unaufgeregtheit.

Und ich hätte da auch schon einen Vorschlag, wie wir das hinkriegen könnten: Vor ein paar Wochen hatte ich eine Besprechung im Kloster Engelberg, im sogenannten Sitzungszimmer. Dort hängen wunderschöne Intarsienbilder von Bruder Kolumban Louis selig, und sie alle zeigen eine Tugend. Stillschweigen zum Beispiel, Demut, Hingabe oder Einsicht, 34 sind es insgesamt.

Wir konnten mit der Sitzung erst viel später als vorgesehen beginnen. Weil ich natürlich alle Bilder ganz genau anschauen wollte. Und nach der Sitzung habe ich drei Tugenden ausgewählt (also die Tugenden, nicht die Bilder) und sie als hilfreiche Vorbilder mit auf meinen Heimweg genommen.

Das Sitzungszimmer im Kloster ist übrigens öffentlich zugänglich. Ein Besuch ist in jedem Fall hilfreich. Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr 2019.

Christian Hug, Journalist aus Stans, äussert sich abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema.

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