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Nidwalden

Die Sucherei an Ostern

Warum werden eigentlich Ostereier gefärbt? Unser Kolumnist hat die Antwort dazu und zu weiteren Osterbräuchen.
Karl Tschopp, Rechtsanwalt, Stans, äussert sich an dieser Stelle abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema. (Bild: PD)

Karl Tschopp

Jetzt geht die Sucherei wieder los. Ostern steht vor der Tür und in vielen Familien ist es auch nach Erreichen einer gewissen Altersgrenze der Kinder immer noch Tradition, dass man Osternester gut versteckt und diese dann suchen geht. Das Osterei, gewöhnlich ein hartgekochtes Hühnerei in vielen Farbvariationen, eignet sich ganz gut zum Verstecken und Suchen, deshalb heisst es wohl auch Sucher-ei.

Jetzt aber ernsthaft. Das ­Hühnerei galt schon im alten Orient als Sinnbild für die Fruchtbarkeit. Christliche Glaubensrichtungen orientierten sich an der Wirkungskraft, die das Ei entfaltet. Von aussen betrachtet, wirkt es kalt und tot, doch aus seinem Inneren erwächst neues Leben. Somit stand das Ei symbolisch für das Grab in Jerusalem, aus dem Jesus Christus am Ostermorgen von den Toten auferstand. Zudem war das Essen von Eiern während der Fastenzeit verboten. Durch das Hartkochen hielt das Ei länger und man konnte es am Ende der Fastenzeit noch genüsslich verspeisen. Um ältere Eier von jüngeren zu unterscheiden, färbte man sie unterschiedlich. Deshalb sind wohl die Ostereier Symbole für das ranghöchste Fest der Christenheit.

Das richtige Osterei ist ein eingefärbtes, oft mit Motiven bemaltes oder verziertes Ei. Die Tradition des Eierfärbens soll von der Kirche mit einer Legende erklärt worden sein. Dieser zufolge ging Maria Magdalena nach der Wiederauferstehung Christi zum Kaiser und berichtete ihm vom Wunder. Der Kaiser lachte sie jedoch aus und behauptete, dass Christus genau so wenig auferstanden sei, wie die frisch gelegten Eier vor ihm eine rote Schale hätten. In diesem Moment färbten sich die Eier rot und überzeugten ihn von der Auferstehung.

Insbesondere für Kinder ist es jedes Jahr eine Freude, mit grossen Augen nach den versteckten Eiern zu suchen. Wetterglück und ein Garten um das Haus herum sind dazu die besten Voraussetzungen. Es gibt sogar Anleitungen für Eltern, wann und wie man die Sucherei angehen soll. Kurz vor oder nach dem Frühstück am Ostersonntag dürfte die beste Zeit sein, auszuschwärmen und sich am Erfolg zu freuen. Und jetzt liebe Kinder: Es stimmt natürlich nicht, dass der Osterhase diese farbigen Eier legt und sie im Garten im Gras und Gebüsch versteckt. Vom Osterhasi oder Nikolausi ... das sind ganz andere Geschichten.

Ich meinti, ein weiterer schöner Brauch, den es zur grossen Freude unserer Nachkommen zu erhalten gilt. Bei meinen Nachforschungen über die Sucherei an Ostern bin ich noch auf den folgenden interessanten Tipp für junge Eltern gestossen: «Für Babys ist diese Tradition noch nichts.» Da wäre ich jetzt nie drauf gekommen ... und noch was: Was ist, wenn nicht alle versteckten Ostereier gefunden werden? Spätestens am Stanser Sommer beginnen sie zu müffeln.

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