Sandra Monika Ziegler
Es handelt sich um eine Aufwertung, die im Juni 2020 mit der Überweisung des Postulats 353 «Obstbäume für die Bevölkerung» in die Wege geleitet wurde. Die Pläne, insbesondere auch die Kommunikation der Stadt, stossen bei den Anrainern der Oberseeburgkuppe jedoch auf Kritik. So sagt einer: «Wir haben erst durch einen Zufall davon erfahren, was auf der Kuppe geplant ist. Es genügt nicht, nur den Vorstand des Quartiervereins zu informieren.»
Was hat die Stadt vor? Sie will Bäume mit essbaren Früchten fördern und prüfen, wo zusätzliche Bäume auf städtischen Grünflächen gepflanzt werden können. Fündig wurde man auf der stadteigenen Oberseeburgkuppe – bisher eine Wiese, über die ein Wanderweg führt. Früher stand auf dem Hügel der Bauernhof «Schilte 9», doch das ist bald mehr als 70 Jahre her. Seit Anfang der 50er Jahre bewirtschaftet die Bauernfamilie Schuler die Kuppe, aktuell Paul Schuler.
Mit dem Bericht und Antrag 25/2018 hat der Grosse Stadtrat zusätzliche finanzielle Mittel für die Biodiversitätsförderung in der Stadt Luzern zur Verfügung gestellt. Im B+A wurden Schwerpunkt- und Vernetzungsgebiete definiert. Dazu gehört neben der Oberseeburgkuppe auch das Gebiet Hintermusegg; diese Gebiete bieten «vielfältige Naturerlebnisse für die Luzerner Bevölkerung», heisst es im B+A. Ziel ist es, Bäume mit essbaren Früchten zu fördern.
Ein Geschenk der Kirche
Was hält Paul Schuler von der geplanten Allee mit Hochstammobstbäumen? Er lacht:
«Die Fruchtbäume hätten keine Überlebenschance. Das wäre ein Chilbiplatz für die Mäuse, das würden die Bäume nicht überleben.»
Das habe er auch der Stadt mitgeteilt. Projektleiter ist Stefan Herfort. Zu der Baumauswahl sagt er: «Konkrete Angaben zu einzelnen Arten kann ich beim momentanen Planungsstand nicht machen.»
Wie kam es überhaupt zur Idee mit den Obstbäumen? Das war ein Geschenk zum Jubiläum «50 Jahre Pfarrei St. Johannes». In der Quartierzeitung «Seeblick» wurde dazu vermerkt: «Die Pfarrei schenkt dem Quartier aus Anlass ihres Jubiläums 50 Apfelbäume, alle Standorte stehen bereits fest.» Der Bericht kam auch bei den Kritikern an. Laut «Seeblick» war die erste Obstbaumpflanung auf den 6. November 2020 geplant.
Bereits Mitte September stellte Projektleiter Stefan Herfort einem kleinen Kreis die Idee einer kleinen Obstbaum-Allee mit Blühstreifen und eventuell einer Wildhecke vor. Bis dato steht dort jedoch kein neuer Baum. Die angekündigte Pflanzung von letzten November wurde abgesagt. Denn aufgrund des «Seeblick»-Artikels habe sich, so Herfort, eine Gruppe von Anwohnern an die Stadt gewandt.
Die Gruppe stellte dabei grundsätzlich die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von Aufwertungen für die Natur und die Naherholung im Bereich der Oberseeburg-Kuppe in Frage. Konkret wandten sie sich gegen die Pflanzung von Obstbäumen. Dazu präzisiert Herfort, dass die mögliche Pflanzung von Obstbäumen eine von ganz unterschiedlichen Massnahmen sei. Es gebe auch andere Möglichkeiten.
Biodiversität im Siedlungsraum
«Wir wissen, dass wir kein Recht auf Aussicht haben. Aber wir sind Bewohner und Steuerzahler der Stadt Luzern und demzufolge Mitbesitzer des Stadtbodens. Welcher Eigentümer setzt sich selber Bäume vor die Nase?», schreibt einer der Gruppe. Er bezeichnet die Annahme des Postulats als «Schildbürgerstreich». Die bislang offene, unverbaute und nicht durch Bäume verdeckte freie Sicht auf See, Stadt und Berge sei bereits ein einzigartiges Naturereignis und bedürfe weder einer Änderung noch neuer Investitionen.
Das auf der Kuppe dereinst plötzlich Bäume stehen, das werde nicht geschehen, betont Projektleiter Stefan Herfort: «Denn sobald ein entsprechender Planungsstand vorhanden ist, werden wir mit den Anwohnern Kontakt aufnehmen und über die Massnahmen informieren. Wir haben selbstverständlich das Interesse, dass die geplanten Massnahmen von der Quartierbevölkerung mitgetragen werden.»
In einer ersten Version stand zu Beginn des Artikels, dass 50 Obstbäume auf der Oberseeburgkuppe gepflanzt werden sollen. Das ist falsch. Dieser Satz wurde entfernt. Richtig ist, dass die Pfarrei St. Johannes anlässlich ihres Jubiläums 50 Bäume dem Quartier geschenkt hat und diese in Privatgärten gepflanzt wurden. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.