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Nidwalden

Diese Nidwaldner Taxifahrerin fühlt sich ein wenig wie das «Mami des Kantons»

Silvia Brügger fährt in Nidwalden nachts Taxi. Und das «Häxli» möchte das zu keiner anderen Tageszeit tun.
Silvia Brügger, alias «Häxli», wartet während der Nachtschicht auf Kundschaft. (Bild: Edi Ettlin (Stans, 16. Juli 2021))
Ihre Hunde sind ein Ausgleich für Silvia Brügger. (Bild: PD)

Martin Uebelhart

 

Man kennt sie einfach als «Häxli». Und eine Hexe ist auch das Logo ihres Taxiunternehmens. Das «Häxli» heisst mit richtigem Namen Silvia Brügger. Seit zwölf Jahren haben sie und ihr Mann René ihr eigenes Unternehmen.

Silvia Brügger fährt ausschliesslich nachts. «Mich stresst der Verkehr am Tag», sagt sie im Gespräch. «Ich bin lieber gemütlich in der Nacht unterwegs. In der Nacht sind die Leute in den Restaurants und Bars unterwegs oder machen privat Besuche.» Viele ihrer Fahrgäste sind Stammgäste. «Sie kennen mich teilweise schon lange und fahren immer wieder mit mir, wollen gar nur von mir gefahren werden.» Gäste würden ihr zuweilen auch ihr Herz ausschütten, aus ihrem Leben erzählen.

«Manchmal komme ich mir ein wenig vor wie das Mami des Kantons.»

Überhaupt sei Nidwalden für sie ein Traum zum Taxifahren. «Am Abend sehe ich die Sonne untergehen, gegen Ende der Schicht geht sie wieder auf.» Und sie beobachte auch den Mond. «Je nachdem wie meine Gäste gelaunt sind, weiss ich, jetzt ist Vollmond oder Neumond.»

Mitunter gebe es auch spezielle Situationen in der Nachtschicht. «Mit Betrunkenen kann es schon einmal ein wenig ungemütlich werden», erzählt sie. Doch meist habe sie das im Griff. «Schlägereien möchte ich jedenfalls keine in meinem Auto.» Die Nachtschicht habe durchaus auch noch andere Herausforderungen auf Lager.

«Wenn in einer Samstagnacht meine anderen Fahrer weitere Strecken fahren oder gar einen Transport aus dem Kanton hinaus machen, bin ich plötzlich allein unterwegs.» Dann gelte es, die Fahrgäste zu «mischeln» und die Warteliste abzuarbeiten. «Zum Glück habe ich geduldige Kunden, die dann vielleicht einfach noch ein Bier bestellen.» Wer weniger Geduld habe, gehe dann halt auch einmal «fremd» und bestelle einen Wagen eines Mitbewerbers. Nicht so gern macht Brügger Fahrten nach Luzern. «Da schaue ich, dass ich jeweils rasch wieder zurückkomme.» Sie und ihre Fahrer würden in Luzern auch keine Fahrgäste aufnehmen.

Wer nachts arbeitet, schläft am Tag. Das macht auch Silvia Brügger so. «Ich schlafe am Morgen, dann unterbreche ich den Schlaf für den Mittag mit meiner Familie und dann schlafe ich weiter», erzählt sie. Mit ihren Schlafenszeiten sei sie stur. Zum Ausgleich habe sie noch ihre Hunde. Drei Collies hat sie und einen kleinen aus dem Tierheim mit Handicap, mit denen sie jeweils am Morgen früh rausgeht.

Früher war sie mit dem Lastwagen unterwegs

Das «Häxli» hat das Fahren im Blut. «Früher war ich in Deutschland und der Schweiz mit Lastwagen im Fernverkehr unterwegs», erzählt sie.

«Ich habe auch die Wende in Deutschland miterlebt.»

In diese Zeit fällt auch der Ursprung ihres Übernamens. Im Führerhaus ihres Lastwagens hatte sie eine Hexenfigur, deren Gesicht von innen beleuchtet wurde. Die Figur hatte ein grünes Gesicht – und eine Hexenfigur mit grünem Antlitz ziert noch heute die Taxiflotte als Logo. Dann lernte Brügger ihren Mann kennen, wurde Mutter. «Doch nach vier Jahren Pause habe ich das Steuerrad vermisst.» Zunächst lenkte sie während fünf Jahren Taxis bei einem Mitbewerber, bevor die Ära von «Taxi Häxli» losging. Bis heute hat sie in ihrem Fahrerberuf 3,4 Millionen Kilometer zurückgelegt, hat also umgerechnet schon über 80-mal den Globus umrundet.

Corona habe ihr Unternehmen arg gebeutelt. «Wir hatten die Touristen nicht mehr, unsere Stammgäste konnten nicht mehr in den Ausgang», erinnert sie sich. «Es war alles tot.» Gleichwohl habe es einzelne Kunden gegeben, die nach wie vor Fahrten gebucht hätten, auch in der Nachtschicht. Brügger hofft, dass die Coronasituation nicht wieder schlimmer werde: «Ich weiss nicht, ob ich das noch einmal ertragen könnte.» Und nur der Gedanke an ihre Fahrgäste habe sie beim ersten Shutdown zum Weitermachen motiviert. «Sonst hätte ich den Pickel hingeworfen. Aber ich möchte weiterhin für den Kanton als ‹Häxli› da sein.»

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