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Zug

Digitale Kochkurse live aus dem «Freiruum»

Neulich haben Stephan Würth und Patrick Sanner in der Showküche im «Freiruum» in Zug ein schmackhaftes Nachtessen zubereitet. Mehrere Interessierte kochten mit. Sie waren aber nicht vor Ort, vielmehr konnten sie mittels eines Laptops oder eines iPads am häuslichen Herd das im Studio Gezeigte zeitgleich mitkochen.
Patrick Sanner und Stephan Würth bieten einen Live-Onlinekochkurs, wobei die zugeschalteten Personen in Echtzeit mitkochen können. (Bild: Matthias Jurt (Zug, 18. November 2021))
Ausgerüstet mit Licht, Laptop und Notizen auf Papier: das Kochstudio im «Freiruum». (Bild: Matthias Jurt (Zug, 18. November 2021))

Marco Morosoli

Man nehme ein Kilo Mehl. So oder ähnlich beginnen Rezepte in Kochbüchern. Das Interesse an solchen Ratgebern in gedruckter Form ist ungebrochen. Das zeigen Verkaufszahlen solcher Bücher. Aber selbst die besten Anleitungen zur Erzeugung von Gaumenfreuden lösen mitunter bei nicht professionellen Köchinnen und Köchen Kopfzerbrechen aus. Wer kann helfen, wenn bei einer Kochanleitung, wie bei einer Mathematik-Aufgabe, zu viele Unbekannte übrig bleiben? Meist sind da Improvisationskünste gefragt. Stephan Würth und Patrick Sanner haben Anfang 2020 ein anderes Rezept gegen den Küchenfrust auf den Weg gebracht. Ihre Idee: ein virtueller Kochkurs. Sie nutzen die verfügbare digitale Technik, um erst gar keine Fragezeichen bei den Hobbyköchinnen und Hobbyköchen aufkommen zu lassen. Fragen der in der Ferne Kochenden sind jederzeit möglich, anders als im Fernsehen, wo Kochkurse eine eindimensionale Angelegenheit sind.

Diese eindimensionale Präsentation hat Stephan Würth und seinen Kollegen Patrick Sanner Anfang 2020 auf eine Idee gebracht, wie Würth sagt:

«Wenn die Leute nicht zu uns kommen können, dann gehen wir doch einfach zu ihnen.»

Ihre Erfahrungen mit diesem neuen Angebot seien durchweg positiv. Ihr Kochstudio befindet sich im «Freiruum» in Zug. Es sind zwei stärkere Lichtquellen auf die Kochinsel gerichtet. Daneben steht etwas erhöht ein Laptop als Schaltzentrale. Einen Teleprompter brauchen die beiden Herren Köche nicht – sie haben sich auf Papier ein Drehbuch notiert. Die notwendigen Kochutensilien sind griffbereit. Bevor es aber losgeht, bittet Stephan Würth zum Apéro. Dies sei, so Würth, ein wichtiger Moment: «Die Beteiligten wollen wissen, wer mitkocht.» Ein solcher Onlinekurs ist auch als Firmenevent denkbar, mit dem Apéro soll virtuelle Nähe entstehen.

Einer der Köche arbeitet derzeit an einer neuen Software

Hilfreich in der ganzen Angelegenheit ist zudem, dass Würths zweites berufliches Standbein die Entwicklung von Software ist. Aktuell tüftelt er an einem Programm, das die Art der Interaktion zwischen den kochenden Menschen auf eine neue Stufe bringen soll. Das ist gemäss Würth in dieser Form bis anhin noch nicht verfügbar. Der Tüftler am Herd und im digitalen Netz hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: «Ich will die neue Software im nächsten Jahr betriebsbereit haben.» Stephan Würth hofft, das Onlinekochen so in eine neue Dimension hieven zu können. Die Kochkurse laufen unter dem Label www.kraftmarkt.ch, dessen Philosophie ist, dass alles Auswirkungen auf den Körper, den Geist wie auch die Natur hat.

Da der Mensch ja von Worten alleine nicht leben kann, sind die Onlinekochkurse – wie auch diejenigen vor Ort – nicht gratis. Je nach Anzahl der Teilnehmer, die beim Kochen in Echtzeit mit dabei sind, ist ein fixierter Preis zu bezahlen. Je grösser die Gruppe, desto kleiner ist der Betrag pro teilnehmende Person. Aber die Kochprofis zeigen sich geduldig, sind auch nach 90 Minuten mit vollem Elan bei der Sache. Was leider immer noch nicht übers digitale Netz transportierbar ist: die Gerüche, welche Kochen freisetzt. Aber vielleicht gibt es bald wieder eine Zeit, in der die Kochgeheimnisse wieder vor Ort ausgetauscht werden können.

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