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Luzern

Die Schule Wiggen in der Gemeinde Escholzmatt-Marbach wird im Sommer 2023 geschlossen

Bereits vor einigen Jahren wollte der Gemeinderat den Schulstandort Wiggen aufheben. Doch damals regte sich Widerstand aus der Bevölkerung. Jetzt aber ist der Entscheid definitiv gefallen.
Das Schulhaus Wiggen im gleichnamigen Dorfteil der Gemeinde Escholzmatt-Marbach wird im Juli 2023 schliessen.  (Archivbild: Luzerner Zeitung)

Susanne Balli

Etwa 35 Schülerinnen und Schüler werden ab dem Schuljahr 2023/24 nicht mehr in ihrem kleinen Schulhaus in der Ortschaft Wiggen unterrichtet. Die Gemeinde Escholzmatt-Marbach schliesst im Sommer 2023 diesen Schulstandort definitiv. Betroffen sind eine Klasse der Basisstufe (Kindergarten bis 2. Klasse) sowie eine Klasse, in der 3.- bis 6.-Klässler unterrichtet werden. Sie werden ab dem Sommer 2023 entweder in Escholzmatt oder Marbach zur Schule gehen, je nachdem, welcher Standort für sie besser erreichbar ist.

Dass es für das Schulhaus Wiggen längerfristig keine Zukunft gibt, hat sich bereits seit längerem – im Zusammenhang mit der Fusion von Escholzmatt und Marbach, die per 1.1.2013 vollzogen wurde – abgezeichnet. «Es ist ein harter Einschnitt, aber die Möglichkeit, dass das Schulhaus geschlossen wird, haben wir schon im Rahmen der Fusionsabklärungen diskutiert», sagt Fritz Lötscher, welcher derzeit die letzten Tage als Gemeindepräsident von Escholzmatt-Marbach amtet.

Abnehmende Gesamtschülerzahl

Im Fusionsvertrag wurde festgehalten, dass der Standort Schulhaus Wiggen jährlich neu beurteilt wird, und dass für dessen Erhalt die Entwicklung der Schülerzahlen massgebend sei, schreibt der Gemeinderat in einer Mitteilung. Und sollte sich der Trend der Abnahme weiter fortsetzen und sich der Gesamtschülerbestand in der Gemeinde über mehrere Jahre unter 450 bewegen, könne die Aufrechterhaltung von drei Schulstandorten nicht mehr gewährleistet werden. 2015 setzte der Gemeinderat dann eine Kommission für die Schulraumplanung ein, die einen Grundlagenbericht dazu vorlegte.

Vor dem Hintergrund der latent drohenden Schliessung der Schule Wiggen formierte sich 2016 Widerstand in Wiggen. Eine Interessengemeinschaft machte sich im Zusammenhang mit dem Bau einer neuen Wohnsiedlung stark für den Erhalt der Schule. Daraufhin beschloss der Gemeinderat, dass der Standort Wiggen sicher bis 2021 erhalten bleibt. Nun gibt es nochmals eine Gnadenfrist von zwei Jahren. Fritz Lötscher sagt:

«Wir hätten die Schule auch bereits aufs kommende Schuljahr 2021/22 schliessen können. Faktisch wäre das möglich gewesen. Aber aus Goodwill wollen wir nicht einen so harten Eingriff vornehmen.»

Man habe ja auch erst vor vier Jahren die Basisstufe eingeführt. Und die Schulkreise würden auch nicht ganz gleich bleiben.

Lötscher sieht in der Schulschliessung nicht nur Nachteile für die Wigger. «Man muss auch die qualitativen Vorteile für die Schulstandorte Escholzmatt und Marbach im Blick haben.» Daher habe sich der Gemeinderat bei seinem Entscheid neben der Entwicklung der Schülerzahlen auch auf andere Faktoren wie die Qualität und Attraktivität der Schule, die Stellenbesetzung und die Organisation, gestützt. Denn: «Für die Positionierung der Gemeinde sind attraktive und gut organisierte Schulstandorte von Bedeutung.» Der bevorstehende Neubau der Schulanlage Pfarrmatte hingegen stelle keine Bedingung für den Entscheid über den Standort Wiggen dar, sondern erfolge aufgrund des Alters und der schlechten Bausubstanz des Schulhauses Pfarrmatte, betont Lötscher.

Schulbusse bereits heute etabliert

Bis zur Schulschliessung muss noch einiges geklärt werden, zum Beispiel der Schulweg der Kinder aus Wiggen. Diese werden ab dem Sommer 2023 mit dem Postauto oder mit einem Schulbus den rund 3,5 Kilometer langen Weg zum Unterricht nach Escholzmatt oder Marbach fahren. Schulleiter Benedikt Meier sagt: «Die Transporte werden zum Zeitpunkt der Schliessung sicher organisiert sein. Die Gemeinde investiert bereits heute einen namhaften Betrag für Schulbusse, um die Kinder zur Schule zu transportieren.»

Laut Meier steht die Schulleitung von Escholzmatt-Marbach hinter dem Entscheid, die Schule in Wiggen zu schliessen. Auch wenn es in den beiden Klassen in Wiggen bisher keine Unterbestände, sprich zu wenige Kinder gebe. Fakt sei aber, dass die Schülerzahl in der gesamten Gemeinde sinke. Derzeit gehen ungefähr 430 Kinder in der Gemeinde zur Schule.

Zwar gebe es auch in Escholzmatt-Marbach wieder eine Tendenz zu steigenden Geburtenzahlen. Wie sich die Zahlen aber tatsächlich entwickeln, sei nur schwer abzuschätzen. «Wir sind hier in einer peripheren Lage, die Einwohnerzahl bleibt seit zehn Jahren mehr oder weniger konstant», so Meier.

Schwierig, freie Stellen zu besetzen

Wie Fritz Lötscher sagt auch Benedikt Meier, dass es beim Entscheid nicht nur um die Schülerzahlen ging. Auch organisatorisch sei es bisher anspruchsvoll gewesen, die Schule in Wiggen zu halten. So zum Beispiel aufgrund der Schwierigkeit, freie Stellen neu zu besetzen. Zudem sei es eine grosse Herausforderung, in einer Klasse Kinder der 3. bis 6. Primarstufe zu unterrichten.

Der Schulleiter ist sich aber durchaus bewusst, dass die Schliessung einer Schule mit Emotionen einhergeht. Er sagt:

«Wir rechnen damit, dass wir zu diesem Entscheid Rückmeldungen von Eltern erhalten.»

Andererseits hätten die Eltern schon länger damit rechnen müssen, dass der Entscheid zur Schulschliessung irgendwann gefällt werde.

Lehrpersonen sollen weiter beschäftigt werden

Von der Schulschliessung betroffen sind neben rund 35 Schülerinnen und Schülern sieben Lehrpersonen, die an der Schule Wiggen in Teilpensen von 2 bis 29 Lektionen angestellt sind. «Es besteht die Absicht, diese Lehrerinnen in der Gemeinde weiter zu beschäftigen», sagt Meier. Die Kinder aus Wiggen sollen in die bestehenden Klassen in Escholzmatt und Marbach integriert werden. Zusätzliche Klassen seien nicht vorgesehen, aber in einzelnen Jahrgängen mit besonders vielen Kindern auch nicht völlig auszuschliessen.




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