Stefan Dähler
Stefan Dähler
Die Situation für Hilfswerke ist zurzeit keine einfache. Der Spendermarkt ist umkämpft und die Beiträge der eidgenössischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) gehen zurück. Davon betroffen sind auch die Luzerner Hilfswerke Comundo und Interteam. Sie haben in den letzten Jahren rote Zahlen geschrieben (wir berichteten).
Nun steht ein grosser Schritt bevor: Per 1. Januar 2020 werden sich Interteam und Comundo zusammenschliessen. «Der Zusammenschluss erfolgt weniger aus finanziellen Gründen», sagt Comundo-Präsident Beat Dietschy, «viel mehr, weil wir damit unsere Stärken bündeln können und weil wir uns ideal ergänzen.» Ausserdem habe man dieselbe Arbeitsform und Philosophie. Beide setzen auf personelle Entwicklungszusammenarbeit. Das heisst, Fachleute werden in der Schweiz rekrutiert und arbeiten vor Ort eingebettet in Partnerorganisationen. Zudem haben beide Hilfswerke denselben Hintergrund – sie sind aus der Bethlehem Mission Immensee entstanden.
Interteam ist mit einem jährlichen Betriebsaufwand von rund 3,5 Millionen Franken ein kleines Hilfswerk. Präsident Geert van Dok:
«Wir sind aktuell in vier Ländern tätig, längerfristig wäre ein Überleben schwierig gewesen.»
Der Zusammenschluss mit Comundo (Betriebsaufwand von knapp 10 Millionen) sichere die Arbeit von Interteam längerfristig ab. Gemeinsam werde man zukünftig mit rund 110 Fachleuten in acht Ländern tätig sein. «Dadurch werden wir für erfahrene Berufsleute attraktiver, weil wir mehr Möglichkeiten bieten können», sagt Dietschy. «Und unseren Partnerorganisationen vor Ort können wir eine breitere Palette an professioneller Beratung bieten.»
Comundo habe dank Legaten noch finanzielle Reserven, so Dietschy weiter. «Aber man kann sich nicht darauf verlassen, regelmässig von diesen zu zehren.» Eine Zahl, wie viel durch die Zusammenführung gespart werden kann, könne man nicht nennen. «Doch es ist klar, dass administrative Doppelspurigkeiten wegfallen.» Die Interteam-Geschäftsstelle im Geissenstein wird aufgehoben. Der Umzug zu Comundo im Romerohaus im Würzenbach erfolgt schrittweise bis Ende März 2020, so van Dok. Hier das Gebäude im Bild:
Keine Entlassungen geplant
Entlassungen gebe es keine, zumal beide Hilfswerke erst kürzlich Sparmassnahmen umgesetzt hätten. Bei Comundo wurden zehn Stellen abgebaut – das sei bereits vor den Fusionsplänen eingeleitet worden, so Dietschy. Mit dem Zusammenschluss mit Interteam kommen nun wieder acht Mitarbeitende hinzu, insgesamt werden es rund 36 Vollzeitstellen sein. Offen ist noch, wer die Geschäftsleitung übernimmt. Die Stelle ist zurzeit ausgeschrieben.
Über die Zusammenführung hätten die jeweiligen Vorstände im Mai entschieden. Die Interteam-Mitgliederversammlung muss sie noch definitiv bestätigen. Da die Grundsatzentscheide schon von den Trägervereinen getroffen wurden, dürfte das aber Formsache sein, so Dietschy und van Dok. Auf operativer Ebene habe die Integration bereits begonnen. So erarbeite ein gemeinsames Team das Programm 2021–2024, das bei der Deza eingereicht werden muss, um Bundesgelder zu erhalten.
Apropos Gelder: Besteht nicht das Risiko, dass langjährige Interteam-Spender abspringen werden? Geert van Dok:
«Das könnte sein, wir müssen daher diese gut darüber informieren, dass unsere Programme weiterlaufen und wir künftig stärker und effizienter werden.»
Beat Dietschy fügt an: «Wir haben uns bisher aber auch konkurrenziert, da wir ähnlich ausgerichtet sind. Diesbezüglich wird es für die Spender einfacher.» Durch die neue Grösse erhofft man sich zudem einen höheren Bekanntheitsgrad, was Comundo die Spendenwerbung erleichtern dürfte.