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Zug

Die Nacht der tausend Singenden

Die zweite Ausgabe der Zuger Chornacht versammelte am Samstagabend, einer Vollmondnacht, zwischen 18 und 24 Uhr insgesamt 36 Chöre mit zirka 1000 Sängerinnen und Sängern auf acht Bühnen der Altstadt.
 Nostalgiechor Zug hatte anlässlich der Zuger Chornacht einen Auftritt beim Hirschenplatz.  (Bild: Jan Pegoraro (Zug, 10. September 2022))

Dorotea Bitterli

2017 als Verein gegründet, erlebte die Zuger Chornacht im September 2018 ihre erfolgreiche Premiere. Nach einem längeren Unterbruch hüllte sich nun am Samstagabend die Zuger Altstadt erneut in Gesang: Im Festsaal des Theater Casinos Zug, in der Kirche St.Oswald und der Liebfrauenkappelle am Greth-Schell-Brunnen, in der Bibliothek Zug und der Museum Burg Zug, auf überdeckten Podien am Gärbi-, Hirschen- und Burgbachplatz zeigten 36 Zuger Gesangsformationen in etwa 20-minütigen Kurzkonzerten kleine Perlen ihres Könnens.

Die Gassen füllten sich schnell mit einem vielköpfigen Publikum, das im Halbstundentakt von Bühne zu Bühne schlenderte, zuhörte und zuschaute, und in den Pausen das gastronomische Angebot der in der Nähe aufgestellten Stände genoss.

Der Vollmondnacht waren etliche Liedtexte geschuldet und – so könnte man fast sagen – auch die musikalische Grundstimmung, obwohl das Gestirn selbst sich hinter Wolken verbarg. Eine Auswahl aus dem umfangreichen Programm lässt ahnen, wie breit das musikalische Spektrum war.

Heimweh und Berge

«Uf äm Heiwäg» war eines der Lieder des Jodlerklubs Echo Baarburg, der in Zuger Tracht singend an die agrarische Schweiz mit ihren Alpsömmerungen erinnerte. Total acht volkstümliche Gruppen traten an der Zuger Chornacht auf.

Eine von besonders hohem Publikumsandrang begleitete Formation war der Chor Rumantsch Zug, ein reiner Männerchor, der in schwarzen Anzügen und in blau-gelb gestreiften Krawatten vor allem Liedkompositionen Hans Ernis, des «Vaters des rätoromanischen Liedes», zum Besten gab.

Jung-Schwung und Mondsucht

Begleitet von einer kleinen Band mit Gitarren, Posaune, Piano und Cajón sangen und swingten die jungen Sängerinnen und Sänger der Ten Sing Baar voller Temperament «vo dä grosse Tröim» und «vo dä schöne Ärde» und der Akzeptanz unter den Menschen, «just the way you are».

Die Beteiligung von Jugendlichen war den Organisatoren der Chornacht ein besonderes Anliegen, und so stellten sich auch über 70 quirlige Kinder der Jugendmusikschulen Cham und Steinhausen auf die Casino-Bühne, um unter dem liebevoll konzentrierten Dirigat ihrer zwei Lehrerinnen mit Mond, Nacht und Sternen ein Zwiegespräch zu führen: «Oh moon, are you listening?»

Aber auch die erwachsenen Linden Singers aus Neuheim stellten ihre Pop- und Gospelsongs unter das Motto «Heaven and Sky», also den Himmel als Paradies und als über die Erde ausgespannte Kuppel.

Genial verrückt

Unter seinem Dirigenten Johannes Meister hat sich der mehr als hundert-köpfige Chor Audite Nova des äusserst fantasievollen Werkes «Jolidulidu» des Schweizer Komponisten Stephan Hodel angenommen, der darin Schweizer Volksmusik mit Jazz und Rap verbindet. Die an der Chornacht gezeigten Highlights aus dem Werk konnten einem den Kopf schwindlig machen.

Angefangen vom Talerschwingen als Bordun (langgezogenen Halteton) für die darüber gelegten Jodelsilben und Dialekt-Raps über diverse Versatzstücke aus Schweizer Volksliedern als Fragmente neuer Gesangsteile bis zu den virtuos dargebotenen jazzigen «Barpiano-Improvisationen» des Luzerner Pianisten Marc Hunziker: «Verrückt» ist das richtige Wort dafür.

Und auch der Chor Xang folgte einem genial Verrückten, indem ihre zirka 25 Mitglieder mit roten Mozartlocken im Haar und ihr Dirigent Michael Bártek unter einer Mozartperücke auftraten und die leichtesten, verspieltesten und unverschämtesten Mozartlieder erklingen liessen.

Da wurden die Bärte der Kapuziner und das Naschen an diversen «Süssigkeiten» auf die fantasievolle musikalische Schippe genommen; den Abschluss bildete gar die berühmte Nachtmusik in einem witzigen Vokal-Arrangement.

Bodymusic

Die Formation Clapappella schliesslich verband «mit Händ und Füess» Bodymusic mit A-cappella-Gesang. Der ganze Körper wurde zum Rhythmus- und Klanginstrument, und eine Choreografie aus Fingerschnipsen, Stampfen, Klatschen, Silben-Rap, Bewegungen im Raum und internationalen Liedtexten faszinierte die Zuschauenden offensichtlich.

Singen mit Dabu

Als Abschluss-Veranstaltung war im Theater Casino ein besonderer Höhepunkt geplant: Ein «Sing-mit-Dabu-Chor», für den sich Interessierte anmelden konnten, um mit dem berühmten Mundartsänger Dabu höchstpersönlich gemeinsam aufzutreten. Nach nur zwei Proben und einer Schlussprobe konnte der ad hoc zusammengestellte Laienchor zusammen mit dem vom Publikum begeistert empfangenen Dabu zwei der Lieder seines neuesten Albums «So Easy» darbieten und dafür grossen Applaus quittieren.

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