Am Parteitag der SP in Wolhusen haben die Delegierten am Samstagnachmittag entschieden, Ylfete Fanaj ins Rennen um einen Sitz im Luzerner Regierungsrat zu schicken. Der Entscheid fiel nach dem zweiten Wahlgang. Fanaj erzielte 95 Stimmen, Melanie Setz aus Emmenbrücke 72 Stimmen (absolutes Mehr 85). Yvonne Zemp Baumgartner aus Sursee hatte sich nach dem ersten Wahlgang zurückgezogen, da sie am wenigsten Stimmen machte.
Bei der Vorstellungsrunde sagte Ylfete Fanaj, sie wolle tiefe und mittlere Einkommen entlasten und sich für eine qualitative Gesundheitsversorgung sowie einen gut ausgebauten ÖV einsetzen. Man habe eine gute kantonale Klimastrategie verabschiedet. «Da müssen wir aber an Tempo zulegen.» Beim digitalen Wandel sei Chancengleichheit wichtig, zudem kämpfe sie für ein familienfreundliches Luzern.
Fanaj politisiert seit 2011 im Kantonsrat
Ylfete Fanaj kam vor 31 Jahren aus dem Kosovo nach Sursee, wo die heute 40-Jährige aufwuchs. Seit 2006 wohnt die verheiratete Mutter eines Kindes in Luzern. 2020 und 2021 präsidierte sie den Kantonsrat, dem sie seit 2011 angehört. Vorher politisierte sie vier Jahre im Grossen Stadtrat Luzern. Fanaj hat einen Masterabschluss in Sozialer Arbeit und arbeitet als Bereichsleiterin Deutschschweiz beim Integrations- und Präventionsprogramm Lift. Dieses unterstützt Jugendliche mit erschwerter Ausgangslage beim Übergang von der Oberstufe in die Berufslehre.
Hartnäckigkeit als gute Voraussetzung
Für Ylfete Fanaj sprach sich unter anderem alt Kantonsrätin Helene Meyer-Jenni aus Kriens aus. Fanaj habe verschiedene Vereine gegründet und kämpfe für Frauen, junge Menschen sowie Migrantinnen und Migranten. «Zudem ist sie hartnäckig. Als Fraktionspräsidentin hat sie mich und andere Parlamentarierinnen und Parlamentarier gefordert», so Meyer-Jenni.
«Das ist eine gute Voraussetzung für die Arbeit in der Regierung.»
Mehrere Personen votierten dafür, aus taktischen Gründen für Setz oder Zemp zu stimmen. So sagte Felicitas Zopfi, die 2015 selber für den Regierungsrat kandidierte. «Alle drei sind fähige Kandidatinnen und werden in der Stadt Luzern ein sehr gutes Resultat holen. Diese Wahlen werden aber auf der Landschaft entschieden.» Die Kandidatin mit den besten Chancen sei deshalb Yvonne Zemp, die aus dem Entlebuch stammt und seit vielen Jahren in Sursee wohnt.
Listenverbindung mit Grünen und Juso
Am Parteitag in Wolhusen stimmten sich die Luzerner Genossinnen und Genossen auf die kantonalen Wahlen 2023 ein. Parteipräsident David Roth sagte, die SP gehöre in die Luzerner Regierung, um den Kanton ökologischer und sozialer zu gestalten.
Mit markigen Worten geisselte der Stadtluzerner die aktuelle Regierung. «Sie ist ein Problem für die Menschen im Kanton Luzern und auf mindestens einem Auge blind.» Kürzungen bei den Prämienverbilligungen seien noch immer nicht ausgeglichen und für jedes Solarpanel auf öffentlichen Gebäude habe man kämpfen müssen, so Roth weiter.
«Es ist höchste Zeit, dass zwei sozialdemokratische Hände in der Regierung anpacken.»
Ein SP-Sitz verändere die Machtverhältnisse im Kanton allerdings nicht. Roth: «Es braucht deshalb noch mehr Sitze im Kantonsrat.»
Laut Wahlkampfleiter und Parteisekretär Sebastian Dissler hat sich die SP das Ziel gesetzt, im Frühling mit 120 Kandidatinnen und Kandidaten anzutreten. Das sind zehn mehr als bei den Kantonalen Wahlen 2019. Die Delegierten hiessen zudem einen Antrag grossmehrheitlich gut, mit den Grünen und der GLP über Listenverbindungen zu verhandeln.
Drei Luzerner Regierungsratssitze werden frei
Die kantonalen Wahlen finden am 2. April 2023 statt. Neben dem 120-köpfigen Parlament werden die fünf Regierungsratssitze neu gewählt. Mit Reto Wyss (Mitte) und Fabian Peter (FDP) treten zwei Bisherige wieder an. Hingegen haben Marcel Schwerzmann (parteilos), Guido Graf (Mitte) und Paul Winiker (SVP) in diesem Sommer bekannt gegeben, dass sie nicht wieder antreten.
Schon jetzt ist klar, dass es mehr Kandidierende als Sitze im Regierungsrat geben wird. Bereits offiziell nominiert haben die Grünen: Ihre Kandidatin ist die Luzerner Grosstadträtin Christa Wenger. Die SVP schickt den Schlierbacher Kantonsrat Armin Hartmann ins Rennen, die GLP die Stadtluzerner Kantonsrätin Claudia Huser. Die Mitte nominiert ebenfalls eine Frau, die Wahlkreisparteien und die Junge Mitte haben mehrere Kandidatinnen portiert. Die offizielle Ernennung durch die Kantonalpartei erfolgt am 26. Oktober.