Armin Jans
Das Frauenstimmrecht wurde im Kanton Zug im Februar 1971 auf allen Ebenen eingeführt. Die Frauen fassten allerdings nur langsam Fuss in den Behörden. Es begann 1971 bis 1973 in einzelnen Kirchenräten und im Obergericht. Bei den ersten kantonalen und gemeindlichen Erneuerungswahlen mit Beteiligung der Frauen vom Herbst 1974 war das Ergebnis für die Frauen enttäuschend.
15 Frauen kandidierten in fünf Gemeinden für den Kantonsrat, eine einzige, Margrit Spillmann (FDP Zug) wurde gewählt. Je eine Frau wurde für den Zuger Stadtrat und den Rischer Gemeinderat nominiert, aber keiner gelang die Wahl. Ein Lichtblick war der Grosse Gemeinderat (Stadtparlament) in Zug, von den elf kandidierenden Frauen wurden fünf gewählt. Es waren dies Annemarie Konrad und Elisabeth Dürst (beide FDP), Maria Renggli (CVP), Annemarie Niederöst und Martha Potthof (beide Landesring der Unabhängigen).
Immerhin: Drei Frauen rückten in der Amtsperiode 1974 bis 1978 in den Kantonsrat nach, weil sie auf ihren Listen die erste Ersatzperson waren. Und Margrit Spillmann, welche 1974 als einzige Kantonsrätin gewählt wurde, gelangte im Mai 1978 in den Zuger Stadtrat, da der damalige Stadtpräsident Emil Hagenbuch unerwartet verstorben war. Ihre Amtstätigkeit dauerte allerdings nur gut sieben Monate, denn sie wurde bei den Wahlen vom Herbst 1978 nicht wiedergewählt. Dies deshalb, weil die FDP einen ihrer beiden Stadtratssitze an die SP verlor.
Die ersten Gemeinderätinnen
Abgesehen vom Regierungsrat gab es bis 1989 in allen Behörden (auch den Gerichten) mindestes eine Frau. Besonders wichtig war der Einzug der Frauen in die Gemeinderäte, der erstmals 1983 in Menzingen durch Annemarie Staub (FDP) und in Steinhausen durch Klara Landolt (SP) gelang. 1986 zog auch je eine Frau in Cham und Hünenberg in den Gemeinderat ein, das Mandat in Steinhausen ging 1987 aber aufgrund des Rücktritts der Amtsinhaberin verloren.
Insgesamt blieb die Vertretung der Frauen bescheiden, präsidiale Funktionen blieben ihnen verwehrt. Eine Ausnahme bildete lediglich der kantonale evangelisch-reformierte Kirchenrat, dem Brigitte Profos 1983 bis 1989 vorstand. Sie sollte als Vertreterin der SP 2001 Regierungsrätin und 2005 erste Frau Landammann werden.
Von den im Jahr 1986 in den Kantonsrat gewählten acht Frauen gehörten vier der FDP, zwei der CVP, und je eine der SP und der Sozialistisch Grünen Alternative (heute ALG) an. Und von den drei ab 1986 amtierenden Gemeinderätinnen vertraten zwei die FDP und eine die CVP.
Die Anzahl der kandidierenden Frauen nahm 1974 bis 1986 deutlich zu. Dies war hauptsächlich auf die Sozialistisch Grüne Alternative zurückzuführen. Denn sie stellte 1986 sechs der sieben Kandidatinnen für den Regierungsrat, neun der 22 Kandidatinnen für den Kantonsrat und zwei der 14 Kandidatinnen für den Zuger GGR. Offensichtlich war es für die etablierten Parteien nicht einfach, Frauen zu einer Kandidatur zu motivieren. Nicht nur das traditionelle Rollenverständnis stand dem entgegen. Es brauchte damals auch Mut, sich öffentlich zu exponieren und sich dem Risiko der Nichtwahl auszusetzen, vor allem in den kleineren Gemeinden.
In einer Artikelserie beleuchtet die «Zuger Zeitung» gemeinsam mit Gastautor Armin Jans die Geschichte der Frauen in der Zuger Politik. Armin Jans (Jg. 1949), ist verheiratet und lebt in Zug. Bis 2014 war er Professor für Volkswirtschaftslehre an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, zudem sass er für die SP im GGR (1978 bis 1986), im Kantonsrat (1986 bis 1995) und im Nationalrat (1995 bis 1999).