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Glosse

Die Stadt Luzern soll ihre neue Regierungsrätin ruhig feiern – es kommt ja selten genug vor

Um die offizielle Wahlfeier für die neue Regierungsrätin Ylfete Fanaj ist Wirbel entstanden. Die Kritik ist unnötig. 
Robert Knobel, Ressortleiter Stadt/Region bei der Luzerner Zeitung.
Fotografiert am 23.12.2019 in Luzern

Bild: Dominik Wunderli
Stadtpräsident Beat Züsli gratuliert Ylfete Fanaj zur Wahl in die Luzerner Regierung. 
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 14. 5. 2023)

Rein statistisch müsste die Stadt Luzern permanent eine Vertretung im Regierungsrat haben. Die Realität sieht aber ganz anders aus: In den letzten 35 Jahren wurden nur gerade zwei Stadtluzerner in die Kantonsregierung gewählt: Ulrich Fässler (1989) und Marcel Schwerzmann (2007). Ein städtischer Regierungsrat ist also eine absolute Seltenheit.

Wenn es dann doch einmal klappt, müsste dies in der Stadt eigentlich Grund zur Freude sein. Aber es sorgt auch für Kritik, wie die frisch gebackene Stadtluzerner Regierungsrätin Ylfete Fanaj gerade erfahren muss: Bürgerliche zeigen sich irritiert darüber, dass die Stadt eine offizielle Wahlfeier für die SP-Politikerin organisiert.

Tatsächlich plant der Stadtrat am 6. Juni einen Bevölkerungsapéro zu Ehren von Fanaj auf dem Europaplatz. Grund genug für die Mitte-Fraktion im Stadtparlament, dem Stadtrat kritische Fragen zu stellen: Wieso ausgerechnet für Fanaj? Das will die Partei in einer Interpellation wissen. Zumal Marcel Schwerzmann (parteilos) seinerzeit auch keine offizielle Wahlfeier erhielt. Besteht die Absicht, auch künftige Mandatsträger aus der Stadt mit einer eigenen Feier zu würdigen – zum Beispiel bei der Wahl in den Ständerat? Klar, dass die Mitte dabei vor allem an ihre eigene Stadtluzerner Ständerätin Andrea Gmür denkt.

Der parteilose Grossstadtrat Silvio Bonzanigo geht auf dem Onlineportal Zentralplus noch weiter und suggeriert, die Stadt habe die Wahlfeier vor allem deshalb organisiert, weil Ylfete Fanaj derselben Partei angehört wie Stadtpräsident Beat Züsli.

Solche Kleinkariertheit erstaunt in einer Stadt, die sich seit Jahren über mangelnden Einfluss in der kantonalen Politik beklagt. Genau hier liegt denn auch der Hund begraben: Anstatt beim Kanton mit vereinten Kräften für die Anliegen der Stadt einzustehen und sich über die längst fällige städtische Vertretung in der Regierung zu freuen, zerzaust man sich lieber gegenseitig. Wie man es besser macht, zeigen Luzerns Landpolitiker seit Jahren: Wenn's um Anliegen der Landschaft geht, ist Parteipolitik zweitrangig. Und dass die ebenfalls neu gewählten Regierungsräte Armin Hartmann (Schlierbach) und Michaela Tschuor (Wikon) von ihrer Wohngemeinde gebührend geehrt werden, versteht sich von selbst.

Die sonst durchaus festfreudige Stadt Luzern soll ihre Rückkehr in den Regierungsrat also ruhig feiern - genauso wie sie im Falle einer Wiederwahl im Herbst auch ihre Ständerätin feiern soll. Denn im Bundeshaus sind Stadtluzernerinnen und Stadtluzerner genauso selten wie im Regierungsgebäude.

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