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Zug

Doron-Preis: Zuger Stiftung zeichnet ETH-Professorin und Kinderaktivisten aus

Für ihre Forschung über Aerosole und für sein Engagement für Kinder und Jugendliche in schwieriger Lage erhielten Ruth Signorell und Rolf Widmer den mit 100'000 Franken dotierten Doron-Preis.
Preisträgerin Ruth Signorell mit Doron-Stiftungsratspräsident Jean Guinand. (Bilder: Maria Schmid (Zug, 8. März 2022))
Auch Rolf Widmer konnte den Preis entgegennehmen.

Fabian Gubser

Fabian Gubser

Nachdem die zusätzliche Beleuchtung für den Fotografen platziert und die Filmkamera auf Position ist, heisst Stiftungspräsident Jean Guinand die Anwesenden willkommen. Es ist ein kleiner Kreis, der sich am Dienstagabend im Zuger Rathaus am Fischmarkt versammelt hat.

Der Weg in den dritten Stock, zum Glanzstück des historischen Gebäudes in der Altstadt, dem gotischen Saal, erwies sich als kleines Abenteuer – auf uralten Steinböden, hölzernen Treppen hoch und vorbei an jahrhundertealten Porträts von Männern der Zuger Politik. Auch unter den Gästen befinden sich, neben Angehörigen des Preisträgers und der Preisträgerin, Vertreter der Politik. Sie alle sind gekommen, um der Verleihung des diesjährigen Doron-Preises, der mit 100'000 Franken dotiert ist, beizuwohnen. «Es ist schön, einen Schweizer Preis zu erhalten – als Wissenschafterin erhält man sonst Preise oftmals im Ausland», sagt die Preisträgerin Ruth Signorell nach der Zeremonie. Ausserdem würden nur wenige Preise die Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft schlagen.

Die 1969 geborene ETH-Professorin wuchs in einem 200-Seelen-Dorf in Graubünden auf und lebt heute in Genf. Ihre Forschung dreht sich um Aerosole. Dabei handelt es sich um allerkleinste Teilchen, die in der Luft schweben – weniger als einen tausendstel Millimeter gross.

Unvorstellbar kleine Teilchen mit grosser Wirkung

Aerosole spielen etwa auch im Gesundheitsbereich oder bei der Wolkenbildung eine wichtige Rolle, wie Signorells Kollege, ETH-Professor Thomas Peter, dem Publikum erklärt. Signorells Verdienst sei es, das anwendungsbezogene Wissen zu Aerosolen theoretisch untermauert zu haben – in einer eigens dafür gegründeten Forschungsdisziplin. Dafür habe sie diese extrem kleine Welt mittels innovativer Experimente hör- und sichtbar gemacht. Die Laudatorin, alt Bundesrätin Doris Leuthard, hob Signorells Engagement für die Förderung von Nachwuchs und Frauen hervor: Unter den Forschenden, die Signorell begleitet hat, finden sich heute sieben Professorinnen und Professoren.

Ein weiterer Preis ging an den Pädagogen Rolf Widmer, der sich seit 45 Jahren für die Rechte von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen engagiert. Bis heute setzt er sich auch für die Integration junger Flüchtlinge in der Schweiz ein und entwickelte in Westafrika und in mehreren Ländern Südosteuropas Angebote für Kinder, die nicht in ihrer Familie aufwachsen können.

Betroffene Kinder zu Beteiligten machen

Ein Kurzfilm zeigte berührende Einzelschicksale auf, wie etwa jenes eines jungen Syrers, der es dank Unterstützung von Widmers Institutionen in der Schweiz vom Kriegsflüchtling zum Masterstudenten der Musikwissenschaften brachte. Jean-Daniel Gerber, Ex-Staatssekretär und Direktor des Staatssekretariates für Wirtschaft, hob in seiner Laudatio hervor, dass Widmer stets nach dem Credo «Betroffene zu Beteiligten machen» gehandelt habe. «Es fühlt sich gut an, wenn andere aufzählen, was man alles geleistet hat», sagt Widmer, der in Zürich wohnt, nach der Verleihung. Im Alltag erhalte man nicht viele Rückmeldungen dieser Art.

Ziel der Schweizerischen Stiftung für den Doron-Preis ist es, «überdurchschnittliche, persönliche, uneigennützige und erfolgreiche Tätigkeiten auf den Gebieten der Kultur, des Gemeinwohls und der Wissenschaften mit einem Preis auszuzeichnen». So steht es auf deren Internetauftritt. Die Stiftung wurde 1986 vom umstrittenen Rohstoffhändler Marc Rich gegründet, der die Vorgängerfirma von Glencore aufbaute.

In ihrem Alltag werden die beiden Preisträger wohl weit weg von der gehobenen Atmosphäre und der Blitzlichter tätig sein. Gut möglich aber, dass man auch ihre Porträts noch öfters zu sehen bekommt.

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