Christian Hug
Die Maschinen wurden bereits im Juli letzten Jahres in die neue Werkstatt versetzt – nun sind endlich auch die Büroräume bezogen und somit der Umzug der Stanser Holzbauer-Firma Flury innen & aussen vom Bergli an die Engelbergstrasse 44a abgeschlossen. Das ist einerseits eine lange Zeitspanne. Anderseits ist es recht ungewöhnlich, dass eine Firma mit 15 Angestellten mit Sack und Pack zügelt und das auch noch während des normalen Tagesgeschäfts.
«Oh, eigentlich ist es mehr eine Rückkehr», sagt Firmeninhaber Stefan Flury, «die dritte Generation kommt zurück zu den Wurzeln.» Denn sein Grossvater Walter gründete 1939 eben an der Engelbergstrasse die Firma Flury Holzbau, mitten im Aktivdienst. Vier von Walters Söhnen arbeiteten später im Betrieb, dann übernahm erst Balz, später leiteten Peter und Hans gemeinsam. Stefans Vater Paul machte sich selbstständig: Er gründete 1980 Flury Innenausbau, die dann später zu Flury innen & aussen wurde und den Sitz im Stanser Bergli hatte. 2008 übergab Paul die Geschäftsführung seinem Sohn Stefan, dem jetzigen Inhaber.
«Im Bergli arbeiten wir schon seit Jahren an unserer Kapazitätsgrenze, weil wir schlicht zu wenig Platz haben und das Gebäude nicht ausbauen können. Ein grosser Teil der Werkstatt musste schon damals in den Felsen reingesprengt werden.» Das Angebot seines Onkels Peter 2019, die Gebäulichkeiten der (inzwischen ehemaligen) Firma Flury Holzbau an der Engelbergstrasse zu übernehmen, eröffnete neue Perspektiven. «Nun haben wir die Chance beim Schopf gepackt», sagt Stefan Flury. Den Entscheid, das Angebot anzunehmen und die Firma zu verlegen, fällten Stefan und seine Frau und Geschäftspartnerin Viviane im Januar letzten Jahres – «und dann kam Corona und brachte alles durcheinander. Die Prognosen für unsere Wirtschaft fielen plötzlich sehr düster aus. Wir waren sehr verunsichert und rechneten im schlimmsten Fall mit existenzbedrohenden Einbussen».
Beraten wie im Loft
So weit kam es zum Glück nicht. Ein halbes Jahr später begann das grosse Zügeln. Die komplette Firma zu versetzen, entpuppte sich dann aber als sehr viel komplizierter, als Stefan in seiner vorsichtigsten Planung angenommen hatte. «Man kann ja nicht einfach die Maschinen in einen neuen Raum stellen, und weiter geht’s wie gehabt. In der Werkstatt hat das zwar ohne grosse Überraschungen geklappt. Aber es müssen auch sämtliche Betriebsabläufe bis ins Detail neu definiert und austariert werden, und gleichzeitig muss ja der Betrieb weiterlaufen.» Dazu kommen Ausbauten und bauliche Optimierungen. Zum Beispiel musste die gesamte Elektrik neu geplant und installiert werden. In der Abbundhalle wurden Zwischen-Etagen als Lager und für Büros gebaut.
Das Highlight im neuen Standort ist das grosse, Loft-artige Büro-Geschoss, das direkt mit der Werkstatt und der Abbundhalle verbunden ist. «Hier hat es endlich Raum für einen richtigen Empfang, für unsere Eins-zu-Eins-Modelle, einen vollständig eingerichteten Besprechungsraum und sogar eine Küche», sagt Stefan Flury. Auch die Toiletten sind zu einer Art Showroom ausgebaut.
Als Generalanbieter für Erweiterungs- und Umbauten ist es für ihn von zentraler Bedeutung, dass sich seine Kunden bei ihm wohlfühlen. «Weil unsere Kunden meistens erst am Abend Zeit haben für Besprechungen und die zuweilen lange dauern.»
Grosses Lager bringt Sicherheit
Nun hat die Firma Flury innen & aussen also sehr viel mehr Platz: Eine Verdoppelung von 700 Quadratmeter im Bergli auf 1400 Quadratmeter an der Engelbergstrasse. Vor allem in der Abbundhalle und im Lager eröffnen sich jetzt neue Möglichkeiten. Stefan Flury: «Wir können grössere Elementbauteile fabrizieren, was unsere Arbeit technisch gesehen noch interessanter macht. Entsprechend haben auch die Lastwagen mehr Platz, um diese Teile für den Einbau auf der Baustelle aufzuladen.»
Und das grössere Lager bietet mehr Sicherheit in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Denn im globalen Markt sind die Lieferketten für Rohmaterialien ins Wackeln geraten. «Vor zwei Jahren konnte ich egal welches Material bestellen, und nach zwei Tagen wurde es zuverlässig geliefert. Heute sind zehn Wochen keine Seltenheit. Auf eine Lieferung von Brettern warte ich sogar seit Ostern.» Da ist es beruhigend, dass Stefan Flury jetzt Bestellungen schon sehr früh auslösen und sie dann so lange lagern kann, bis er sie tatsächlich braucht.