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Uri

Diese vier Urner öffnen die Grenzen der Schweizer Volksmusik

Am Samstag wird im Theater Uri das neue Album «Aber ohä!» der Band Zunderobsi getauft. Die vier Männer spielen eigentlich «Neue Volksmusik» – nur wird diese Beschreibung ihrer Musik irgendwie nicht ganz gerecht.
Dominik Bissig (links) spielt Klarinette, sein Cousin Felix Bissig ist am Akkordeon. (Bild: Kristina Gysi (Altdorf, 17. Juli 2021))
Jonas Gisler am Klavier.  (Bild: Kristina Gysi (Altdorf, 17. Juli 2021))
Bassist Dominik Rohrer.  (Bild: Kristina Gysi (Altdorf, 17. Juli 2021))

Kristina Gysi

Kristina Gysi

Kristina Gysi

Einst sassen vier Freunde in Altdorf beisammen und meinten: «Lasst uns eine Band gründen.» Das fanden alle eine gute Sache. Einer sagte: «Wir könnten Zunderobsi heissen.» Und da die anderen keine bessere Idee hatten, heisst die Band nun wirklich so. Heute, zehn Jahre und eine CD später, hängt der mit Bleistift geschriebene Bandvertrag im Proberaum von Zunderobsi. Aus den vier Schülern sind zwei Doktoranden der ETH Zürich, ein Musiklehrer und ein Musiker herangewachsen.

Ausser des Proberaums, den das «trümmlige» Quartett vor sieben Jahren beziehen durfte, hat sich zwischen den Vieren aber nicht viel verändert. Noch immer machen sie Musik, die nicht einfach zu umschreiben ist, und noch immer erhalten ihre Lieder Namen, die mangels Alternativen nicht sehr originell ausfallen. Aber um die Namen geht’s ja nicht – der Inhalt zählt. Und so haben die vier Männer auch bei der Benamsung ihres neuen Albums nicht lange gefackelt. «Aber ohä!» wird am Samstag releast und im Theater Uri getauft.

Eine Stunde aufräumen

Eine Woche vor der CD-Taufe luden Felix, die beiden Dominiks und Jonas in ihren «komplett unauthentischen Proberaum» in Altdorf. Unauthentisch deshalb, weil sie vor dem Besuch etwa eine Stunde aufgewendet haben, um den Raum von Bierdosen und Pizzaschachteln zu befreien. «Jetzt wirkt es hier schon beinahe steril», sagt Jonas Gisler. Der 27-Jährige sitzt bei Zunderobsi am Klavier. Während er spielt, wippt sein Kopf im Takt der Musik. Zuweilen scheint er in eine Art Trance zu verfallen, nur um im nächsten Moment ein freches Lachen in die Runde zu werfen. Dass er erst dann zu Bett ging, als Bassist Dominik Rohrer, links von ihm sitzend, aufstand, merkt man nicht. Und auch dass das Klavier «grausam verstimmt» sei, fällt einem Laien nicht weiter auf.

Rohrer ist der einzige der Band, der den Weg des professionellen Musikers eingeschlagen hat. Der Bürgler lebt mittlerweile in Winterthur und spielt in verschiedenen Bands. Zunderobsi scheint für ihn aber nicht wie «eine unter vielen». Die Gruppe ist eine Herzensangelegenheit, die Jungs sind seit vielen Jahren befreundet. «Wenn man so gut miteinander auskommt, harmoniert es auch auf der Bühne», weiss der 27-Jährige. Das kleine Konzert im Bandraum von Zunderobsi unterstreicht diese Aussage. Während die vier spielen, grinsen sie sich über ihre Instrumente hinweg an, zwinkern, lachen. Hier ist eine Menge Spass dabei, die den grossen Aufwand und die Ernsthaftigkeit hinter dem neuen CD-Projekt merklich auflockert.

Von der Schweiz bis in den Osten

Das Album konnte Zunderobsi hauptsächlich durch grosszügige Sponsorenbeiträge finanzieren. Da es die Band bereits seit zehn Jahren gibt, haben sie sich in Uri einen Namen gemacht. Ihre Musik ist meist geschätzt. Als «Neue Volksmusik» betiteln sie diese, jedoch mit einem Schulterzucken, denn wirklich beschreiben kann dieser Begriff Zunderobsis Schaffen nicht. Einige der Lieder lassen die Beine kribbeln und den Kopf mitnicken, andere drücken sachte in das weiche Polster des alten Sofas, ruhig und entspannend. Dann gibt es diese, die stark an die traditionelle Musik an Schweizer Volksfesten erinnern und jene, die ihre Zuhörer in östliche Länder entführen.

Dass dieser «ungezwungene Umgang mit der Volksmusik», wie die Band in einem Flyer schreibt, nicht allen passt, liegt auf der Hand. Nicht selten kam es vor, dass Konzertbesucher den Saal nach wenigen Minuten Spielzeit verliessen. Die Musik von Zunderobsi fordert, die Grenzen der Volksmusik zu öffnen und Neues einzulassen. Auch wolle man keine spezifische Zielgruppe abholen, so Dominik Bissig. «In unserem Publikum sitzt Jung und Alt. Und genau das schätzen wir.» Während der Probe spielt der 27-Jährige drei verschiedene Instrumente. Hauptsächlich Klarinette, dazu kommen das Cajón – auch «Kistentrommel» genannt – und Löffeli. An musikalischer Vielseitigkeit mangelt es der Band kaum.

Zunderobsi steht also für eine neue Form der Volksmusik. Was nicht heissen soll, dass man gleich alle Traditionen über den Haufen werfen will. In der Runde sitzt auch Felix Bissig (26), ein Akkordeon auf dem Schoss, das vertraute Töne der traditionellen Schweizer Volksmusik in die Lieder mischt. Denn die Band möchte dieser trotz eigener Ergänzungen in gewisser Weise treu bleiben. Wie sie das tut, kann man am Samstag, 24. Juli, ab 20 Uhr bei der CD-Taufe im Theater Uri hören.

Hinweis: Der Eintritt ist frei, es gibt eine Türkollekte. Die Platzzahl ist beschränkt. Reservationen können hier vorgenommen werden. Es gilt Maskenpflicht.

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