Chiara Zgraggen
Die Luft im Zentrum Sagi ist am Donnerstag in Nottwil dick gewesen. Der Grund: Der Gemeinderat hatte zur Gemeindeversammlung eingeladen. Anwesend waren 376 Einwohner der 3800 – ein Vielfaches mehr als gewöhnlich. «Junge Stimmbürger, Senioren mit Rollatoren, Menschen im mittleren Alter. So viele Leute habe ich noch nie an einer Gemeindeversammlung gesehen», sagt Toni Büchler, Präsident des Nottwiler Gewerbeverbands. Das fünfte Traktandum dürfte wohl der Anreiz für die Nottwiler gewesen sein, an der Versammlung teilzunehmen.
Traktandum fünf beinhaltete nämlich den «Budgetkredit über die Erstellung des Begegnungsplatzes Kirchmatte» (Ausgabe vom 21. November, siehe Box). Dieser wurde mit 275 zu 90 Stimmen abgelehnt.
«Giftiger» Gemeindepräsident?
«Gemeindepräsident Walter Steffen ist während der Versammlung den Gegnern gegenüber etwas aggressiv rübergekommen», sagt Toni Büchler (SVP). Steffen (FDP) sieht das anders. «Klar war es teilweise eine emotionale Diskussion um den geplanten Platz. Dennoch war mein Verhalten fair», sagt er. Allen Involvierten sei genügend Zeit eingeräumt worden, ihre Anliegen zu erläutern. Blossstellungen oder persönliche Angriffe habe es keine gegeben.
Doch weshalb wehren sich Bewohner eines Dorfes ohne Dorfplatz derart gegen die Errichtung eines solchen? «Viele Einwohner sind der Meinung, wir bräuchten keinen Dorfplatz», so Toni Büchler. Zudem gäbe es kaum ein Dorfzusammenhalt. Deshalb bestehe kein Bedürfnis.
Gemeindepräsident Walter Steffen schätzt die Lage anders ein. Dies hätte eine Bevölkerungsbefragung und die Zukunftskonferenz Nottwils gezeigt. «Besonders Neuzuzüger wünschen sich einen Dorfplatz, auf dem man sich begegnen kann.» Zudem gebe es in Nottwil an die 40 Vereine – diese Anzahl zeige, dass ein aktives Dorfleben stattfinde. Der Entscheid der Bevölkerung werde aber akzeptiert.
Anderer Platz könnte als neuer Begegnungsort fungieren
Während das Projekt «Begegnungsplatz Kirchmatte» ad acta gelegt wird, machen sich beide Seiten Gedanken über das Dorfleben Nottwils. Klar ist: Im kommenden Jahr muss der Platz vor dem Zentrum Sagi saniert werden. «Dort könnte man doch etwas Kleines realisieren», sagt Toni Büchler. Darauf angesprochen, ist der Gemeindepräsident nicht überrascht. «Diese Idee wurde bei uns auch schon deponiert. Zudem ist eine sanfte Sanierung ja bereits budgetiert», erklärt er.
Da dort aber ein Umschlagplatz sei und viele Kinder auf ihrem Schulweg diesen Platz kreuzen, sei dieser Ort «nicht optimal», wie er sagt. «Aufgrund der Versammlung am Donnerstag und der ohnehin bereits geplanten Sanierung versuchen wir nun aber, eine gute Lösung zu finden», so Gemeindepräsident Walter Steffen. Er gibt sich Toni Büchler gegenüber gelassen und sagt: «Wer weiss, vielleicht sehen Herr Büchler und ich uns einmal auf dem Platz und schütteln die Hände.»