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Luzern

Diese Luzerner Gemeinden sind 2018 am stärksten gewachsen – oder geschrumpft

Der Kanton Luzern wächst munter weiter. Das vergangene Jahr hat ihm 3600 zusätzliche Einwohner beschert. Währenddem Stadt und Agglomeration kräftig zulegen, laufen den Landgemeinden jedoch teilweise die Leute davon.
Dutzende Eigentumswohnungen an Hanglage: die Überbauung Rütirain in Meierskappel. (Bild: ruetirain.ch/C. Ghislini)

Lucien Rahm

Der Kanton Luzern hat einiges zu bieten, was ihn als Wohnort attraktiv macht. Bislang unveröffentlichte Zahlen bestätigen seine Beliebtheit zum wiederholten Mal. Im vergangenen Jahr ist die ständige Luzerner Bevölkerung gegenüber dem Vorjahr um über 3600 Personen gewachsen, wie Erhebungen der Statistikstelle Lustat zeigen. Das entspricht einer Zunahme um 0,9 Prozent. So befinden sich neu über 410'000 Einwohner im Kanton. Gegenüber 1981 sind dies fast 111'000 Einwohner mehr.

Einer der Gründe für die Zunahme: Kantonsweit gab es seit 1981 unter dem Strich mehr Geburten als Sterbefälle. «Das hat zum natürlichen Wachstum beigetragen», sagt auf Anfrage Judith Setz, Sprecherin des kantonalen Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements.

«Ein Grossteil des Wachstums ging in den letzten Jahren aber auf Wanderungsgewinne zurück», so Setz. Das heisst, dass mehr Personen in den Kanton Luzern eingewandert als daraus abgewandert sind. Besonders die Zuwanderung aus dem Ausland habe hierzu viel beigetragen, sagt Setz.

Wie Lustat-Zahlen zeigen, hat insbesondere der Anteil an Bewohnern aus Deutschland stark zugenommen. Waren es um die Jahrtausendwende noch rund 4000 deutschstämmige Mitbürger, sind mittlerweile 10'000 hinzugekommen (Stand 2017). Demgegenüber hat sich der Anteil an den einst dominierenden Italienern seit 1993 leicht reduziert, wie die folgende Tabelle zeigt:

Die neusten Daten von Lustat zeigen nun die ständige Wohnbevölkerung im Kanton Luzern und seinen Gemeinden, wie sie sich am 31. Dezember 2018 präsentiert hat. Zwar sind diese Zahlen noch provisorisch. Doch lassen sie bereits gut erkennen, in welche Richtung es mit der Luzerner Bevölkerung geht.

Am meisten zum letztjährigen Wachstum beigetragen haben demgemäss die Stadt Luzern und ihre umliegenden Gemeinden. In der Stadt sind es im vergangenen Jahr 575 mehr Bewohner geworden (+0,7 Prozent), in Kriens 536 (+2 Prozent). In Emmen beträgt das Plus 286 (+0,9 Prozent), in Horw sind im letzten Jahr 220 Personen dazugekommen (+1,6 Prozent). Somit haben die Nachbargemeinden Luzerns prozentual mehr gewonnen, als die Stadt selbst. Betrachtet man das prozentuale Bevölkerungswachstum in den ländlichen Gemeinden, sind diese gar noch stärker gewachsen, wie in dieser Tabelle ersichtlich wird:

Mit sieben Prozent verzeichnet Meierskappel die kantonsweit stärkste Zunahme. Gegenüber den 1369 Bewohnern Ende 2017 ist die Zahl in einem Jahr um 96 Personen gestiegen. Verantwortlich für den Zuwachs sind vor allem zwei Überbauungen, die letztes Jahr bezogen werden konnten, wie Gemeindeschreiber René Dähler auf Anfrage sagt.

Zuzüger-Kinder können erlaubte Schulklassengrösse sprengen

Einerseits wurde eine Überbauung am Meierskappeler Rütirain vollendet, die rund drei Dutzend Wohnungen an Hanglage umfasst, viele davon sind Eigentumsobjekte. Auch das Bauprojekt Seilerhof hat vergangenes Jahr zusätzlichen Wohnraum geschaffen.

