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Nidwalden

Donato Amstutz zeigt Stickereien im Winkelriedhaus

Der 13er-Kunsttreff präsentiert im Winkelriedhauskeller Arbeiten des Nidwaldner Künstlers Donato Amstutz. Als Sticker arbeitet er mit einer alten Technik.
Donato Amstutz bespielt im Winkelriedhaus den Ausstellungsraum des 13er-Kunsttreffs im Kellergewölbe. (Bild: Romano Cuonz, Stans, 30. März 2019)

Romano Cuonz

«Dass für meine Kunst das Sticken zum Ausdrucksmittel wurde, hat seinen Ursprung in der Schulzeit», erzählt der 50-jährige Donato Amstutz. Der mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus bekannte Künstler ist als Sohn eines Engelbergers und einer Süditalienerin in Stans aufgewachsen. Er erinnere sich noch gut, wie es damals gewesen sei. «Für einen Tag gab es einen Austausch. Die Mädchen gingen ins Werken, wir Knaben in die Handarbeit, wo uns das Sticken beigebracht wurde», erzählt er.

Zwischen dieser ersten Erfahrung und seinen heutigen, mit einer schon fast rastlosen Geduld gestickten Kunstwerken, liegen ganze Epochen höchst kreativen Tuns. Und auch geografische Welten. Vorerst zog Amstutz für sein Kunststudium aus der Innerschweiz nach Rom. Dort war auch jahrelang der Dreh- und Angelpunkt für seine Arbeit. Inzwischen lebt und arbeitet der Nidwaldner in Paris und Zürich. «Dass ich nun auf Einladung des 13er-Kunsttreffs das Kellergewölbe mit ‹in cavo No7› bespielen durfte, freut mich sehr», gibt Amstutz zu verstehen.

Unter dem Titel «Mehr Licht» hat er eine auf den ersten wie auch auf den zweiten und dritten Blick absolut überraschende Installation realisiert.

Die Stickerei wird zum Paradoxon

Wer derzeit den gewölbten, alten Kellerraum des Winkelriedhauses mit seinem weiss verputzten Mauerwerk und einem Boden aus rohen grauen Steinplatten betritt, entdeckt dort mehrere schwarz-weisse und weisse Tafeln. Donato Amstutz hat sie an den Wänden platziert. Nicht wie Fremdkörper erscheinen sie einem. Vielmehr als würden sie dazugehören und wären sie immer schon da gewesen. Aus einiger Distanz nimmt man das charakteristische, aber auch völlig unerwartete zentrale Element in diesen Werken – nämlich die Stickerei – kaum wahr. Erst beim näheren Hinsehen erkennt man: Die Reproduktion von Dictionnaire-Seiten mit Wörtern wie «Paranoia, Paranoide, Paranormal» sind Letter für Letter, Zeichen für Zeichen ins Weiss gestickt.

Doch das Sticken beinhaltet für Amstutz mehr als nur ein vollendet beherrschtes, uraltes Handwerk. Er benutzt, wie er selber sagt, «diese banale Technik», um in die Materie hinein und wieder aus ihr heraus zu gehen. Expressiv, repetitiv und undurchsichtig stickt Amstutz das schwarze oder weisse Garn in perfekte, typografische Linien. Und während er diesen Spagat zwischen der sekundenschnellen Fotografie und der Langsamkeit der Stickerei bewältigt, sammelt er Zeit. Unendlich viel Zeit.

Amstutz überwindet die Banalität der Objekte

Zeit, die dann, Stich um Stich, zu einer Art Haut mutiert. Mit einer Aussen- und einer Innenseite. Indem der Künstler Objekte – und in dieser Ausstellung höchst alltägliche Texte ohne jegliche Bilder – nachstickt, vergrössert und in Duplikate verwandelt, überwindet er ihre Banalität. Es entsteht ein fast gefährlich anmutendes Paradoxon zur Fotografie oder anderen grafischen Produktionen und Techniken.

Amstutz führt uns Dinge übergross vor Augen, die wir in unserem Alltag kaum noch bewusst wahrnehmen. Nicht ohne ein ironisches Augenzwinkern oder stummer Kritik. In der Vergangenheit waren es noch Verpackungen von bewusstseinsverändernden Medikamenten wie Dormicum oder Tavor. In der gegenwärtigen Ausstellung aber öffnet Amstutz Dictionnaire-Seiten und stellt dabei die gewohnte Zuordnung Mal für Mal in Frage. Eine Ausstellung wie gemacht für den Gewölbekeller des Nidwaldner Museums. Der Besucher wird von wenigen doppelbödigen Bildern noch und noch überrascht.

Donato Amstutz mit «Mehr Licht» im Ausstellungsraum des 13er-Kunsttreffs im Kellergewölberaum des Winkelriedhauses Stans. Bis 4. August. www.kunsttreff13.ch.

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