Martina Odermatt
Martina Odermatt
Es ist Montagabend, halb 8 Uhr, in der Braui Hochdorf. Im grossen Saal des Veranstaltungsgebäudes findet gerade eine Delegiertenversammlung statt. Währenddessen laufen die Vorbereitungen für den anschliessenden Apéro in der Küche auf Hochtouren. Ruth Stalder und Vreni Huber von Agricatering sind ein eingespieltes Team. Ruth Stalder drapiert die Häppchen adrett auf Steinplatten, Vreni Huber schmückt derweil das Buffet mit einem Tuch. Just zum Ende der Versammlung werden die beiden Frauen fertig, die Delegierten dürfen zugreifen.
Ruth und Vreni sind Bäuerinnen – eine Voraussetzung um bei Agricatering mitwirken zu dürfen. «Unsere Zutaten sind alle frisch, saisonal und regional», sagen die Frauen. Alle Häppchen werden am Tag des Caterings zubereitet. «Etwas, das uns wohl von der Konkurrenz abhebt», sagt Irene Zemp, Verkaufsleiterin von Agricatering.
Regionale Produkte waren logistische Herausforderung
Der Catering-Service ist eine Erfolgsgeschichte. Er wurde vor zehn Jahren auf Initiative einer Arbeitsgruppe geschaffen, zuerst laufend auf Vereinsbasis, wurde er anschliessend in eine Genossenschaft umgewandelt. Bereits zu Beginn waren 25 bis 30 Bäuerinnen bei Agricatering dabei, aktuell sind es 27. Am 3. Mai feiert der Catering-Service das 10-Jahr-Jubiläum. Im vergangenen Jahr wurde Agricatering gar für den Agrostar nominiert, die höchste Auszeichnung in der Landwirtschaft. Die Preisverleihung fand am Donnerstag Vormittag statt. Doch dazu später.
Die Bäuerinnen dürfen auf etliche Höhepunkte zurückblicken. Fragt man Isabelle Grüter, Präsidentin von Agricatering, und Irene Zemp – beide seit Beginn von Agricatering an Bord – welche Ereignisse der vergangenen zehn Jahre besonders in Erinnerung geblieben sind, herrscht Einigkeit: «Rom!», sagen beide gleichzeitig. 2012 durften die Bäuerinnen beim Sacco di Roma den Apéro ausrichten. Der Kanton Luzern war Gastkanton, die Luzerner Regierung fragte bei Agricatering an. Ehrensache, dass die Frauen den Auftrag annahmen. Doch er stellte sie auch vor Herausforderungen. «Einen Anlass in diesem Ausmass hatten wir noch nie durchgeführt», sagt Grüter.
Die Bedingung: Da der Kanton Luzern repräsentiert wurde, war es selbstverständlich, alle Produkte aus der Region mitzubringen. Verkaufsleiterin Zemp erklärt: «Eine logistische Herausforderung war das Einführen der Lebensmittel über die Grenze und die Gewährleistung der Kühlkette.» Zu viert fuhren sie in den Vatikan, verköstigten um die 750 Leute. «Alles hat dank der guten Organisation und Planung bestens funktioniert», so Zemp.
Mehr zum Catering in Rom erfahren Sie im Video:
Ein weiterer Auftrag führte die Bäuerinnen nach Bundesbern: Bei der Vereidigung von Ruedi Lustenberger (CVP) als Nationalratspräsident 2014 bereiteten sie Häppchen für die Bundesparlamentarier vor. «Das war eine interessante Erfahrung. Personal und Produkte mussten ähnlich wie beim Zoll durchleuchtet werden», sagt Grüter und schmunzelt. Neben diesen eher aussergewöhnlichen Aufträgen gibt es normale Anlässe. Auch heute noch stehen Hochzeiten, Firmenanlässe, Trauerfeiern und private Aufträge auf dem Terminplan.
Die grösste Ehre wurde dem Catering jedoch letzten Herbst zuteil: Sie wurden für den Agrostar nominiert. «Das ist quasi der Oscar der Landwirtschaft», sagt Zemp. Die Leute konnten online abstimmen. «Wir haben fleissig Werbung gemacht, um Stimmen zu generieren», sagt sie. Und siehe da: Agricatering schafft es unter die besten Fünf. Am Donnerstag fand die Preisverleihung in der Ostschweiz statt: Agricatering hat die Trophäe knapp verpasst. Traurig darüber sind Grüter und Zemp aber nicht. «Es ist schon eine wahnsinnige Ehre, es überhaupt so weit geschafft zu haben. Alle Nominierten hätten den Preis verdient gehabt», sagt Präsidentin Grüter. Viele nominierte Personen seien national tätig. Ausserdem gebe es Bäuerinnen-Caterings auch in anderen Kantonen. Die Frauen blicken nach vorn: Am 3. Mai wird Agricatering ihr Jubiläum gebührend feiern.
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