Dienstboten der Obwaldner Alpen lassen sich feiern

Wer kennt sie nicht? Die guten Geister, die auf den Alpbetrieben ihnen anvertraute Tiere versorgen, die Natur pflegen, das Unkraut bekämpfen und auf einigen Alpen feinen Alpkäse produzieren. Nicht selten leisten sie täglich weit mehr als zehn Stunden am Tag und dies während sieben Tage pro Woche. Feierabend haben sie erst, wenn sämtliche Tiere versorgt sind und die oft harte Arbeit erledigt ist.

Ehrung redlich verdient

In der Landwirtschaft werden sie als Dienstboten bezeichnet. Letzten Freitag wurden hoch über Kerns auf dem Hof Bord von Eveline und Toni Ettlin 12 Ehepaare, 13 Alphirtinnen und Alphirten sowie 2 landwirtschaftliche Mitarbeiter geehrt. Die Ehrung fand anlässlich eines Treffens des Obwaldner Bauernverbandes und der Landfrauen mit den bäuerlichen Mandatsträgern in der Politik statt. Während Ambros Epp vom Bauernverband Obwalden die Ehrungen vornahm, spürte man deutlich, wie viel Herzblut und Leidenschaft da vorhanden ist. In seiner Würdigung lobte der Obwaldner Volkswirtschaftsdirektor Daniel Wyler, der dem Abend mit Nationalrätin Monika Rüegger beiwohnte, die Arbeit der Dienstboten und dankte ihnen für ihren Einsatz für die Gemeinschaft. «Diese Ehrung habt ihr ehr und redlich verdient», so der Regierungsrat.

Schaut man sich die Liste an, kann man von Rekorden sprechen. Insgesamt 59 Jahre verbrachten Pia und Walter Durrer auf Sömmerungsbetrieben. Während 30 Jahre verarbeiteten sie Alpmilch zu Alpkäse und gewannen bei Alpprämierungen zwei Goldmedaillen. In den letzten sieben Jahren versorgte das Ehepaar 60 Rinder und 20 Galtkühe auf der Alp Rohrsmatt im Schlierental. Seit 35 Jahren kümmern sich Brigitte und Kobi Burch um das Wohl ihrer rund 50 Mutterkühe. Wie Vorstandsmitglied Ambros Epp berichtet, fragten Eigentümer auch schon vor der Anmeldung ihrer Tiere, ob Kobi wieder als Alphirt da sei.

83-jähriger Alphirt auf der höchsten Obwaldner Alp tätig

Ida und Urs Müller von der Alp Arnischwand und Zyflucht verarbeiten die Milch von der gesamten Alp Arni und einen Teil der Schwanderalpen zu verschiedenen Käsespezialitäten. Zudem bewirten sie Touristen mit Speis und Trank. Nun wurde das Ehepaar für 31 Alpsommer geehrt. Sonja und Thomas Schnider von der Fluonalp sind fast schon Berühmtheiten. «Der Name Fluonalp ist weit herum bekannt», sagte Ambros Epp. Ihr Alpbeizli wird jährlich von mehreren tausend Touristen und Gruppen besucht, die auch ihre Käsespezialitäten probieren und erwerben können.

Rekordverdächtig ist die Tätigkeit von Alphirt Sigi Michel. Der 83-jährige ehemalige Freileitungsmonteur betreut seit 18 Jahren eine der höchst gelegenen Alpen, die Alp Gruebi auf 2023 Metern und die noch höhere Alp Wiederfeld. «Es ist schön, mir gefällt die Natur», sagte der bescheidene Alphirt stellvertretend für die meisten Alphirten.

Wolf und Hirsch im Visier

Vor der Dienstbotenehrung informierten die Verbandsvertreter sowie André Windlin, Chef vom Amt für Landwirtschaft und Umwelt, über die aktuelle «Grosswetterlage» der Politik. Obwohl in Obwalden in diesem Jahr keine Wolfsrisse bekannt sind, machen sich bäuerliche Vertreter Sorgen über die Ausbreitung der Wolfsrudel.

Doch das grösste Problem ist der Überbestand an Hirschen. Ambros Epp aus Giswil sprach von grossen Frass- und Trittschäden, wo nur ein kleiner Teil abgegolten wird. «Die ermittelten Schäden sind bedeutend höher als der vom Kanton budgetierte Betrag», sagte Daniel Blättler, Geschäftsführer des Bauernverbands. Laut Nationalrätin Monika Rüegger ist das Problem schon seit Jahren bekannt. Rüegger fordert schon länger eine Ausweitung der Jagdzeit für die Hirschjagd.

Weiter geehrt wurden:

21 Jahre: Bruno Riebli; 20 Jahre: Theres und Daniel Enz; 18 Jahre: Theres und Beat Vogler und Sigi Michel (83); 15 Jahre: Daniela und Reto Kathriner; 14 Jahre: Helen und Hans Vogel, Sepp Müller; 13 Jahre: Ernst von Rotz, Denise und Roland Halter, Rita und Bruno Kathriner; 12 Jahre: Walter Achermann, Walter Burch, Tanja und René Langensand, Josef Röthlin; 11 Jahre: Karin und Rees Gasser; 10 Jahre: Erwin Imfeld, Kurt Imfeld, Geri Imfeld; 7 Alpsommer: Eveline und Candid Sommerhalter; 5 Jahre: Nancy Rankelmann, Erika von Rotz, Roman Fenk und Marco Rohrer.

Die gesamten Ehrungen

49 Alpsommer: Pia und Walti Durrer-Rothenfluh, Korp. Schwendi / 7 Jahre Dürrenboden; 35 Alpsommer: Brigitte und Kobi Burch-Huser, 35 Alpsommer Alp Rossboden; 31 Alpsommer: Ida und Urs Müller- Stalder , Alp Arnischwand und Zyflucht; 30 Alpsommer: Sonja und Thomas Schnider, Alp Fluonalp; 21 Alpsommer: Bruno Riebli, Alp Schwendeli; 20 Alpsommer: Theres und Daniel Enz, Alp Loo; 18 Alpsommer: Theres und Beat Vogler, Alp Rämsiboden. Sigi Michel (83), Alp Gruebi – Widderfeld; 15 Alpsommer: Daniela und Reto Kathriner-Felder, Alp Steinwurf und Honegg; 14 Alpsommer: Helen und Hans Vogel-Wicki, Alp Bad und Schlierental; 14 Dienstjahre: Sepp Müller, Betrieb Gumi und Alp Müllerenschwand; 13 Alpsommer: Ernst von Rotz, Alp Wolfetsmatt
Denise und Roland Halter sowie Rita und Bruno Kathriner-Enz, Alp Dörsmatt / Zwirchi; 12 Alpsommer: Walter Achermann, Alp Neubrüchli/Meien, Walter Burch, Alp Schwantelen, Tanja und René Langensand, Alp Ebenmatt; 12 Dienstjahre: Josef Röthlin, Betrieb Herrschwand und Alp Schwandholz, 11 Alpsommer: Karin und Rees Gasser-Kündig, Alp Ruedsperi; 10 Alpsommer: Erwin Imfeld Alp Krummelbach und Schwand, Kurt Imfeld und Geri Imfeld, Alp Langenfeldmoos/Schwand, 7 Alpsommer: Eveline und Candid Sommerhalter, Alps Schoni/Alggäu; 5 Alpsommer: Nancy Rankelmann, Alp Rufifeld, Erika von Rotz, Alp Chäseren,Roman Fenk, Alp Horweli/Rischigenmatt, Marco Rohrer, Alps Grossächerli.