Vanessa Varisco
Am «Gäbihübel» im aargauischen Bözberg/Riniken verlegt Swissgrid – die nationale Übertragungsnetzbetreiberin – erstmals ein 1.3 Kilometer langes Höchstspannungskabel in den Boden. «Die Teilverkabelung auf der höchsten Spannungsebene ist eine Premiere für Swissgrid», führt Alessandro Cameroni von der Medienstelle auf Anfrage aus. Die Bewohner der Gemeinde Riniken wehrten sich gegen einen Ersatz der Freiluftleitungen und zogen mehrfach bis vor Bundesgericht, wo sie Recht erhielten. Auch im Kanton Zug ist die Verlegung der Starkstromleitungen in den Boden ein Thema.
Immerhin quert die Freiluftleitung zwischen Samstagern und Mettlen auch Hünenberg, Baar und Menzingen. Die kantonale Baudirektion gibt zurzeit keine weiteren Infos bekannt, verweist aber auf eine Medienkonferenz am 19. Oktober. Dort sollen die geplanten Richtplananpassungen vorgestellt werden. «Dabei werden unter anderem auch die Starkstromleitungen thematisiert», berichtet Generalsekretär Arnold Brunner auf Anfrage.
«Vorteile überwiegen deutlich»
Bei den Gemeinden besteht Interesse an einer Erdverlegung. So schildert Guido Wetli, Gemeindeschreiber in Hünenberg: «Wer die Gegend um Hünenberg von Spaziergängen her kennt, dem fallen die riesigen, von weit her sichtbaren und dominierenden Hochspannungsleitungen auf. Schön findet diese wohl niemand. Der Gemeinderat setzt sich seit Jahren im Rahmen seiner Möglichkeiten für alternative Leitungsführungen ein.» Denn die bestehende Leitung überquere schön gelegene Bauzonen. «Eine Erdverlegung würde deshalb attraktive Optionen für die längerfristige Raumplanung mit entsprechender Planungssicherheit schaffen», ergänzt Wetli. «Für unsere Gemeinde überwiegen die Vorteile ganz deutlich.» Denn es könne auch davon ausgegangen werden, dass das Thema Elektrosmog, verursacht durch die Hochspannungsleitung, definitiv gelöst wäre. Gegen eine Verlegung sprächen nur die Kosten und die Frage, wer diese zu tragen habe.
Zeitrahmen der Umsetzung noch unklar
In welchem Zeitrahmen eine allfällige Verlegung stattfände, liege ausserhalb des Kompetenzbereichs des Gemeinderates. «Eine Studie des Kantons hat die technische Machbarkeit abgeklärt und ein mögliches Leitungstrassee für eine Erdverlegung durch den ganzen Kanton evaluiert», so Wetli. Der Zeithorizont für die Realisierung hänge von diversen, nicht leicht zu beeinflussenden Faktoren ab. Dies sei das mittel- und langfristige Ausbaukonzept der Swissgrid zu berücksichtigen. Dies sei seinerseits darauf ausgerichtet, die vom Bundesrat geplante Energiestrategie 2050 umzusetzen. «In diesem Kontext müssen von der Politik in den nächsten Jahren Diskussionen geführt werden, um entsprechende Prioritäten zu setzen.» Bedingungen für eine allfällige Erdverlegung seien, dass zunächst das Ergebnis der Machbarkeitsstudie in den kantonalen Richtplan einfliesse. «Dieser wichtige Schritt wird hoffentlich im Laufe des kommenden Jahres erledigt.» Danach müssten Fragen zur Finanzierung und zum Zeithorizont geklärt werden.
«Ob und wo eine Verkabelung im Übertragungsnetz zur Ausführung kommt, wird bei jedem Projekt neu beurteilt», so Alessandro Cameroni von der Medienstelle Swissgrid. Sie seien angehalten, bei jedem Netzprojekt sowohl Freileitungs- als auch Verkabelungsvarianten zu prüfen. «Welche Technologie am Schluss zur Anwendung kommt, ob Freileitung oder Verkabelung, entscheiden die zuständigen Behörden», ergänzt er. Swissgrid habe derzeit keine Netzprojekte im Kanton Zug für die Erdverlegung von Höchstspannungsleitungen. Wie Wetli verweist auch Cameroni auf die Machbarkeitsstudie des Kanton Zugs. Für nähere Informationen sei er auf die Zuger Verwaltung zuständig.
Auch die Gemeinden Baar und Menzingen, durch welche die Stromleitungen verlaufen, sind gegenüber einer Erdverlegung positiv eingestellt. Martin Kempf, Gemeinderat und Vorsteher der Abteilung Bau Menzingen, erläutert: «Wir sind sicherlich interessiert an einer Erdverlegung und der Verwirklichung eines solchen Projekts in den nächsten Jahren.» Auch Paul Langenegger, Gemeinderat und Bauchef in Baar, erklärt: «Wenn eine Erdverlegung eine Möglichkeit ist, würde der Gemeinderat hinter einem solchen Projekt stehen.»
Für weitere Auskünfte verweisen die Gemeinden auf den Kanton, da bei ihm die Federführung liege. So führt auch Guido Wetli aus: «Für dieses Projekt ist nicht nur die Befindlichkeit in Hünenberg ausschlaggebend. «Es wird davon abhängen, in welcher Form Einfluss auf die Pläne Swissgrid und des Bundes genommen werden könne.