Nicht nur See- und Bergsicht würden Meierskappel für Neuzuzüger attraktiv machen, so Dähler. Die Lage der Gemeinde zwischen Rotkreuz und Küssnacht beziehungsweise Zuger- und Vierwaldstättersee seien weitere Vorteile; ebenso die damit verbundene gute Anbindung an die umliegenden Autobahnanschlüsse in Richtung Zürich und Luzern. Und im Vergleich zu den Nachbarkantonen Zug und Schwyz seien die Immobilienpreise in Meierskappel einigermassen «attraktiv», so Dähler.

Die neuen Bewohner bringen Vorteile mit sich, wie im Falle der Eigentumswohnungskäufer ein eher hohes Einkommen, das die Gemeinde besteuern darf. Doch die Zuzüger können auch Nachteile haben. «Bringen die Neuzuzüger Kinder mit, könnte es bei den Grössen der Schulklassen zu Schwierigkeiten kommen», sagt Dähler. Wenn eine Klasse eine gesetzlich vorgegebene Grösse überschreitet, müssten deren Schüler auf zwei Klassen verteilt werden. Das würde eine zusätzliche Lehrperson und einen neuen Unterrichtsraum bedingen. In Meierskappel wird nun genau dies nötig: «Der Gemeinderat hat am Montag beschlossen, dass es ab dem Schuljahr 2019/2020 eine zusätzliche altersdurchmischte 5./6. Klasse geben wird», so Dähler.

Über 100 Leute mehr gab es zudem auch in Büron. Von 2444 kletterte die Einwohnerzahl auf 2553 – das sind 4,5 Prozent mehr. Um je 4,2 Prozent haben Greppen (von 1075 auf 1120) und Gisikon (von 1331 auf 1387) zugelegt. Aber auch Wauwil weist mit einer Zunahme von 2177 auf 2256 eine positive Entwicklung auf (Plus von 3,6 Prozent).

Hohenrain verliert am stärksten

Das Wachstum spiegelt sich allerdings nicht in allen Gemeinden wider. In 25 Gemeinden zeichnet sich gemäss den Lustat-Daten ein Einwohnerrückgang ab. Betrachtet man die Entwicklung in Prozent der Bevölkerung, trifft es Altbüron am härtesten: Zwar sind es dort im vergangenen Jahr nur 23 Personen weniger geworden. Weil die Gemeinde aber nur über rund 1000 Einwohner verfügt, schenkt der Abgang ein. Der Rückgang von 1025 (2017) auf 1002 (2018) Bewohner entspricht einem Minus von 2,24 Prozent.

«Mit den mittlerweile wieder vorliegenden Anmeldungen für 2019 beträgt die Einwohnerzahl 1011 Personen», sagt Valentin Kreienbühl, Gemeindepräsident von Altbüron (CVP). Der Rückgang sei zudem kein Trend. «Über die letzten Jahre gesehen hatten wir ein moderates Wachstum zu verzeichnen». Vorgesehene Bauprojekte würden in Zukunft auch wieder Leute nach Altbüron bringen, ist er überzeugt. Warum die Leute letztes Jahr abgewandert sind, könne er nicht sagen.

Fast genauso hoch wie in Altbüron ist der Rückgang in Hohenrain. Hier ist die Bevölkerung um 2,18 Prozent eingegangen (von 2474 auf 2420). Mit dem Minus von 54 Personen muss die Gemeinde den kantonsweit grössten Verlust in absoluten Zahlen hinnehmen. Gemeindepräsident Herbert Schmid (CVP) gibt sich jedoch zuversichtlich: «Es wird auch wieder zunehmen.»

Konkret spricht Schmid von zwei Grossüberbauungen, die in den nächsten Jahren erstellt werden sollen. Zum einen entstehen 28 neue Wohnungen im Gebiet des Restaurants Kreuz und des alten Gemeindehauses. Mit über 40 weiteren Wohneinheiten rechnet Schmid bei der Umzonung des Gebiets Johanniterhof.

Als Grund für den Wachstumsschwund nennt Schmid, es gebe in Hohenrain viele Familien, deren Nachwuchs nun ausgeflogen sei. Und dieser würde eher die Stadtnähe suchen. Seit zehn Jahren schwankt die Bevölkerungszahl des Dorfes um 2400 herum.

