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Die Zuger Vorflutleitung kostet deutlich mehr

Ende Jahr ist das Jahrhundertprojekt der Entwässerung von Zug Nord mit einer Vorflutleitung fertig. Damit ist das Projekt zeitlich im Plan, was man in finanzieller Hinsicht nicht sagen kann. Denn die Rechnung fällt um einen Viertel höher aus als geplant.
Bauleiter Marco Hodel kontrolliert Bohrkopf Isabelle. Bild: Werner Schelbert (Zug, 23. April 2018)

Die Bohrarbeiten für das Projekt «Entwässerung Zug Nord – Vorflutleitung Zugersee» sind beendet. Jetzt stehen die Beton- und Strassenarbeiten an. Ende Jahr wird das Gesamtbauwerk vollendet.

Allerdings wird die Vorflutleitung deutlich mehr kosten als ursprünglich vorgesehen. Statt 19,5 Millionen Franken schlägt das Projekt nämlich mit 24,4 Millionen Franken zu Buche. Der Grund liegt in der Länge der Tunnel: Diese wurden im sogenannten Microtunneling-Verfahren ausgetrieben.

Die ursprüngliche Linienführung sah eine Länge von 1460 Metern vor. Die realisierte Strecke umfasst nun aber 1830 Meter. Die zusätzlichen 25,34 Prozent verursachen höhere Kosten von rund 5 Millionen Franken.

Durchleitungsrechte verweigert

Notwendig wurde die Verlängerung, weil die reformierte Kirche Zug der Stadt die Durchleitungsrechte verweigert habe, wie Bauchef André Wicki erklärt. Die Kirche kämpft bekanntlich seit Jahren mit grossen Problemen mit ihrer Wärmepumpenheizung.

Die Kosten gehen bereits in die Hunderttausende. Doch es zeichnete sich kürzlich das Ende der Probleme ab. Die Kirche befürchtet wohl, dass mit einer Bohrung unter ihrer Liegenschaft das Problem erneut auftreten könnte.

Höhere Kosten, einfachere Wartung

Zurück zu den Kosten: Die 400 Meter längere Streckenführung stellte höhere Anforderungen an den Rohrvortrieb. Dies und der schlechte Baugrund hätten bei allen Schächten signifikant höhere Kosten verursacht, schreibt der Zuger Stadtrat in seiner Medienmitteilung vom Montag.

«Bei den Start- und Zielschächten musste zudem von Spundwänden auf Bohrpfahlwände umgestellt werden.» Diese aufwendigere Baumethode koste entsprechend mehr, bringe aber für die künftige Wartung der unterirdischen Anlagen Vorteile bezüglich Stabilität und Sicherheit.

«Auch die Partnerin WWZ, die gleichzeitig ihr Wärme- und Kältenetz Circulago umsetzt, hatte mit denselben Herausforderungen zu kämpfen und sieht sich mit Kostensteigerungen konfrontiert», schreibt die Stadt weiter.

Erschwerend sei bei WWZ noch hinzugekommen, dass man bei den Bohrarbeiten auf Ankerseile gestossen sei, die nach Bauarbeiten auf Nachbargrundstücken im Boden belassen worden sind. «Während bei WWZ zur Bergung der Tunnelbohrmaschine Rettungsgruben gegraben werden mussten, konnte der Bohrkopf der Stadt die Hindernisse zwar überwinden, es kam aber dennoch zu Unterbrüchen beim Vortrieb.»

Gebundene Ausgabe

Der Zusatzkredit von 4,9 Millionen Franken für die Spezialfinanzierung Stadtentwässerung habe der Stadtrat bereits bewilligt, heisst es weiter in der Mitteilung. Der Grund, warum der Stadtrat diesen Kredit in eigener Kompetenz bewilligen kann, liegt darin, dass es sich bei der Entwässerung um eine gebundene Ausgabe handelt.

«Gebundene Ausgaben liegen dann vor, wenn die Stadt aufgrund von übergeordnetem Recht verpflichtet ist», erklärt Wicki und fügt hinzu: «Die Umstellung auf das Trennsystem, schmutziges von sauberem Meteorwasser zu trennen, ist aufgrund des Bundesgesetzes über den Schutz der Gewässer und des seit 1994 erarbeiteten behördenverbindlichen generellen Entwässerungsplans vorzunehmen.»

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