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Luzern

Die SP schafft den Sprung in die Hochdorfer Exekutive und ist damit nach acht Jahren Pause zurück

Die FDP muss einen Sitz im Hochdorfer Gemeinderat an die Linke abgeben. Immerhin: Mit Reto Anderhub erzielte einer der beiden FDP-Kandidaten das beste Resultat im zweiten Wahlgang.
Sie komplettieren den Hochdorfer Gemeinderat (von links): Stefan Kaeslin (CVP, neu), Gaby Oberson (SP, neu) und Reto Anderhub (FDP, neu). (Bild: Patrick Hürlimann (Hochdorf, 28. Juni 2020))

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Jubel bei der SP, Enttäuschung bei der FDP. Zwar kann Letztere mit der Wahl von Reto Anderhub (neu) das beste Resultat beim zweiten Wahlgang verzeichnen. Aber der zweite FDP-Kandidat Ernst Dober verpasste den Sprung in die Exekutive klar.

Damit verliert die FDP ein Mandat. Neu besteht der Hochdorfer Gemeinderat aus drei CVP-Mitgliedern, einem FDP-Politiker und einer SP-Vertretung. Die Stimmbeteiligung bei den Gemeinderatswahlen lag im zweiten Wahlgang bei 38,4 Prozent.

Neo-FDP-Gemeinderat spricht von Vertrauensvorschuss

Reto Anderhub zeigt sich überrascht über das sehr gute Resultat im zweiten Wahlgang. Er holte 1534 Stimmen. Anderhub sagt:

«Die Stimmenzahl bedeutet für mich ein Vertrauensvorschuss. Ich bin sehr motiviert, dieses Vertrauen nun zurückzubezahlen und für Hochdorf anzupacken.»

Gegenüber dem ersten Wahlgang hat Anderhub den Vorsprung auf Stefan Kaeslin gar noch ausgebaut. Er müsse erst analysieren, was zu diesem guten Abschneiden geführt habe. Ein möglicher Grund sei sein Alter. Mit 34 Jahren trat er als jüngster Kandidat an. Anderhub ist Gründer einer Kommunikationsagentur. Nächste Woche werde er entscheiden, wie er das politische Mandat mit seiner beruflichen Tätigkeit vereinbaren wird.

Gross ist die Freude auch bei Stefan Kaeslin. Der 55-Jährige holte 1357 Stimmen. Der Versicherungsberater bei der Mobiliar sagt:

«Ich habe mit einem viel knapperen Ausgang gerechnet.»

Er sei daher sehr zufrieden. Im ersten Wahlgang wurden bereits die bisherigen CVP-Gemeinderäte Daniel Rüttimann und Lea Bischof-Meier (Präsidium) gewählt. Die CVP stellt damit auch künftig die Mehrheit im Gemeinderat. Dass er den Sitz für die CVP halten konnte, freut Kaeslin, er sagt aber: «Die Parteizugehörigkeit spielt auf kommunaler Ebene eine viel geringere Rolle als national oder kantonal.» Kaeslin begrüsst, dass die SP wieder ein Mandat im Gemeinderat hat und mit Gaby Oberson eine zweite Frau vertreten ist.

SP nach acht Jahren Pause wieder im Gemeinderat

Die SP-Frau holte 1252 Stimmen und lag somit deutlich vor FDP-Politiker Ernst Dober (849 Stimmen). Die Projektleiterin Pflege im Spital Muri sagt:

«Ich freue mich unglaublich. Es ist enorm wichtig, dass Hochdorf eine links-grüne Vertretung im Gemeinderat hat.»

Die SP ist damit nach achtjährigem Unterbruch zurück in der Hochdorfer Exekutive. Einen möglichen Grund für die Wahl sieht die 47-Jährige darin, dass die SP in den letzten Jahren sehr aktiv gewesen sei - vor allem im Zusammenhang mit dem Wachstum der Gemeinde. Oberson verweist auch auf den Verzicht von Gallus Bühlmann (VAH/Grüne) zugunsten ihrer Kandidatur. «Ich freue mich darauf, dass die Linke nun Verantwortung übernehmen darf.» Auf der einen Seite bedeute dies, dass man auch mal den Kopf herhalten müsse, aber eben auch, dass man von Anfang an mitdiskutieren dürfe.

Zwei Kandidaten waren am Sonntag nicht in Feierlaune. FDP-Mann Ernst Dober zeigt sich enttäuscht über das Ergebnis. «Wir hätten gerne zwei Sitze verteidigt.» Dober verzeichnete auf die SP-Frau einen Rückstand von 403 Stimmen - im ersten Wahlgang lag die Differenz bei bloss 18 Stimmen.« Das Resultat müssen wir nun analysieren, der Abstand ist sicher überraschend», sagt Dober, der als Abteilungsleiter in der Entwicklung bei V-Zug arbeitet. Dass die FDP im Gemeinderat nur einen Sitz stellt, ist nicht neu. Der 61-Jährige betont:

«Es ist wichtig, dass wir nun mögliche Kandidaten aufbauen, um in vier Jahren wieder bereit zu sein.»

SVP bleibt in der Opposition

SVP-Frau Moni Schnydrig (50) machte 525 Stimmen und verpasste die Wahl damit deutlich. Sie sei enttäuscht, aber nun heisse es: Krone richten und weitermachen. Positiv beurteilt sie, dass die Linke wieder im Gemeinderat vertreten ist. «Die Exekutive ist damit durchmischter. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung», so die Präsidentin der SVP. Schnydrig unterstreicht aber: «Als Partei, die noch nie einen Gemeinderatssitz hatte, ist es ein langer Weg.» Klar sei, dass sie sich weiter mit Freude engagieren wolle und sie kündigt an, dass die SVP in der Opposition hörbar sein werde.

Diese Themen wollen die neuen Gemeinderäte nun angehen

Dreimal Zentrum. Für die drei Neugewählten ist klar: Das Hochdorfer Zentrum muss attraktiver werden, die Lebensqualität soll sich steigern. Für Reto Anderhub ist nach sechs guten Jahren mit Millionengewinnen ausserdem die Zeit reif für eine Steuersenkung - immer unter dem Vorbehalt, dass sich die Coronakrise nicht zu drastisch auf die Gemeindefinanzen niederschlägt. Für CVP-Mann Stefan Kaeslin sind ausserdem Umweltthemen und soziale Anliegen besonders wichtig. Diese Themen haben auch für SP-Gemeinderatskollegin Gaby Oberson Priorität. Zudem ist für sie eine transparentere Kommunikation im Gemeinderat entscheidend. Denn: «Es ist in der Bevölkerung viel Resignation spürbar.» Oberson relativiert allerdings:

«Mit einem Sitz werden wir die Welt nicht verändern können.»

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