Die drei weiteren Gemeinden mit den höchsten prozentualen Rückgängen 2018 sind Ebersecken (um 2,1 Prozent auf 378 Einwohner geschrumpft), Mauensee (um 2 Prozent auf 1458) und Egolzwil (um 1,8 Prozent auf 1457).

Langfristig gesehen sind alle gewachsen – bis auf ein paar Landgemeinden

Über die lange Frist betrachtet, präsentiert sich ein etwas weniger dramatisches Bild als beim Vorjahresvergleich. In den letzten zehn Jahren sind fast alle Luzerner Gemeinden gewachsen. Einzig fünf der heute 83 Gemeinden sind seit 2008 geschrumpft. Während Adligenswil und Entlebuch kleine Verluste von 1,6 respektive 0,1 Prozent verzeichnen, trifft es einige Landgemeinden härter. Allen voran Ebersecken: Das Hinterländer Dorf hat in den vergangenen zehn Jahren 11 Prozent seiner Bevölkerung verloren – aus 425 wurden 378.

«Wir können bei uns den Wohnungsbau nur begrenzt fördern, weil die nötigen Einzonungen nur in kleinem Ausmass möglich sind», sagt der Ebersecker Gemeindepräsident Thomas Roos (CVP). So bevorzuge zum Beispiel der Besitzer einer der geeigneten Parzellen, dass sein Land weiterhin landwirtschaftlich genutzt wird. Bei anderen Bauplätzen sei eventuell die Lage nicht attraktiv genug.

Insbesondere junge Leute würden daher aus Ebersecken abwandern. «Viele von ihnen würden zwar gerne bleiben, finden aber bei uns keine Wohnung, wenn sie bei den Eltern ausziehen», so Roos. Der Bestand an Mietwohnungen sei im Dorf gering, und diese seien oftmals besetzt. Häufig würden die Jungen dann in die Nachbardörfer ziehen, um dennoch nahe an Ebersecken zu wohnen. Von der Fusion Eberseckens mit Altishofen im kommenden Jahr erhofft sich Roos neue Bauprojekte, welche die Bevölkerung wieder wachsen lassen.

Weitere Gemeinden, die in den letzten zehn Jahren einen grösseren Bevölkerungsschwund erlebt haben, sind Luthern (–7 Prozent seit 2008) und Romoos (–6,5 Prozent).

Was der Langzeitvergleich auch zeigt: Die prozentualen Anteile der jeweiligen Regionen an der kantonalen Gesamtbevölkerung haben sich über die Jahre ein wenig verschoben. Lebten 1987 noch knapp 24 Prozent der ständigen Bevölkerung in der Stadt Luzern, sind es 30 Jahre später noch 20 Prozent (siehe Box unten). Zugenommen hat in dieser Zeit die Einwohnerschaft des Agglomerationsgürtels. Dazu zählt das Statistikzentrum Lustat die Gemeinden um die Agglomeration der Stadt Luzern herum (Schwarzenberg, Malters, Neuenkirch, Hildisrieden, Rain, Eschenbach, Inwil und Udligenswil). In den vergangenen drei Jahrzehnten ist der «Gürtel» um 1,1 Prozentpunkte gewachsen und macht Ende 2017 rund 7 Prozent aller Luzerner aus. Ebenso hat die Region Sursee zugenommen: Diese bewohnten 2017 knapp 31'000 Leute. Das sind 7,5 Prozent der Kantonsbevölkerung (1987: 6 Prozent).

Indessen sind bei den innerkantonalen Bevölkerungswanderungen vor allem die Gemeinden des Agglomerationskerns beliebt. Dazu zählen Kriens, Horw, Meggen, Adligenswil, Dierikon, Ebikon, Emmen, Buchrain und Rothenburg. So sind 65 Prozent der 21'000 Leute, welche aus der Stadt Luzern zwischen 2011 und 2017 kantonsintern umgezogen sind, in eine dieser Gemeinden gezügelt. Der Transfer funktioniert aber auch in die andere Richtung. Von den Bewohnern der Agglokerngemeinden, die innerhalb des Kantons zügelten, zog es in dieser Zeit rund einen Drittel der 32'000 Personen in die Stadt Luzern. Fast genauso viele wechselten ihren Wohnort innerhalb des Agglomerationskerns.

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